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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Relatione di Roma 1707.
con la debita pesatezza procede, cercando l'informationi dai fonti
piu sinceri, senza dar luogo che molto parcamente al favore.
Ne esamina talvolta alcuno egli stesso ad usanza dei papi an-
tichi. Dell' altre dignita parimenti e beneficj ecclesiastici va
cosi misurato ed attento nella distributione che anche sopra gli
stessi suoi congiunti vuol che si scorga giustificata la conve-
nienza d'accomodarli dal requisito di studj e costumi comen-
dabili.

In diesem Sinne behandelte Clemens nun auch die jurisdictio-
nellen Sachen, d. h. mit allem Eifer den sein Amt von ihm for-
derte. Hie und da gewann er sogar Terrain. Der neue König von
Spanien fand sich bewogen, ihn um die Erlaubniß zu bitten Geist-
liche vor das weltliche Gericht zu ziehen und Zehnten einzufordern.
Der König von Polen stellte einige Mitglieder der hohen Geistlichkeit
vor das Gericht des Papstes. Der Vicekönig von Neapel unterwarf sich
nach langem Widerstand in dem kritischen Augenblick als die Deut-
schen nach Unteritalien vorrückten, den päpstlichen Befehlen -- (un
trionfo che sara registrato nelli annali della chiesa
--); desto
lebhafter wurden nun Savoyen und Lothringen angegriffen. Der
Papst verstand es, den günstigen Moment zu benutzen (studiosis-
simo d'ingrandire con i motivi di pieta la potenza
). Von einem
ähnlichen Geiste findet Morosini den gesammten Hof durchdrungen.
Man wolle nichts wissen von dem Unterschied zwischen Kirche und
Staat: Alles sey Kirche: jede Congregation nenne sich heilig, möge
der Gegenstand ihrer Berathungen seyn welcher er wolle: man ma-
che keinen Unterschied zwischen Hirten der Kirche und Prälaten des
Hofes; auch jene entbinde man von ihrem Amt und brauche sie in
Staatsgeschäften. Uebrigens bediene man sich die Frömmigkeit
gleichsam wie einer Münze, die zum Fortkommen unentbehrlich ge-
worden. Von den Congregationen werden vier als besonders bemer-
kenswerth herausgehoben: -- der Inquisition, welche alle Unterstützung
verdiene, da sie die reine Lehre bewache, nur sey es auffallend, daß
man die schlimmsten Ketzereien gerade in Rom antreffe (er meint
den Quietismus), -- der Propaganda, leider finde man jetzt wenig
Leute die sich mit voller Hingebung dem Geschäfte der Mission wid-
men wollten, -- der Bischöfe und Klostergeistlichen, die besonders
über die letzten eine sehr nothwendige Aufsicht führe, -- und der Im-
munität: diese sey wie eine Wache aufgestellt, um die Grenzen der
geistlichen und weltlichen Autorität zu beobachten: würde es nach ih-
rem Sinne gehn, so würde die fürstliche Macht ganz vernichtet
werden.

Morosini geht nun auf den Staat über. Er wiederholt die seit
einiger Zeit so häufigen Klagen über den Mangel an Einwohnern und
Cultur; gern hätte der Papst Verbesserungen eingeführt, z. B. des
Anbau's der Campagna, aber es kam zu nichts, als zu glänzenden
Projecten. Der Gesandte bemerkt, daß das geistliche Ansehen auch
die fürstliche Gewalt vermehre. Die Macht des Senates findet
er einen Spott für einen solchen Namen. Die Barone seyen in
Hinsicht der Bestrafungen dem geringsten Pöbel gleichgestellt, der
Papst halte sie unter strenger Aufsicht, weil er sehr gut wisse, daß

Päpste** 32

Relatione di Roma 1707.
con la debita pesatezza procede, cercando l’informationi dai fonti
più sinceri, senza dar luogo che molto parcamente al favore.
Ne esamina talvolta alcuno egli stesso ad usanza dei papi an-
tichi. Dell’ altre dignità parimenti e beneficj ecclesiastici va
così misurato ed attento nella distributione che anche sopra gli
stessi suoi congiunti vuol che si scorga giustificata la conve-
nienza d’accomodarli dal requisito di studj e costumi comen-
dabili.

