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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Vita del cardinal Cecchini
che aveva comprati dal duca di Zagarolo, sicome se volse la
gratia della detta condennatione delli nepoti, lo convenne fare,
con farli anco constituir prigioni in castello, dove stettero quat-
tro mesi.
-- Unwürdigkeiten die abscheulich sind. Die historische
Pflicht verbietet davon zu schweigen: obwohl wir bemerken müssen,
daß Cecchini ein natürlicher Anhänger der Aldobrandini ist.

Nach Gregor ward Urban VIII. gewählt. Schon hatte Cec-
chini Gelegenheit gefunden, ihm einen großen Dienst zu erweisen, wenn
auch nur durch Stillschweigen. Als Cardinal hatte Urban einst in
heftiger Aufwallung gesagt, man werde dem Cl. Ludovisio etwas ge-
denken, und nichts hätte ihm im Conclave schädlicher werden können
als diese Drohung, da Ludovisio so mächtig darin war; jedoch auf
Magalottos Bitten schwieg Cecchini.

Sehr charakteristisch tritt Urban noch ein ander Mal in dieser
Lebensbeschreibung auf.

Urban VIII. fühlte sich durch die Protestation Borgias tief ge-
kränkt: er schrieb den Cardinälen Ubaldini und Ludovisio einen An-
theil daran zu, und wollte sie dafür züchtigen. Ubaldini würde er
ins Gefängniß haben werfen lassen, hätte sich ihm der Fiscal nicht
standhaft entgegengesetzt: aber wenigstens entfernen mußte sich dieser
Cardinal: auch Ludovisio'n wollte der Papst nicht in Rom dulden.
Unsern Cecchini, der noch in ludovisischem Dienste stand, ließ er deshalb
rufen, und befahl ihm, dem Cardinal zu sagen, er möge sich binnen
14 Tagen in sein Erzbisthum Bologna begeben. Unter heftigen Aus-
brüchen seines Zornes erklärte er das. "Eine gute Stunde," sagt Cec-
chini, "mußte ich zuhören, wie er mit tausend Schmähungen auch
Borgia zu züchtigen drohte; ich durfte ihn nicht unterbrechen: er wie-
derholte dann, Ludovisio möge sich entfernen, oder er werde mit den
Sbirren fortgebracht werden." Auch dießmal hätte Cecchini besser ge-
schwiegen. Aber er hielt es für nothwendig seinem Herrn Meldung
zu machen. Es ist für den Zustand des Hofes sehr bezeichnend, daß
er es hiedurch mit Jedermann verdarb. Ludovisio fand, Cecchini hätte
sich die Ausbrüche des Papstes nicht gefallen, es eher zu einem völligen
Bruche sollen kommen lassen. Cardinal Barberini war aufgebracht,
denn Cecchini hätte erst mit ihm, dem Cardinal Nepoten, reden sol-
len. Am ungehaltensten aber war Urban selbst, zumal da die Sache
ein wenig verunstaltet herumgebracht wurde. Er ließ den armen Cec-
chini noch einmal kommen, und machte ihm hier eine Scene, in wel-
cher der alte Ingrimm gegen seine Feinde und Reue über seine Au-
ßerung, -- gethan haben und nicht gethan haben wollen, -- Ueberzeu-
gung von seiner päpstlichen Allgewalt und das Gefühl daß der Andere
doch nicht unrecht gehandelt, sich auf eine sonderbare Weise vermisch-
ten. Aber Urban VIII. war ein Mann, der zuletzt wieder in sich
ging. Ludovisio hatte sich entfernt, und war kurz darauf gestorben.
Cecchini hatte zwar seine bisherigen Stellen verloren, aber doch eine
neue bekommen, die ihm sogar zuweilen Gelegenheit gab den Papst
zu sehen. "Monsignor Cecchini," fing dieser eines Tages an, "ver-
zeiht uns, wir sind gegen Euch zu weit gegangen." Cecchini sagt,
ihm seyen hierüber Thränen in die Augen gestiegen, und er habe mit
tiefer Hingebung geantwortet. Der Maggiordomo des Papstes

Vita del cardinal Cecchini
che aveva comprati dal duca di Zagarolo, sicome se volse la
gratia della detta condennatione delli nepoti, lo convenne fare,
con farli anco constituir prigioni in castello, dove stettero quat-
tro mesi.
— Unwuͤrdigkeiten die abſcheulich ſind. Die hiſtoriſche
Pflicht verbietet davon zu ſchweigen: obwohl wir bemerken muͤſſen,
daß Cecchini ein natuͤrlicher Anhaͤnger der Aldobrandini iſt.

