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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag zu Augsburg 1510.
den, wenn man sich erinnert, wie viel Schwierigkeit eine
Bewilligung von ein paar hunderttausend Gulden machte;
zunächst wäre man wenigstens des kleinen Anschlags für
das Kammergericht, der auch nur sehr schlecht eingieng,
überhoben gewesen. 1

Jedoch dem Kaiser kamen diese Anerbietungen beinahe
schimpflich vor. Er berechnete, daß ihm der Krieg eine
Million gekostet, daß Venedig von jenen Landen jährlich
500000 G. Nutzung habe; er erklärte, er wolle sich so
nicht abspeisen lassen.

Da war nur wieder das Unglück, daß er doch auch
den Ständen seinen kriegerischen Eifer nicht einflößen konnte.
Alle Ideen, die an den gemeinen Pfennig oder den vier-
hundertsten Mann erinnerten, wurden bei der ersten Er-
wähnung abgelehnt. Es kam wohl zu einer Bewilligung:
man verstand sich eine Hülfe nach der Cöllner Matrikel,
denn die Costnitzer wies man von sich, aufzustellen und
ein Halbjahr im Felde zu erhalten: 2 allein wie hätte man
hoffen können, die Venezianer mit einer so geringen An-

1 Handlung auf gehaltenem Reichstag zu Augsburg 1510. (Fr.
A.) Antwort der Stände Aftermittwoch nach Judica. Sie riethen dazu,
um nicht die Sache künftig entweder gradezu fallen zu lassen "oder viel
nachtheiliger und beschwerlicher Rachtigung annehmen zu müssen, als
jetzt dem heil. Reich zu Ehr und Lob erlangt werden möge."
2 Der Kaiser verlangte die eine freie Zusage "der Hülfe von
Costnitz, als lang S. Mt der nothdürftig seyn wird." Insgeheim
wolle er dann einen Revers ausstellen, daß er sie nur auf Ein Jahr
begehre. Die Stände trugen den Cöllner Anschlag an. Der Kai-
ser: er sey darüber erschrocken; mancher Stand vermöge allein mehr
als das. Es blieb aber dabei und man entschloß sich nur, die Hülfe
nach dem Cöllner Anschlag auf ein halb Jahr zu stellen, wie früher
auf ein ganzes.
Ranke d. Gesch. I. 13

Reichstag zu Augsburg 1510.
den, wenn man ſich erinnert, wie viel Schwierigkeit eine
Bewilligung von ein paar hunderttauſend Gulden machte;
zunächſt wäre man wenigſtens des kleinen Anſchlags für
das Kammergericht, der auch nur ſehr ſchlecht eingieng,
überhoben geweſen. 1

Jedoch dem Kaiſer kamen dieſe Anerbietungen beinahe
ſchimpflich vor. Er berechnete, daß ihm der Krieg eine
Million gekoſtet, daß Venedig von jenen Landen jährlich
500000 G. Nutzung habe; er erklärte, er wolle ſich ſo
nicht abſpeiſen laſſen.

Da war nur wieder das Unglück, daß er doch auch
den Ständen ſeinen kriegeriſchen Eifer nicht einflößen konnte.
Alle Ideen, die an den gemeinen Pfennig oder den vier-
hundertſten Mann erinnerten, wurden bei der erſten Er-
wähnung abgelehnt. Es kam wohl zu einer Bewilligung:
man verſtand ſich eine Hülfe nach der Cöllner Matrikel,
denn die Coſtnitzer wies man von ſich, aufzuſtellen und
ein Halbjahr im Felde zu erhalten: 2 allein wie hätte man
hoffen können, die Venezianer mit einer ſo geringen An-

1 Handlung auf gehaltenem Reichstag zu Augsburg 1510. (Fr.
A.) Antwort der Staͤnde Aftermittwoch nach Judica. Sie riethen dazu,
um nicht die Sache kuͤnftig entweder gradezu fallen zu laſſen „oder viel
nachtheiliger und beſchwerlicher Rachtigung annehmen zu muͤſſen, als
jetzt dem heil. Reich zu Ehr und Lob erlangt werden moͤge.“
2 Der Kaiſer verlangte die eine freie Zuſage „der Huͤlfe von
Coſtnitz, als lang S. Mt der nothduͤrftig ſeyn wird.“ Insgeheim
wolle er dann einen Revers ausſtellen, daß er ſie nur auf Ein Jahr
begehre. Die Staͤnde trugen den Coͤllner Anſchlag an. Der Kai-
ſer: er ſey daruͤber erſchrocken; mancher Stand vermoͤge allein mehr
als das. Es blieb aber dabei und man entſchloß ſich nur, die Huͤlfe
nach dem Coͤllner Anſchlag auf ein halb Jahr zu ſtellen, wie fruͤher
auf ein ganzes.
Ranke d. Geſch. I. 13
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[193/0211] Reichstag zu Augsburg 1510. den, wenn man ſich erinnert, wie viel Schwierigkeit eine Bewilligung von ein paar hunderttauſend Gulden machte; zunächſt wäre man wenigſtens des kleinen Anſchlags für das Kammergericht, der auch nur ſehr ſchlecht eingieng, überhoben geweſen. 1 Jedoch dem Kaiſer kamen dieſe Anerbietungen beinahe ſchimpflich vor. Er berechnete, daß ihm der Krieg eine Million gekoſtet, daß Venedig von jenen Landen jährlich 500000 G. Nutzung habe; er erklärte, er wolle ſich ſo nicht abſpeiſen laſſen. Da war nur wieder das Unglück, daß er doch auch den Ständen ſeinen kriegeriſchen Eifer nicht einflößen konnte. Alle Ideen, die an den gemeinen Pfennig oder den vier- hundertſten Mann erinnerten, wurden bei der erſten Er- wähnung abgelehnt. Es kam wohl zu einer Bewilligung: man verſtand ſich eine Hülfe nach der Cöllner Matrikel, denn die Coſtnitzer wies man von ſich, aufzuſtellen und ein Halbjahr im Felde zu erhalten: 2 allein wie hätte man hoffen können, die Venezianer mit einer ſo geringen An- 1 Handlung auf gehaltenem Reichstag zu Augsburg 1510. (Fr. A.) Antwort der Staͤnde Aftermittwoch nach Judica. Sie riethen dazu, um nicht die Sache kuͤnftig entweder gradezu fallen zu laſſen „oder viel nachtheiliger und beſchwerlicher Rachtigung annehmen zu muͤſſen, als jetzt dem heil. Reich zu Ehr und Lob erlangt werden moͤge.“ 2 Der Kaiſer verlangte die eine freie Zuſage „der Huͤlfe von Coſtnitz, als lang S. Mt der nothduͤrftig ſeyn wird.“ Insgeheim wolle er dann einen Revers ausſtellen, daß er ſie nur auf Ein Jahr begehre. Die Staͤnde trugen den Coͤllner Anſchlag an. Der Kai- ſer: er ſey daruͤber erſchrocken; mancher Stand vermoͤge allein mehr als das. Es blieb aber dabei und man entſchloß ſich nur, die Huͤlfe nach dem Coͤllner Anſchlag auf ein halb Jahr zu ſtellen, wie fruͤher auf ein ganzes. Ranke d. Geſch. I. 13

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/211>, abgerufen am 23.11.2024.