In dieſem Sinne behandelte Clemens nun auch die jurisdictio-
nellen Sachen, d. h. mit allem Eifer den ſein Amt von ihm for-
derte. Hie und da gewann er ſogar Terrain. Der neue Koͤnig von
Spanien fand ſich bewogen, ihn um die Erlaubniß zu bitten Geiſt-
liche vor das weltliche Gericht zu ziehen und Zehnten einzufordern.
Der Koͤnig von Polen ſtellte einige Mitglieder der hohen Geiſtlichkeit
vor das Gericht des Papſtes. Der Vicekoͤnig von Neapel unterwarf ſich
nach langem Widerſtand in dem kritiſchen Augenblick als die Deut-
ſchen nach Unteritalien vorruͤckten, den paͤpſtlichen Befehlen — (un
trionfo che sarà registrato nelli annali della chiesa
—); deſto
lebhafter wurden nun Savoyen und Lothringen angegriffen. Der
Papſt verſtand es, den guͤnſtigen Moment zu benutzen (studiosis-
simo d’ingrandire con i motivi di pietà la potenza
). Von einem
aͤhnlichen Geiſte findet Moroſini den geſammten Hof durchdrungen.
Man wolle nichts wiſſen von dem Unterſchied zwiſchen Kirche und
Staat: Alles ſey Kirche: jede Congregation nenne ſich heilig, moͤge
der Gegenſtand ihrer Berathungen ſeyn welcher er wolle: man ma-
che keinen Unterſchied zwiſchen Hirten der Kirche und Praͤlaten des
Hofes; auch jene entbinde man von ihrem Amt und brauche ſie in
Staatsgeſchaͤften. Uebrigens bediene man ſich die Froͤmmigkeit
gleichſam wie einer Muͤnze, die zum Fortkommen unentbehrlich ge-
worden. Von den Congregationen werden vier als beſonders bemer-
kenswerth herausgehoben: — der Inquiſition, welche alle Unterſtuͤtzung
verdiene, da ſie die reine Lehre bewache, nur ſey es auffallend, daß
man die ſchlimmſten Ketzereien gerade in Rom antreffe (er meint
den Quietismus), — der Propaganda, leider finde man jetzt wenig
Leute die ſich mit voller Hingebung dem Geſchaͤfte der Miſſion wid-
men wollten, — der Biſchoͤfe und Kloſtergeiſtlichen, die beſonders
uͤber die letzten eine ſehr nothwendige Aufſicht fuͤhre, — und der Im-
munitaͤt: dieſe ſey wie eine Wache aufgeſtellt, um die Grenzen der
geiſtlichen und weltlichen Autoritaͤt zu beobachten: wuͤrde es nach ih-
rem Sinne gehn, ſo wuͤrde die fuͤrſtliche Macht ganz vernichtet
werden.

