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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Innocenz X.
dinäle waren mißvergnügt, daß ihnen ein Später-gekomme-
ner vorgezogen würde 1): vornehmlich aber war Donna
Olimpia Maidalchina unzufrieden. Sie hatte den jungen
Astalli gelobt, sie hatte ihn zum Cardinal vorgeschlagen;
doch hatte sie niemals geglaubt, daß es so weit kommen
würde.

Zuerst ward nun sie selbst entfernt. Der weltliche
Nepot und dessen Gemahlin, die, wie sich ein Zeitgenosse
ausdrückt "eben so weit über gewöhnliche Frauen erhaben
war, wie er unter gewöhnlichen Männern stand", traten
in den Pallast ein.

Aber nicht lange vertrugen sich der natürliche welt-
liche und der angenommene geistliche Nepot. Die alte Olim-
pia ward wieder herbeigerufen um das Haus in Ordnung
zu halten.

In kurzem gelangte sie aufs neue zu ihrem gewohnten
Einflusse 2).

In einem Zimmer der Villa Pamfili stehn die Bü-
sten des Papstes und seiner Schwägerin. Wenn man sie
mit einander vergleicht, die Züge der Frau, welche Ent-

1) Diario Deone 10 Sett. 1650. Discorre la corte che'l
papa ha perduto il beneficio conferito a tutte le sue creature,
che si tengono offese che papa habbia preferito un giovane senza
esperienza a tutti loro, tra quali sono huomini di molto valore,
segno che tutti l'ha per diffidenti overo inetti alla carica.
In
einer Schrift Osservationi sopra la futura elettione 1652 wird
auch viel darüber discurirt. "Io credo che sia solamente un ca-
priccio che all' improviso gli venne -- -- conoscendo appena
monsr Camillo Astalli."
2) Pallavicini: Vita di papa Alessandro VII. La scaltra
vecchia passo con breve mezzo dall' estremo della disgratia
all' estremo della gratia.

Innocenz X.
dinaͤle waren mißvergnuͤgt, daß ihnen ein Spaͤter-gekomme-
ner vorgezogen wuͤrde 1): vornehmlich aber war Donna
Olimpia Maidalchina unzufrieden. Sie hatte den jungen
Aſtalli gelobt, ſie hatte ihn zum Cardinal vorgeſchlagen;
doch hatte ſie niemals geglaubt, daß es ſo weit kommen
wuͤrde.

Zuerſt ward nun ſie ſelbſt entfernt. Der weltliche
Nepot und deſſen Gemahlin, die, wie ſich ein Zeitgenoſſe
ausdruͤckt „eben ſo weit uͤber gewoͤhnliche Frauen erhaben
war, wie er unter gewoͤhnlichen Maͤnnern ſtand“, traten
in den Pallaſt ein.

Aber nicht lange vertrugen ſich der natuͤrliche welt-
liche und der angenommene geiſtliche Nepot. Die alte Olim-
pia ward wieder herbeigerufen um das Haus in Ordnung
zu halten.

In kurzem gelangte ſie aufs neue zu ihrem gewohnten
Einfluſſe 2).

In einem Zimmer der Villa Pamfili ſtehn die Buͤ-
ſten des Papſtes und ſeiner Schwaͤgerin. Wenn man ſie
mit einander vergleicht, die Zuͤge der Frau, welche Ent-

1) Diario Deone 10 Sett. 1650. Discorre la corte che’l
papa ha perduto il beneficio conferito a tutte le sue creature,
che si tengono offese che papa habbia preferito un giovane senza
esperienza a tutti loro, tra quali sono huomini di molto valore,
segno che tutti l’ha per diffidenti overo inetti alla carica.
In
einer Schrift Osservationi sopra la futura elettione 1652 wird
auch viel daruͤber discurirt. „Io credo che sia solamente un ca-
priccio che all’ improviso gli venne — — conoscendo appena
monsr Camillo Astalli.“
2) Pallavicini: Vita di papa Alessandro VII. La scaltra
vecchia passò con breve mezzo dall’ estremo della disgratia
all’ estremo della gratia.
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[47/0059] Innocenz X. dinaͤle waren mißvergnuͤgt, daß ihnen ein Spaͤter-gekomme- ner vorgezogen wuͤrde 1): vornehmlich aber war Donna Olimpia Maidalchina unzufrieden. Sie hatte den jungen Aſtalli gelobt, ſie hatte ihn zum Cardinal vorgeſchlagen; doch hatte ſie niemals geglaubt, daß es ſo weit kommen wuͤrde. Zuerſt ward nun ſie ſelbſt entfernt. Der weltliche Nepot und deſſen Gemahlin, die, wie ſich ein Zeitgenoſſe ausdruͤckt „eben ſo weit uͤber gewoͤhnliche Frauen erhaben war, wie er unter gewoͤhnlichen Maͤnnern ſtand“, traten in den Pallaſt ein. Aber nicht lange vertrugen ſich der natuͤrliche welt- liche und der angenommene geiſtliche Nepot. Die alte Olim- pia ward wieder herbeigerufen um das Haus in Ordnung zu halten. In kurzem gelangte ſie aufs neue zu ihrem gewohnten Einfluſſe 2). In einem Zimmer der Villa Pamfili ſtehn die Buͤ- ſten des Papſtes und ſeiner Schwaͤgerin. Wenn man ſie mit einander vergleicht, die Zuͤge der Frau, welche Ent- 1) Diario Deone 10 Sett. 1650. Discorre la corte che’l papa ha perduto il beneficio conferito a tutte le sue creature, che si tengono offese che papa habbia preferito un giovane senza esperienza a tutti loro, tra quali sono huomini di molto valore, segno che tutti l’ha per diffidenti overo inetti alla carica. In einer Schrift Osservationi sopra la futura elettione 1652 wird auch viel daruͤber discurirt. „Io credo che sia solamente un ca- priccio che all’ improviso gli venne — — conoscendo appena monsr Camillo Astalli.“ 2) Pallavicini: Vita di papa Alessandro VII. La scaltra vecchia passò con breve mezzo dall’ estremo della disgratia all’ estremo della gratia.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/59>, abgerufen am 23.11.2024.