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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Erstes Capitel.
mit blauen halbgeschlossenen Augen voll Feinheit der Be-
obachtung, Laune um den Mund, von etwas furchtsamer
Haltung; jeder Hauch schien ihn umzuwerfen; er erzitterte
bei dem Worte Tod.

Zeigte sich nun an diesem Einen Beispiel wie viel die
exclusive Theologie der Facultäten von der neuen literari-
schen Tendenz zu fürchten hatte, so lag eine unermeßliche
Gefahr darin, wenn diese nun den Versuch machte, in diese
Burgen der anerkannten zunftmäßigen Gelehrsamkeit selbst
einzudringen. Die Universitäten wehrten sich dagegen
so gut sie vermochten. So wie sich Cölln von allem
Anfang der Einführung neuer Elementarbücher widersetzt
hatte, 1 so ließ es auch die Anhänger der neuen Richtung
nicht bei sich einheimisch werden: Rhagius ward durch öf-
fentlichen Anschlag auf 10 Jahre verbannt; Murmellius
ein Schüler des Hegius mußte sich entschließen zu weichen
und an einer Schule zu lehren. So wurde Conrad Cel-
tes von Leipzig fast mit Gewalt vertrieben: Hermann von
dem Busch konnte sich weder auf die Länge in Leipzig
noch auch in Rostock behaupten, seine neue Bearbeitung
des Donat ward fast wie eine Ketzerei betrachtet. 2 Das
gieng jedoch nicht allenthalben. Nach der Verfassung der

plus attulissent utilitatis duo tresve fidi monitores, quam multa
laudantium millia. (Epp. III, 1,
924.)
1 Nach Chyträus Saxonia p. 90 ward der Bischof von Mün-
ster Conrad Ritberg von der Unwersität Cölln vor der Errichtung
einer Schule nach der neuen Methode gewarnt, aber auf ihn, der selbst
in Italien gewesen, wirkten die Empfehlungen, welche sich Langen
von da mitgebracht hatte, z. B. auch vom Papst Sixtus, bei weitem
stärker.
2 Hamelmann Oratio de Buschio nr. 49.

Zweites Buch. Erſtes Capitel.
mit blauen halbgeſchloſſenen Augen voll Feinheit der Be-
obachtung, Laune um den Mund, von etwas furchtſamer
Haltung; jeder Hauch ſchien ihn umzuwerfen; er erzitterte
bei dem Worte Tod.

Zeigte ſich nun an dieſem Einen Beiſpiel wie viel die
excluſive Theologie der Facultäten von der neuen literari-
ſchen Tendenz zu fürchten hatte, ſo lag eine unermeßliche
Gefahr darin, wenn dieſe nun den Verſuch machte, in dieſe
Burgen der anerkannten zunftmäßigen Gelehrſamkeit ſelbſt
einzudringen. Die Univerſitäten wehrten ſich dagegen
ſo gut ſie vermochten. So wie ſich Cölln von allem
Anfang der Einführung neuer Elementarbücher widerſetzt
hatte, 1 ſo ließ es auch die Anhänger der neuen Richtung
nicht bei ſich einheimiſch werden: Rhagius ward durch öf-
fentlichen Anſchlag auf 10 Jahre verbannt; Murmellius
ein Schüler des Hegius mußte ſich entſchließen zu weichen
und an einer Schule zu lehren. So wurde Conrad Cel-
tes von Leipzig faſt mit Gewalt vertrieben: Hermann von
dem Buſch konnte ſich weder auf die Länge in Leipzig
noch auch in Roſtock behaupten, ſeine neue Bearbeitung
des Donat ward faſt wie eine Ketzerei betrachtet. 2 Das
gieng jedoch nicht allenthalben. Nach der Verfaſſung der

plus attulissent utilitatis duo tresve fidi monitores, quam multa
laudantium millia. (Epp. III, 1,
924.)
1 Nach Chytraͤus Saxonia p. 90 ward der Biſchof von Muͤn-
ſter Conrad Ritberg von der Unwerſitaͤt Coͤlln vor der Errichtung
einer Schule nach der neuen Methode gewarnt, aber auf ihn, der ſelbſt
in Italien geweſen, wirkten die Empfehlungen, welche ſich Langen
von da mitgebracht hatte, z. B. auch vom Papſt Sixtus, bei weitem
ſtaͤrker.
2 Hamelmann Oratio de Buschio nr. 49.
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[270/0288] Zweites Buch. Erſtes Capitel. mit blauen halbgeſchloſſenen Augen voll Feinheit der Be- obachtung, Laune um den Mund, von etwas furchtſamer Haltung; jeder Hauch ſchien ihn umzuwerfen; er erzitterte bei dem Worte Tod. Zeigte ſich nun an dieſem Einen Beiſpiel wie viel die excluſive Theologie der Facultäten von der neuen literari- ſchen Tendenz zu fürchten hatte, ſo lag eine unermeßliche Gefahr darin, wenn dieſe nun den Verſuch machte, in dieſe Burgen der anerkannten zunftmäßigen Gelehrſamkeit ſelbſt einzudringen. Die Univerſitäten wehrten ſich dagegen ſo gut ſie vermochten. So wie ſich Cölln von allem Anfang der Einführung neuer Elementarbücher widerſetzt hatte, 1 ſo ließ es auch die Anhänger der neuen Richtung nicht bei ſich einheimiſch werden: Rhagius ward durch öf- fentlichen Anſchlag auf 10 Jahre verbannt; Murmellius ein Schüler des Hegius mußte ſich entſchließen zu weichen und an einer Schule zu lehren. So wurde Conrad Cel- tes von Leipzig faſt mit Gewalt vertrieben: Hermann von dem Buſch konnte ſich weder auf die Länge in Leipzig noch auch in Roſtock behaupten, ſeine neue Bearbeitung des Donat ward faſt wie eine Ketzerei betrachtet. 2 Das gieng jedoch nicht allenthalben. Nach der Verfaſſung der 2 1 Nach Chytraͤus Saxonia p. 90 ward der Biſchof von Muͤn- ſter Conrad Ritberg von der Unwerſitaͤt Coͤlln vor der Errichtung einer Schule nach der neuen Methode gewarnt, aber auf ihn, der ſelbſt in Italien geweſen, wirkten die Empfehlungen, welche ſich Langen von da mitgebracht hatte, z. B. auch vom Papſt Sixtus, bei weitem ſtaͤrker. 2 Hamelmann Oratio de Buschio nr. 49. 2 plus attulissent utilitatis duo tresve fidi monitores, quam multa laudantium millia. (Epp. III, 1, 924.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/288>, abgerufen am 24.11.2024.