Nach Gregor ward Urban VIII. gewaͤhlt. Schon hatte Cec-
chini Gelegenheit gefunden, ihm einen großen Dienſt zu erweiſen, wenn
auch nur durch Stillſchweigen. Als Cardinal hatte Urban einſt in
heftiger Aufwallung geſagt, man werde dem Cl. Ludoviſio etwas ge-
denken, und nichts haͤtte ihm im Conclave ſchaͤdlicher werden koͤnnen
als dieſe Drohung, da Ludoviſio ſo maͤchtig darin war; jedoch auf
Magalottos Bitten ſchwieg Cecchini.

Sehr charakteriſtiſch tritt Urban noch ein ander Mal in dieſer
Lebensbeſchreibung auf.

Urban VIII. fuͤhlte ſich durch die Proteſtation Borgias tief ge-
kraͤnkt: er ſchrieb den Cardinaͤlen Ubaldini und Ludoviſio einen An-
theil daran zu, und wollte ſie dafuͤr zuͤchtigen. Ubaldini wuͤrde er
ins Gefaͤngniß haben werfen laſſen, haͤtte ſich ihm der Fiscal nicht
ſtandhaft entgegengeſetzt: aber wenigſtens entfernen mußte ſich dieſer
Cardinal: auch Ludoviſio’n wollte der Papſt nicht in Rom dulden.
Unſern Cecchini, der noch in ludoviſiſchem Dienſte ſtand, ließ er deshalb
rufen, und befahl ihm, dem Cardinal zu ſagen, er moͤge ſich binnen
14 Tagen in ſein Erzbisthum Bologna begeben. Unter heftigen Aus-
bruͤchen ſeines Zornes erklaͤrte er das. „Eine gute Stunde,“ ſagt Cec-
chini, „mußte ich zuhoͤren, wie er mit tauſend Schmaͤhungen auch
Borgia zu zuͤchtigen drohte; ich durfte ihn nicht unterbrechen: er wie-
derholte dann, Ludoviſio moͤge ſich entfernen, oder er werde mit den
Sbirren fortgebracht werden.“ Auch dießmal haͤtte Cecchini beſſer ge-
ſchwiegen. Aber er hielt es fuͤr nothwendig ſeinem Herrn Meldung
zu machen. Es iſt fuͤr den Zuſtand des Hofes ſehr bezeichnend, daß
er es hiedurch mit Jedermann verdarb. Ludoviſio fand, Cecchini haͤtte
ſich die Ausbruͤche des Papſtes nicht gefallen, es eher zu einem voͤlligen
Bruche ſollen kommen laſſen. Cardinal Barberini war aufgebracht,
denn Cecchini haͤtte erſt mit ihm, dem Cardinal Nepoten, reden ſol-
len. Am ungehaltenſten aber war Urban ſelbſt, zumal da die Sache
ein wenig verunſtaltet herumgebracht wurde. Er ließ den armen Cec-
chini noch einmal kommen, und machte ihm hier eine Scene, in wel-
cher der alte Ingrimm gegen ſeine Feinde und Reue uͤber ſeine Au-
ßerung, — gethan haben und nicht gethan haben wollen, — Ueberzeu-
gung von ſeiner paͤpſtlichen Allgewalt und das Gefuͤhl daß der Andere
doch nicht unrecht gehandelt, ſich auf eine ſonderbare Weiſe vermiſch-
ten. Aber Urban VIII. war ein Mann, der zuletzt wieder in ſich
ging. Ludoviſio hatte ſich entfernt, und war kurz darauf geſtorben.
Cecchini hatte zwar ſeine bisherigen Stellen verloren, aber doch eine
neue bekommen, die ihm ſogar zuweilen Gelegenheit gab den Papſt
zu ſehen. „Monſignor Cecchini,“ fing dieſer eines Tages an, „ver-
zeiht uns, wir ſind gegen Euch zu weit gegangen.“ Cecchini ſagt,
ihm ſeyen hieruͤber Thraͤnen in die Augen geſtiegen, und er habe mit
tiefer Hingebung geantwortet. Der Maggiordomo des Papſtes

