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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Innocenz X.
Vermählung zeigte -- indem die reichste Erbin in Rom,
Donna Olimpia Aldobrandina, durch den Tod ihres Ge-
mahls ledig wurde, -- kehrte er in den weltlichen Stand
zurück und ging diese Verbindung ein.

Don Camillo nun wurde hiedurch so glücklich, als
er nur werden konnte. Seine Gemahlin war nicht allein
reich, sondern auch noch in blühenden Jahren, voll An-
muth und Geist: sie ergänzte seine Mängel durch ausge-
zeichnete Eigenschaften. Aber auch sie wollte herrschen. Zwi-
schen der Schwiegermutter und der Schwiegertochter blieb
nicht einen Augenblick Friede. Das Haus des Papstes
erfüllte sich mit dem Hader zweier Frauen. Anfangs muß-
ten sich die Neuvermählten entfernen; aber nicht lange hielten
sie es aus: wider den Willen des Papstes kamen sie zurück:
hierauf fiel die Entzweiung aller Welt in die Augen. Donna
Olimpia Maidalchina erscheint z. B. einmal während des
Carnevals in prächtigem Aufzuge im Corso: ihr Sohn und
seine Gemahlin stehn an dem Fenster: so wie sie den Wa-
gen der Mutter ansichtig werden, begeben sie sich weg.
Jedermann bemerkt es: ganz Rom spricht davon 1). Die
verschiedenen Parteien suchen sich der Entzweiten zu be-
mächtigen.

Unglücklicher Weise hatte Papst Innocenz eine Sinnes-
weise, die sich eher eignete Zwistigkeiten dieser Art zu be-
fördern als sie zu heben.


1) Diario Deone. Ein ander Mal erzählt er wie folgt. Mer-
cordi la tarda (Ag. 1648) la Sra Olimpia con ambedue le figliuole
con molta comitiva passo per longo il corso: ogn' uno credeva
che ella andasse a visitare la nuora, ma passo avanti la casa
senza guardarla.

Innocenz X.
Vermaͤhlung zeigte — indem die reichſte Erbin in Rom,
Donna Olimpia Aldobrandina, durch den Tod ihres Ge-
mahls ledig wurde, — kehrte er in den weltlichen Stand
zuruͤck und ging dieſe Verbindung ein.

Don Camillo nun wurde hiedurch ſo gluͤcklich, als
er nur werden konnte. Seine Gemahlin war nicht allein
reich, ſondern auch noch in bluͤhenden Jahren, voll An-
muth und Geiſt: ſie ergaͤnzte ſeine Maͤngel durch ausge-
zeichnete Eigenſchaften. Aber auch ſie wollte herrſchen. Zwi-
ſchen der Schwiegermutter und der Schwiegertochter blieb
nicht einen Augenblick Friede. Das Haus des Papſtes
erfuͤllte ſich mit dem Hader zweier Frauen. Anfangs muß-
ten ſich die Neuvermaͤhlten entfernen; aber nicht lange hielten
ſie es aus: wider den Willen des Papſtes kamen ſie zuruͤck:
hierauf fiel die Entzweiung aller Welt in die Augen. Donna
Olimpia Maidalchina erſcheint z. B. einmal waͤhrend des
Carnevals in praͤchtigem Aufzuge im Corſo: ihr Sohn und
ſeine Gemahlin ſtehn an dem Fenſter: ſo wie ſie den Wa-
gen der Mutter anſichtig werden, begeben ſie ſich weg.
Jedermann bemerkt es: ganz Rom ſpricht davon 1). Die
verſchiedenen Parteien ſuchen ſich der Entzweiten zu be-
maͤchtigen.

Ungluͤcklicher Weiſe hatte Papſt Innocenz eine Sinnes-
weiſe, die ſich eher eignete Zwiſtigkeiten dieſer Art zu be-
foͤrdern als ſie zu heben.


1) Diario Deone. Ein ander Mal erzaͤhlt er wie folgt. Mer-
cordì la tarda (Ag. 1648) la Sra Olimpia con ambedue le figliuole
con molta comitiva passò per longo il corso: ogn’ uno credeva
che ella andasse a visitare la nuora, ma passò avanti la casa
senza guardarla.
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[43/0055] Innocenz X. Vermaͤhlung zeigte — indem die reichſte Erbin in Rom, Donna Olimpia Aldobrandina, durch den Tod ihres Ge- mahls ledig wurde, — kehrte er in den weltlichen Stand zuruͤck und ging dieſe Verbindung ein. Don Camillo nun wurde hiedurch ſo gluͤcklich, als er nur werden konnte. Seine Gemahlin war nicht allein reich, ſondern auch noch in bluͤhenden Jahren, voll An- muth und Geiſt: ſie ergaͤnzte ſeine Maͤngel durch ausge- zeichnete Eigenſchaften. Aber auch ſie wollte herrſchen. Zwi- ſchen der Schwiegermutter und der Schwiegertochter blieb nicht einen Augenblick Friede. Das Haus des Papſtes erfuͤllte ſich mit dem Hader zweier Frauen. Anfangs muß- ten ſich die Neuvermaͤhlten entfernen; aber nicht lange hielten ſie es aus: wider den Willen des Papſtes kamen ſie zuruͤck: hierauf fiel die Entzweiung aller Welt in die Augen. Donna Olimpia Maidalchina erſcheint z. B. einmal waͤhrend des Carnevals in praͤchtigem Aufzuge im Corſo: ihr Sohn und ſeine Gemahlin ſtehn an dem Fenſter: ſo wie ſie den Wa- gen der Mutter anſichtig werden, begeben ſie ſich weg. Jedermann bemerkt es: ganz Rom ſpricht davon 1). Die verſchiedenen Parteien ſuchen ſich der Entzweiten zu be- maͤchtigen. Ungluͤcklicher Weiſe hatte Papſt Innocenz eine Sinnes- weiſe, die ſich eher eignete Zwiſtigkeiten dieſer Art zu be- foͤrdern als ſie zu heben. 1) Diario Deone. Ein ander Mal erzaͤhlt er wie folgt. Mer- cordì la tarda (Ag. 1648) la Sra Olimpia con ambedue le figliuole con molta comitiva passò per longo il corso: ogn’ uno credeva che ella andasse a visitare la nuora, ma passò avanti la casa senza guardarla.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/55>, abgerufen am 27.11.2024.