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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
sten -- mit dem unläugbaren Rechte, Hülfe zu seinem Rom-
zug von den Ständen zu verlangen -- von seinen italie-
nischen Verbündeten überdieß angetrieben, erschien nun Ma-
ximilian zu Worms und eröffnete am 26 März seinen er-
sten Reichstag mit einer Darstellung der europäischen Ver-
hältnisse. "Sehe man dem Beginnen der Franzosen län-
ger zu, so werde das heil. römische Reich der deutschen Na-
tion entzogen, Niemand bei seiner Ehre Würde und sei-
nen Freiheiten gelassen werden." Er wünschte die ganze
Macht des Reiches aufzurufen und in diesen Kampf fort-
zureißen. Außer einer eilenden Hülfe, um den Widerstand
in Italien aufrecht zu erhalten, forderte er auch eine be-
harrliche, eine feste Kriegseinrichtung auf die nächsten zehn
bis zwölf Jahre, um allenthalben sich vertheidigen zu kön-
nen "wo etwas zum Abbruch des heil. Reiches vorgenom-
men werde." Mit ungestümem Eifer drang er darauf: er
befand sich in einer Lage, in der die allgemeinen Interessen
zugleich seine persönlichen wurden.

Auch die Stände, die sich so zahlreich wie jemals ver-
sammelt, waren von der Nothwendigkeit den Franzosen zu
widerstehen, durchdrungen. Einmal aber sahen sie die Sache
kälter an, und sodann fanden sie den Anfang einer neuen
Regierung, die ihnen schon verpflichtet, und jetzt einer nach-
drücklichen Hülfleistung bedürftig war, sehr geeignet, um
ihre Verbesserungsideen durchzusetzen, die innern Verhält-
nisse endlich einmal wirklich in Ordnung zu bringen. Die
kriegerischen Forderungen des Königs erwiederten sie mit
einem der umfassendsten Entwürfe, die je für die Verfas-
sung des Reiches gemacht worden sind.


Erſtes Buch.
ſten — mit dem unläugbaren Rechte, Hülfe zu ſeinem Rom-
zug von den Ständen zu verlangen — von ſeinen italie-
niſchen Verbündeten überdieß angetrieben, erſchien nun Ma-
ximilian zu Worms und eröffnete am 26 März ſeinen er-
ſten Reichstag mit einer Darſtellung der europäiſchen Ver-
hältniſſe. „Sehe man dem Beginnen der Franzoſen län-
ger zu, ſo werde das heil. römiſche Reich der deutſchen Na-
tion entzogen, Niemand bei ſeiner Ehre Würde und ſei-
nen Freiheiten gelaſſen werden.“ Er wünſchte die ganze
Macht des Reiches aufzurufen und in dieſen Kampf fort-
zureißen. Außer einer eilenden Hülfe, um den Widerſtand
in Italien aufrecht zu erhalten, forderte er auch eine be-
harrliche, eine feſte Kriegseinrichtung auf die nächſten zehn
bis zwölf Jahre, um allenthalben ſich vertheidigen zu kön-
nen „wo etwas zum Abbruch des heil. Reiches vorgenom-
men werde.“ Mit ungeſtümem Eifer drang er darauf: er
befand ſich in einer Lage, in der die allgemeinen Intereſſen
zugleich ſeine perſönlichen wurden.

Auch die Stände, die ſich ſo zahlreich wie jemals ver-
ſammelt, waren von der Nothwendigkeit den Franzoſen zu
widerſtehen, durchdrungen. Einmal aber ſahen ſie die Sache
kälter an, und ſodann fanden ſie den Anfang einer neuen
Regierung, die ihnen ſchon verpflichtet, und jetzt einer nach-
drücklichen Hülfleiſtung bedürftig war, ſehr geeignet, um
ihre Verbeſſerungsideen durchzuſetzen, die innern Verhält-
niſſe endlich einmal wirklich in Ordnung zu bringen. Die
kriegeriſchen Forderungen des Königs erwiederten ſie mit
einem der umfaſſendſten Entwürfe, die je für die Verfaſ-
ſung des Reiches gemacht worden ſind.


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[108/0126] Erſtes Buch. ſten — mit dem unläugbaren Rechte, Hülfe zu ſeinem Rom- zug von den Ständen zu verlangen — von ſeinen italie- niſchen Verbündeten überdieß angetrieben, erſchien nun Ma- ximilian zu Worms und eröffnete am 26 März ſeinen er- ſten Reichstag mit einer Darſtellung der europäiſchen Ver- hältniſſe. „Sehe man dem Beginnen der Franzoſen län- ger zu, ſo werde das heil. römiſche Reich der deutſchen Na- tion entzogen, Niemand bei ſeiner Ehre Würde und ſei- nen Freiheiten gelaſſen werden.“ Er wünſchte die ganze Macht des Reiches aufzurufen und in dieſen Kampf fort- zureißen. Außer einer eilenden Hülfe, um den Widerſtand in Italien aufrecht zu erhalten, forderte er auch eine be- harrliche, eine feſte Kriegseinrichtung auf die nächſten zehn bis zwölf Jahre, um allenthalben ſich vertheidigen zu kön- nen „wo etwas zum Abbruch des heil. Reiches vorgenom- men werde.“ Mit ungeſtümem Eifer drang er darauf: er befand ſich in einer Lage, in der die allgemeinen Intereſſen zugleich ſeine perſönlichen wurden. Auch die Stände, die ſich ſo zahlreich wie jemals ver- ſammelt, waren von der Nothwendigkeit den Franzoſen zu widerſtehen, durchdrungen. Einmal aber ſahen ſie die Sache kälter an, und ſodann fanden ſie den Anfang einer neuen Regierung, die ihnen ſchon verpflichtet, und jetzt einer nach- drücklichen Hülfleiſtung bedürftig war, ſehr geeignet, um ihre Verbeſſerungsideen durchzuſetzen, die innern Verhält- niſſe endlich einmal wirklich in Ordnung zu bringen. Die kriegeriſchen Forderungen des Königs erwiederten ſie mit einem der umfaſſendſten Entwürfe, die je für die Verfaſ- ſung des Reiches gemacht worden ſind.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/126>, abgerufen am 24.11.2024.