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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Revolutionäres Zeitalter.

Hiedurch ist nun nothwendig in dem Verhältniß des
Papstthums zu den Protestanten, welches uns in diesem
Buche beschäftigt hat, eine abschließende Veränderung ein-
getreten. Es hat sich gleichsam gerechtfertigt, daß Paul III,
Urban VIII. in den gefährlichsten Momenten, die der Pro-
testantismus zu bestehn hatte, ihm wenigstens mittelbar
zu Hülfe gekommen sind. Wie könnte der römische Stuhl
aber jetzt daran denken, den Nichtkatholiken einen ernstli-
chen Krieg zu machen, nachdem sie einen so großen Antheil
daran genommen ihn wider die revolutionären Tendenzen
aufrecht zu erhalten. Obwohl die Natur dieser Verhältnisse
vielleicht nicht in jedem Augenblicke das Bewußtsein erfüllt,
so beherrschen sie doch die Lage der Welt. Der Papst hat
mit den protestantischen Fürsten nicht anders Concordate
abgeschlossen als mit den katholischen, und ihnen kirchliche
Befugnisse eingeräumt. Kam doch schon seine Entzweiung
mit Napoleon zunächst daher, daß er sich nicht entschlie-
ßen wollte, mit ihm gemeinschaftliche Sache wider das pro-
testantische England zu machen. Auch unter dem protestan-
tischen Scepter wohnen die Katholiken in vollkommener Si-
cherheit, Glaubensfreiheit und gleicher Berechtigung. In
England, wo die Staatsverfassung ursprünglich auf die
ausschließende Herrschaft der Protestanten gegründet ist,
hat man sich endlich zu Modificationen in diesem Grund-
satze verstehn müssen. Daß die religiösen Meinungsver-
schiedenheiten nicht mehr einen so vollständigen Gegensatz
in sich schließen wie ehedem, ist ein Moment der Welt-
entwickelung, der dieß gebieterisch erheischt 1).


1) Eins der vornehmsten Motive Pitts bei seinen Emancipa-
Revolutionaͤres Zeitalter.

Hiedurch iſt nun nothwendig in dem Verhaͤltniß des
Papſtthums zu den Proteſtanten, welches uns in dieſem
Buche beſchaͤftigt hat, eine abſchließende Veraͤnderung ein-
getreten. Es hat ſich gleichſam gerechtfertigt, daß Paul III,
Urban VIII. in den gefaͤhrlichſten Momenten, die der Pro-
teſtantismus zu beſtehn hatte, ihm wenigſtens mittelbar
zu Huͤlfe gekommen ſind. Wie koͤnnte der roͤmiſche Stuhl
aber jetzt daran denken, den Nichtkatholiken einen ernſtli-
chen Krieg zu machen, nachdem ſie einen ſo großen Antheil
daran genommen ihn wider die revolutionaͤren Tendenzen
aufrecht zu erhalten. Obwohl die Natur dieſer Verhaͤltniſſe
vielleicht nicht in jedem Augenblicke das Bewußtſein erfuͤllt,
ſo beherrſchen ſie doch die Lage der Welt. Der Papſt hat
mit den proteſtantiſchen Fuͤrſten nicht anders Concordate
abgeſchloſſen als mit den katholiſchen, und ihnen kirchliche
Befugniſſe eingeraͤumt. Kam doch ſchon ſeine Entzweiung
mit Napoleon zunaͤchſt daher, daß er ſich nicht entſchlie-
ßen wollte, mit ihm gemeinſchaftliche Sache wider das pro-
teſtantiſche England zu machen. Auch unter dem proteſtan-
tiſchen Scepter wohnen die Katholiken in vollkommener Si-
cherheit, Glaubensfreiheit und gleicher Berechtigung. In
England, wo die Staatsverfaſſung urſpruͤnglich auf die
ausſchließende Herrſchaft der Proteſtanten gegruͤndet iſt,
hat man ſich endlich zu Modificationen in dieſem Grund-
ſatze verſtehn muͤſſen. Daß die religioͤſen Meinungsver-
ſchiedenheiten nicht mehr einen ſo vollſtaͤndigen Gegenſatz
in ſich ſchließen wie ehedem, iſt ein Moment der Welt-
entwickelung, der dieß gebieteriſch erheiſcht 1).


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[221/0233] Revolutionaͤres Zeitalter. Hiedurch iſt nun nothwendig in dem Verhaͤltniß des Papſtthums zu den Proteſtanten, welches uns in dieſem Buche beſchaͤftigt hat, eine abſchließende Veraͤnderung ein- getreten. Es hat ſich gleichſam gerechtfertigt, daß Paul III, Urban VIII. in den gefaͤhrlichſten Momenten, die der Pro- teſtantismus zu beſtehn hatte, ihm wenigſtens mittelbar zu Huͤlfe gekommen ſind. Wie koͤnnte der roͤmiſche Stuhl aber jetzt daran denken, den Nichtkatholiken einen ernſtli- chen Krieg zu machen, nachdem ſie einen ſo großen Antheil daran genommen ihn wider die revolutionaͤren Tendenzen aufrecht zu erhalten. Obwohl die Natur dieſer Verhaͤltniſſe vielleicht nicht in jedem Augenblicke das Bewußtſein erfuͤllt, ſo beherrſchen ſie doch die Lage der Welt. Der Papſt hat mit den proteſtantiſchen Fuͤrſten nicht anders Concordate abgeſchloſſen als mit den katholiſchen, und ihnen kirchliche Befugniſſe eingeraͤumt. Kam doch ſchon ſeine Entzweiung mit Napoleon zunaͤchſt daher, daß er ſich nicht entſchlie- ßen wollte, mit ihm gemeinſchaftliche Sache wider das pro- teſtantiſche England zu machen. Auch unter dem proteſtan- tiſchen Scepter wohnen die Katholiken in vollkommener Si- cherheit, Glaubensfreiheit und gleicher Berechtigung. In England, wo die Staatsverfaſſung urſpruͤnglich auf die ausſchließende Herrſchaft der Proteſtanten gegruͤndet iſt, hat man ſich endlich zu Modificationen in dieſem Grund- ſatze verſtehn muͤſſen. Daß die religioͤſen Meinungsver- ſchiedenheiten nicht mehr einen ſo vollſtaͤndigen Gegenſatz in ſich ſchließen wie ehedem, iſt ein Moment der Welt- entwickelung, der dieß gebieteriſch erheiſcht 1). 1) Eins der vornehmſten Motive Pitts bei ſeinen Emancipa-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/233>, abgerufen am 23.11.2024.