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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
sie von Grund aus zerstört, und in dem Geschmack jener Zeit
zu Pallast und Garten umgeschaffen; welche darnach für die
Villa Mondragone in Frascati vertauscht wurden. Selbst
der Friedenstempel, damals ebenfalls noch ziemlich gut er-
halten, fand vor Paul V. keine Gnade. Er faßte den
sonderbaren Gedanken, der Jungfrau Maria mit dem Kinde
eine colossale eherne Bildsäule gießen, und dieselbe so hoch
aufstellen zu lassen, daß die Stadt von dieser ihrer Be-
schützerin ganz übersehen werden könne. Nur gehörte dazu
eine Säule von ungewöhnlicher Länge. Er fand eine solche
endlich im Friedenstempel: ohne sich zu kümmern, daß sie
dort ein Gewölbe stützte, daß sie sich einzeln mehr seltsam
und auffallend als schön und zweckmäßig ausnehmen würde,
führte er sie weg, und brachte jenen Coloß darauf an, wie
wir ihn noch heute sehen.

Sollte auch nicht alles wahr seyn, was man den
Barberini nachgesagt hat, so ist doch unleugbar, daß sie
im Allgemeinen in eben diesem Sinne verfuhren. Unter Ur-
ban VIII. hatte man in der That noch einmal die Absicht
jenes einzig echte und erhaltene, unvergleichliche Monument
der republikanischen Zeiten, das Denkmal der Cäcilia Me-
tella, zu zerstören, um den Marmor bei der Fontana di
Trevi anzuwenden. Der berühmteste Bildhauer und Bau-
meister jener Zeit, Bernini, dem die Fontana übertragen
worden, machte diesen Entwurf, und der Papst gab ihm
in einem Breve die Erlaubniß zur Ausführung. Schon
legte man Hand an, als das römische Volk, das seine
Alterthümer liebte, die Sache inne wurde und sich mit
Gewalt dawidersetzte. Zum zweiten Male rettete es diesen

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
ſie von Grund aus zerſtoͤrt, und in dem Geſchmack jener Zeit
zu Pallaſt und Garten umgeſchaffen; welche darnach fuͤr die
Villa Mondragone in Frascati vertauſcht wurden. Selbſt
der Friedenstempel, damals ebenfalls noch ziemlich gut er-
halten, fand vor Paul V. keine Gnade. Er faßte den
ſonderbaren Gedanken, der Jungfrau Maria mit dem Kinde
eine coloſſale eherne Bildſaͤule gießen, und dieſelbe ſo hoch
aufſtellen zu laſſen, daß die Stadt von dieſer ihrer Be-
ſchuͤtzerin ganz uͤberſehen werden koͤnne. Nur gehoͤrte dazu
eine Saͤule von ungewoͤhnlicher Laͤnge. Er fand eine ſolche
endlich im Friedenstempel: ohne ſich zu kuͤmmern, daß ſie
dort ein Gewoͤlbe ſtuͤtzte, daß ſie ſich einzeln mehr ſeltſam
und auffallend als ſchoͤn und zweckmaͤßig ausnehmen wuͤrde,
fuͤhrte er ſie weg, und brachte jenen Coloß darauf an, wie
wir ihn noch heute ſehen.

Sollte auch nicht alles wahr ſeyn, was man den
Barberini nachgeſagt hat, ſo iſt doch unleugbar, daß ſie
im Allgemeinen in eben dieſem Sinne verfuhren. Unter Ur-
ban VIII. hatte man in der That noch einmal die Abſicht
jenes einzig echte und erhaltene, unvergleichliche Monument
der republikaniſchen Zeiten, das Denkmal der Caͤcilia Me-
tella, zu zerſtoͤren, um den Marmor bei der Fontana di
Trevi anzuwenden. Der beruͤhmteſte Bildhauer und Bau-
meiſter jener Zeit, Bernini, dem die Fontana uͤbertragen
worden, machte dieſen Entwurf, und der Papſt gab ihm
in einem Breve die Erlaubniß zur Ausfuͤhrung. Schon
legte man Hand an, als das roͤmiſche Volk, das ſeine
Alterthuͤmer liebte, die Sache inne wurde und ſich mit
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[76/0088] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. ſie von Grund aus zerſtoͤrt, und in dem Geſchmack jener Zeit zu Pallaſt und Garten umgeſchaffen; welche darnach fuͤr die Villa Mondragone in Frascati vertauſcht wurden. Selbſt der Friedenstempel, damals ebenfalls noch ziemlich gut er- halten, fand vor Paul V. keine Gnade. Er faßte den ſonderbaren Gedanken, der Jungfrau Maria mit dem Kinde eine coloſſale eherne Bildſaͤule gießen, und dieſelbe ſo hoch aufſtellen zu laſſen, daß die Stadt von dieſer ihrer Be- ſchuͤtzerin ganz uͤberſehen werden koͤnne. Nur gehoͤrte dazu eine Saͤule von ungewoͤhnlicher Laͤnge. Er fand eine ſolche endlich im Friedenstempel: ohne ſich zu kuͤmmern, daß ſie dort ein Gewoͤlbe ſtuͤtzte, daß ſie ſich einzeln mehr ſeltſam und auffallend als ſchoͤn und zweckmaͤßig ausnehmen wuͤrde, fuͤhrte er ſie weg, und brachte jenen Coloß darauf an, wie wir ihn noch heute ſehen. Sollte auch nicht alles wahr ſeyn, was man den Barberini nachgeſagt hat, ſo iſt doch unleugbar, daß ſie im Allgemeinen in eben dieſem Sinne verfuhren. Unter Ur- ban VIII. hatte man in der That noch einmal die Abſicht jenes einzig echte und erhaltene, unvergleichliche Monument der republikaniſchen Zeiten, das Denkmal der Caͤcilia Me- tella, zu zerſtoͤren, um den Marmor bei der Fontana di Trevi anzuwenden. Der beruͤhmteſte Bildhauer und Bau- meiſter jener Zeit, Bernini, dem die Fontana uͤbertragen worden, machte dieſen Entwurf, und der Papſt gab ihm in einem Breve die Erlaubniß zur Ausfuͤhrung. Schon legte man Hand an, als das roͤmiſche Volk, das ſeine Alterthuͤmer liebte, die Sache inne wurde und ſich mit Gewalt dawiderſetzte. Zum zweiten Male rettete es dieſen

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/88>, abgerufen am 23.11.2024.