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[444/0456] Vita del cardinal Cecchini che aveva comprati dal duca di Zagarolo, sicome se volse la gratia della detta condennatione delli nepoti, lo convenne fare, con farli anco constituir prigioni in castello, dove stettero quat- tro mesi. — Unwuͤrdigkeiten die abſcheulich ſind. Die hiſtoriſche Pflicht verbietet davon zu ſchweigen: obwohl wir bemerken muͤſſen, daß Cecchini ein natuͤrlicher Anhaͤnger der Aldobrandini iſt. Nach Gregor ward Urban VIII. gewaͤhlt. Schon hatte Cec- chini Gelegenheit gefunden, ihm einen großen Dienſt zu erweiſen, wenn auch nur durch Stillſchweigen. Als Cardinal hatte Urban einſt in heftiger Aufwallung geſagt, man werde dem Cl. Ludoviſio etwas ge- denken, und nichts haͤtte ihm im Conclave ſchaͤdlicher werden koͤnnen als dieſe Drohung, da Ludoviſio ſo maͤchtig darin war; jedoch auf Magalottos Bitten ſchwieg Cecchini. Sehr charakteriſtiſch tritt Urban noch ein ander Mal in dieſer Lebensbeſchreibung auf. Urban VIII. fuͤhlte ſich durch die Proteſtation Borgias tief ge- kraͤnkt: er ſchrieb den Cardinaͤlen Ubaldini und Ludoviſio einen An- theil daran zu, und wollte ſie dafuͤr zuͤchtigen. Ubaldini wuͤrde er ins Gefaͤngniß haben werfen laſſen, haͤtte ſich ihm der Fiscal nicht ſtandhaft entgegengeſetzt: aber wenigſtens entfernen mußte ſich dieſer Cardinal: auch Ludoviſio’n wollte der Papſt nicht in Rom dulden. Unſern Cecchini, der noch in ludoviſiſchem Dienſte ſtand, ließ er deshalb rufen, und befahl ihm, dem Cardinal zu ſagen, er moͤge ſich binnen 14 Tagen in ſein Erzbisthum Bologna begeben. Unter heftigen Aus- bruͤchen ſeines Zornes erklaͤrte er das. „Eine gute Stunde,“ ſagt Cec- chini, „mußte ich zuhoͤren, wie er mit tauſend Schmaͤhungen auch Borgia zu zuͤchtigen drohte; ich durfte ihn nicht unterbrechen: er wie- derholte dann, Ludoviſio moͤge ſich entfernen, oder er werde mit den Sbirren fortgebracht werden.“ Auch dießmal haͤtte Cecchini beſſer ge- ſchwiegen. Aber er hielt es fuͤr nothwendig ſeinem Herrn Meldung zu machen. Es iſt fuͤr den Zuſtand des Hofes ſehr bezeichnend, daß er es hiedurch mit Jedermann verdarb. Ludoviſio fand, Cecchini haͤtte ſich die Ausbruͤche des Papſtes nicht gefallen, es eher zu einem voͤlligen Bruche ſollen kommen laſſen. Cardinal Barberini war aufgebracht, denn Cecchini haͤtte erſt mit ihm, dem Cardinal Nepoten, reden ſol- len. Am ungehaltenſten aber war Urban ſelbſt, zumal da die Sache ein wenig verunſtaltet herumgebracht wurde. Er ließ den armen Cec- chini noch einmal kommen, und machte ihm hier eine Scene, in wel- cher der alte Ingrimm gegen ſeine Feinde und Reue uͤber ſeine Au- ßerung, — gethan haben und nicht gethan haben wollen, — Ueberzeu- gung von ſeiner paͤpſtlichen Allgewalt und das Gefuͤhl daß der Andere doch nicht unrecht gehandelt, ſich auf eine ſonderbare Weiſe vermiſch- ten. Aber Urban VIII. war ein Mann, der zuletzt wieder in ſich ging. Ludoviſio hatte ſich entfernt, und war kurz darauf geſtorben. Cecchini hatte zwar ſeine bisherigen Stellen verloren, aber doch eine neue bekommen, die ihm ſogar zuweilen Gelegenheit gab den Papſt zu ſehen. „Monſignor Cecchini,“ fing dieſer eines Tages an, „ver- zeiht uns, wir ſind gegen Euch zu weit gegangen.“ Cecchini ſagt, ihm ſeyen hieruͤber Thraͤnen in die Augen geſtiegen, und er habe mit tiefer Hingebung geantwortet. Der Maggiordomo des Papſtes

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/456>, abgerufen am 24.11.2024.