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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Spätere Epochen.

Es traten Ereignisse ein die das doch verhinderten.

Einmal hatte die Revolution noch nicht die ganze ka-
tholische Welt überwunden: der Tod des Papstes fiel gerade
in eine Zeit, in welcher die Coalition wieder einmal Siege
erfocht. Hiedurch ward es möglich, daß die Cardinäle
in S. Giorgio bei Venedig sich versammeln und zur Wahl
eines Papstes, Pius des VII, schreiten konnten (13. Merz
1800).

Sodann aber nahm die innere Entwickelung der re-
volutionären Tendenzen nach so vielen im Sturme des drin-
genden Momentes vollzogenen Metamorphosen eine Wen-
dung zur Monarchie. Ein Gewalthaber trat auf, der die
Idee eines Reiches in sich trug, zu dem er, wie so vieler
andern Formen der alten Staaten, vor allem der Einheit
der Religion, hierarchischer Unterordnung bedurfte. Noch
auf dem Schlachtfelde von Marengo ordnete Napoleon den
Bischof von Vercelli ab, um Verhandlungen über die Her-
stellung der katholischen Kirche mit dem Papste anzuknüpfen.

Ein Anerbieten, das zwar etwas überaus Reizendes,
aber doch auch viel Gefährliches hatte. Die Herstellung
der katholischen Kirche in Frankreich und ihrer Verbindung
mit dem Papste konnte nur durch außerordentliche Nach-
giebigkeiten erkauft werden.

Pius VII. entschloß sich zu denselben. Er erkannte
die Veräußerung der geistlichen Güter -- einen Verlust von
vierhundert Millionen Franken in liegenden Gründen --
auf einmal an; sein Beweggrund war, wie er sich aus
drückt: es würden neue Unruhen ausbrechen, wenn er sich
weigern wollte, er sey aber vielmehr gesonnen so weit zu

Buch VIII. Spaͤtere Epochen.

Es traten Ereigniſſe ein die das doch verhinderten.

Einmal hatte die Revolution noch nicht die ganze ka-
tholiſche Welt uͤberwunden: der Tod des Papſtes fiel gerade
in eine Zeit, in welcher die Coalition wieder einmal Siege
erfocht. Hiedurch ward es moͤglich, daß die Cardinaͤle
in S. Giorgio bei Venedig ſich verſammeln und zur Wahl
eines Papſtes, Pius des VII, ſchreiten konnten (13. Merz
1800).

Sodann aber nahm die innere Entwickelung der re-
volutionaͤren Tendenzen nach ſo vielen im Sturme des drin-
genden Momentes vollzogenen Metamorphoſen eine Wen-
dung zur Monarchie. Ein Gewalthaber trat auf, der die
Idee eines Reiches in ſich trug, zu dem er, wie ſo vieler
andern Formen der alten Staaten, vor allem der Einheit
der Religion, hierarchiſcher Unterordnung bedurfte. Noch
auf dem Schlachtfelde von Marengo ordnete Napoleon den
Biſchof von Vercelli ab, um Verhandlungen uͤber die Her-
ſtellung der katholiſchen Kirche mit dem Papſte anzuknuͤpfen.

Ein Anerbieten, das zwar etwas uͤberaus Reizendes,
aber doch auch viel Gefaͤhrliches hatte. Die Herſtellung
der katholiſchen Kirche in Frankreich und ihrer Verbindung
mit dem Papſte konnte nur durch außerordentliche Nach-
giebigkeiten erkauft werden.

Pius VII. entſchloß ſich zu denſelben. Er erkannte
die Veraͤußerung der geiſtlichen Guͤter — einen Verluſt von
vierhundert Millionen Franken in liegenden Gruͤnden —
auf einmal an; ſein Beweggrund war, wie er ſich aus
druͤckt: es wuͤrden neue Unruhen ausbrechen, wenn er ſich
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[210/0222] Buch VIII. Spaͤtere Epochen. Es traten Ereigniſſe ein die das doch verhinderten. Einmal hatte die Revolution noch nicht die ganze ka- tholiſche Welt uͤberwunden: der Tod des Papſtes fiel gerade in eine Zeit, in welcher die Coalition wieder einmal Siege erfocht. Hiedurch ward es moͤglich, daß die Cardinaͤle in S. Giorgio bei Venedig ſich verſammeln und zur Wahl eines Papſtes, Pius des VII, ſchreiten konnten (13. Merz 1800). Sodann aber nahm die innere Entwickelung der re- volutionaͤren Tendenzen nach ſo vielen im Sturme des drin- genden Momentes vollzogenen Metamorphoſen eine Wen- dung zur Monarchie. Ein Gewalthaber trat auf, der die Idee eines Reiches in ſich trug, zu dem er, wie ſo vieler andern Formen der alten Staaten, vor allem der Einheit der Religion, hierarchiſcher Unterordnung bedurfte. Noch auf dem Schlachtfelde von Marengo ordnete Napoleon den Biſchof von Vercelli ab, um Verhandlungen uͤber die Her- ſtellung der katholiſchen Kirche mit dem Papſte anzuknuͤpfen. Ein Anerbieten, das zwar etwas uͤberaus Reizendes, aber doch auch viel Gefaͤhrliches hatte. Die Herſtellung der katholiſchen Kirche in Frankreich und ihrer Verbindung mit dem Papſte konnte nur durch außerordentliche Nach- giebigkeiten erkauft werden. Pius VII. entſchloß ſich zu denſelben. Er erkannte die Veraͤußerung der geiſtlichen Guͤter — einen Verluſt von vierhundert Millionen Franken in liegenden Gruͤnden — auf einmal an; ſein Beweggrund war, wie er ſich aus druͤckt: es wuͤrden neue Unruhen ausbrechen, wenn er ſich weigern wollte, er ſey aber vielmehr geſonnen ſo weit zu

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/222>, abgerufen am 24.11.2024.