Moroſini geht nun auf den Staat uͤber. Er wiederholt die ſeit
einiger Zeit ſo haͤufigen Klagen uͤber den Mangel an Einwohnern und
Cultur; gern haͤtte der Papſt Verbeſſerungen eingefuͤhrt, z. B. des
Anbau’s der Campagna, aber es kam zu nichts, als zu glaͤnzenden
Projecten. Der Geſandte bemerkt, daß das geiſtliche Anſehen auch
die fuͤrſtliche Gewalt vermehre. Die Macht des Senates findet
er einen Spott fuͤr einen ſolchen Namen. Die Barone ſeyen in
Hinſicht der Beſtrafungen dem geringſten Poͤbel gleichgeſtellt, der
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Päpſte** 32
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[497/0509] Relatione di Roma 1707. con la debita pesatezza procede, cercando l’informationi dai fonti più sinceri, senza dar luogo che molto parcamente al favore. Ne esamina talvolta alcuno egli stesso ad usanza dei papi an- tichi. Dell’ altre dignità parimenti e beneficj ecclesiastici va così misurato ed attento nella distributione che anche sopra gli stessi suoi congiunti vuol che si scorga giustificata la conve- nienza d’accomodarli dal requisito di studj e costumi comen- dabili. In dieſem Sinne behandelte Clemens nun auch die jurisdictio- nellen Sachen, d. h. mit allem Eifer den ſein Amt von ihm for- derte. Hie und da gewann er ſogar Terrain. Der neue Koͤnig von Spanien fand ſich bewogen, ihn um die Erlaubniß zu bitten Geiſt- liche vor das weltliche Gericht zu ziehen und Zehnten einzufordern. Der Koͤnig von Polen ſtellte einige Mitglieder der hohen Geiſtlichkeit vor das Gericht des Papſtes. Der Vicekoͤnig von Neapel unterwarf ſich nach langem Widerſtand in dem kritiſchen Augenblick als die Deut- ſchen nach Unteritalien vorruͤckten, den paͤpſtlichen Befehlen — (un trionfo che sarà registrato nelli annali della chiesa —); deſto lebhafter wurden nun Savoyen und Lothringen angegriffen. Der Papſt verſtand es, den guͤnſtigen Moment zu benutzen (studiosis- simo d’ingrandire con i motivi di pietà la potenza). Von einem aͤhnlichen Geiſte findet Moroſini den geſammten Hof durchdrungen. Man wolle nichts wiſſen von dem Unterſchied zwiſchen Kirche und Staat: Alles ſey Kirche: jede Congregation nenne ſich heilig, moͤge der Gegenſtand ihrer Berathungen ſeyn welcher er wolle: man ma- che keinen Unterſchied zwiſchen Hirten der Kirche und Praͤlaten des Hofes; auch jene entbinde man von ihrem Amt und brauche ſie in Staatsgeſchaͤften. Uebrigens bediene man ſich die Froͤmmigkeit gleichſam wie einer Muͤnze, die zum Fortkommen unentbehrlich ge- worden. Von den Congregationen werden vier als beſonders bemer- kenswerth herausgehoben: — der Inquiſition, welche alle Unterſtuͤtzung verdiene, da ſie die reine Lehre bewache, nur ſey es auffallend, daß man die ſchlimmſten Ketzereien gerade in Rom antreffe (er meint den Quietismus), — der Propaganda, leider finde man jetzt wenig Leute die ſich mit voller Hingebung dem Geſchaͤfte der Miſſion wid- men wollten, — der Biſchoͤfe und Kloſtergeiſtlichen, die beſonders uͤber die letzten eine ſehr nothwendige Aufſicht fuͤhre, — und der Im- munitaͤt: dieſe ſey wie eine Wache aufgeſtellt, um die Grenzen der geiſtlichen und weltlichen Autoritaͤt zu beobachten: wuͤrde es nach ih- rem Sinne gehn, ſo wuͤrde die fuͤrſtliche Macht ganz vernichtet werden. Moroſini geht nun auf den Staat uͤber. Er wiederholt die ſeit einiger Zeit ſo haͤufigen Klagen uͤber den Mangel an Einwohnern und Cultur; gern haͤtte der Papſt Verbeſſerungen eingefuͤhrt, z. B. des Anbau’s der Campagna, aber es kam zu nichts, als zu glaͤnzenden Projecten. Der Geſandte bemerkt, daß das geiſtliche Anſehen auch die fuͤrſtliche Gewalt vermehre. Die Macht des Senates findet er einen Spott fuͤr einen ſolchen Namen. Die Barone ſeyen in Hinſicht der Beſtrafungen dem geringſten Poͤbel gleichgeſtellt, der Papſt halte ſie unter ſtrenger Aufſicht, weil er ſehr gut wiſſe, daß Päpſte** 32

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/509>, abgerufen am 24.11.2024.