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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
Sitzung auf dem Großbraunfels in Frankfurt am Main. 1
Am 21sten Februar übte es sein Recht in die Acht zu
erklären zum ersten Mal aus: der Richter und seine Bei-
sitzer, Doctoren und Edelleute, erschienen unter freiem Him-
mel; der Achtzettel, durch welchen man den Verurtheilten
"aus dem Frieden in den Unfrieden setzte," "sein Leib und
Gut männiglich erlaubte," ward öffentlich verlesen und zer-
rissen. Daran fehlte jedoch viel daß der König dem
Gerichtshofe nun auch seinen freien Lauf gelassen hätte.
Mehr als einmal gebot er mit den Processen inne zu hal-
ten: er wollte nicht dulden daß sein Fiscal, wenn er Un-
recht bekam, die gewöhnliche Strafe der Unterliegenden be-
zahlte; er schickte einen Beisitzer aus den Niederlanden,
den die übrigen nicht annehmen wollten, weil er nicht re-
gelmäßig präsentirt war; für die Besoldung der Beisitzer
sorgte er nicht, wie er für den Anfang verpflichtet war;
den Präsidenten, Graf Eitelfriedrich von Zollern, den er
wider den Wunsch der Stände, die einem andern den Vor-
zug gaben, 2 gesetzt hatte, rief er doch gar bald wieder ab,
weil er ihn in andern Geschäften brauche.


1 Excerpta ex collectaneis Jobi de Rorbach: bei Harpprecht
II, 216. In den Fr. RA. findet sich noch ein Schreiben Arnold
Schwartzenbergs an den Rath zu Frankf. Freitag nach Assumt. (21
Aug.) "Item uf Samstag U L F. Abend hat Graf Hug von Wern-
berg nach mir geschickt, und vorgehalten, das Kammergericht werde
gelegt gen Frankfurt, wo man ein Huß dazu bekommen mocht und
ein Stuben daneben zum Gespreche." Der Preis für Fleisch und
Fisch soll bestimmt, die Bürger sollen ermahnt werden sich gegen die
Mitglieder zimlich und glimpflich zu verhalten.
2 Dem Fürsten Magnus von Anhalt: er sagt in einer seiner
Noten selbst: Conventus me elegerunt, sed revocavit rex.

Erſtes Buch.
Sitzung auf dem Großbraunfels in Frankfurt am Main. 1
Am 21ſten Februar übte es ſein Recht in die Acht zu
erklären zum erſten Mal aus: der Richter und ſeine Bei-
ſitzer, Doctoren und Edelleute, erſchienen unter freiem Him-
mel; der Achtzettel, durch welchen man den Verurtheilten
„aus dem Frieden in den Unfrieden ſetzte,“ „ſein Leib und
Gut männiglich erlaubte,“ ward öffentlich verleſen und zer-
riſſen. Daran fehlte jedoch viel daß der König dem
Gerichtshofe nun auch ſeinen freien Lauf gelaſſen hätte.
Mehr als einmal gebot er mit den Proceſſen inne zu hal-
ten: er wollte nicht dulden daß ſein Fiscal, wenn er Un-
recht bekam, die gewöhnliche Strafe der Unterliegenden be-
zahlte; er ſchickte einen Beiſitzer aus den Niederlanden,
den die übrigen nicht annehmen wollten, weil er nicht re-
gelmäßig präſentirt war; für die Beſoldung der Beiſitzer
ſorgte er nicht, wie er für den Anfang verpflichtet war;
den Präſidenten, Graf Eitelfriedrich von Zollern, den er
wider den Wunſch der Stände, die einem andern den Vor-
zug gaben, 2 geſetzt hatte, rief er doch gar bald wieder ab,
weil er ihn in andern Geſchäften brauche.


1 Excerpta ex collectaneis Jobi de Rorbach: bei Harpprecht
II, 216. In den Fr. RA. findet ſich noch ein Schreiben Arnold
Schwartzenbergs an den Rath zu Frankf. Freitag nach Aſſumt. (21
Aug.) „Item uf Samſtag U L F. Abend hat Graf Hug von Wern-
berg nach mir geſchickt, und vorgehalten, das Kammergericht werde
gelegt gen Frankfurt, wo man ein Huß dazu bekommen mocht und
ein Stuben daneben zum Geſpreche.“ Der Preis fuͤr Fleiſch und
Fiſch ſoll beſtimmt, die Buͤrger ſollen ermahnt werden ſich gegen die
Mitglieder zimlich und glimpflich zu verhalten.
2 Dem Fuͤrſten Magnus von Anhalt: er ſagt in einer ſeiner
Noten ſelbſt: Conventus me elegerunt, sed revocavit rex.
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[120/0138] Erſtes Buch. Sitzung auf dem Großbraunfels in Frankfurt am Main. 1 Am 21ſten Februar übte es ſein Recht in die Acht zu erklären zum erſten Mal aus: der Richter und ſeine Bei- ſitzer, Doctoren und Edelleute, erſchienen unter freiem Him- mel; der Achtzettel, durch welchen man den Verurtheilten „aus dem Frieden in den Unfrieden ſetzte,“ „ſein Leib und Gut männiglich erlaubte,“ ward öffentlich verleſen und zer- riſſen. Daran fehlte jedoch viel daß der König dem Gerichtshofe nun auch ſeinen freien Lauf gelaſſen hätte. Mehr als einmal gebot er mit den Proceſſen inne zu hal- ten: er wollte nicht dulden daß ſein Fiscal, wenn er Un- recht bekam, die gewöhnliche Strafe der Unterliegenden be- zahlte; er ſchickte einen Beiſitzer aus den Niederlanden, den die übrigen nicht annehmen wollten, weil er nicht re- gelmäßig präſentirt war; für die Beſoldung der Beiſitzer ſorgte er nicht, wie er für den Anfang verpflichtet war; den Präſidenten, Graf Eitelfriedrich von Zollern, den er wider den Wunſch der Stände, die einem andern den Vor- zug gaben, 2 geſetzt hatte, rief er doch gar bald wieder ab, weil er ihn in andern Geſchäften brauche. 1 Excerpta ex collectaneis Jobi de Rorbach: bei Harpprecht II, 216. In den Fr. RA. findet ſich noch ein Schreiben Arnold Schwartzenbergs an den Rath zu Frankf. Freitag nach Aſſumt. (21 Aug.) „Item uf Samſtag U L F. Abend hat Graf Hug von Wern- berg nach mir geſchickt, und vorgehalten, das Kammergericht werde gelegt gen Frankfurt, wo man ein Huß dazu bekommen mocht und ein Stuben daneben zum Geſpreche.“ Der Preis fuͤr Fleiſch und Fiſch ſoll beſtimmt, die Buͤrger ſollen ermahnt werden ſich gegen die Mitglieder zimlich und glimpflich zu verhalten. 2 Dem Fuͤrſten Magnus von Anhalt: er ſagt in einer ſeiner Noten ſelbſt: Conventus me elegerunt, sed revocavit rex.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/138>, abgerufen am 24.11.2024.