Der Prinz von Urbino, Franz Maria, hielt sich eine Zeit lang an dem Hofe Philipps II. auf 1). Er gerieth hier, wie man erzählt, in ein sehr ernsthaftes Verhältniß zu einer spanischen Dame und dachte sich mit ihr zu ver- mählen. Aber der Vater Guidubaldo war schlechterdings dagegen: er wollte vor allem eine ebenbürtige Schwieger- tochter in seinem Hause sehen. Er nöthigte seinen Sohn zurückzukommen und jener ferraresischen Prinzessin Lucrezia von Este seine Hand zu geben.
Es hätte ein wohl zusammenpassendes Paar scheinen sollen. Der Prinz, gewandt und stark, geübt in Waffen- spiel, und nicht ohne Wissenschaften besonders militärische: die Prinzessin, geistreich, voll Majestät und Anmuth. Man überließ sich der Hoffnung, daß das Haus hiemit wohlbe- gründet seyn werde: die Städte wetteiferten die Vermählten mit Triumphbögen und schönen Geschenken zu empfangen.
Aber das Unglück war, daß der Prinz erst 25, die Prinzessin dagegen schon gegen vierzig Jahre zählte. Der Vater hatte darüber weggesehen, um die Verweigerung der spanischen Verbindung, die doch am Hofe Philipps keinen
1) Im Amadigi erscheint er noch sehr jugendlich, recht artig portraitirt: Quel piccolo fanciul, che gli occhi alzando par che si specchi nell' avo e nel padre e l'alta gloria lor quasi pensando. Mocenigo schildert ihn zur Zeit seiner Vermählung. Giostra leg- giadramente, studia et e intelligente delle matematiche e delle fortificationi: tanto gagliardi sono i suoi esercitii -- come giuocare alla balla, andare alla caccia a piedi per habituarsi all' incomodo della gnerra -- e cosi continui che molti dubi- tano che gli abbino col tempo a nuocere.
BuchVIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Der Prinz von Urbino, Franz Maria, hielt ſich eine Zeit lang an dem Hofe Philipps II. auf 1). Er gerieth hier, wie man erzaͤhlt, in ein ſehr ernſthaftes Verhaͤltniß zu einer ſpaniſchen Dame und dachte ſich mit ihr zu ver- maͤhlen. Aber der Vater Guidubaldo war ſchlechterdings dagegen: er wollte vor allem eine ebenbuͤrtige Schwieger- tochter in ſeinem Hauſe ſehen. Er noͤthigte ſeinen Sohn zuruͤckzukommen und jener ferrareſiſchen Prinzeſſin Lucrezia von Eſte ſeine Hand zu geben.
Es haͤtte ein wohl zuſammenpaſſendes Paar ſcheinen ſollen. Der Prinz, gewandt und ſtark, geuͤbt in Waffen- ſpiel, und nicht ohne Wiſſenſchaften beſonders militaͤriſche: die Prinzeſſin, geiſtreich, voll Majeſtaͤt und Anmuth. Man uͤberließ ſich der Hoffnung, daß das Haus hiemit wohlbe- gruͤndet ſeyn werde: die Staͤdte wetteiferten die Vermaͤhlten mit Triumphboͤgen und ſchoͤnen Geſchenken zu empfangen.
Aber das Ungluͤck war, daß der Prinz erſt 25, die Prinzeſſin dagegen ſchon gegen vierzig Jahre zaͤhlte. Der Vater hatte daruͤber weggeſehen, um die Verweigerung der ſpaniſchen Verbindung, die doch am Hofe Philipps keinen
1) Im Amadigi erſcheint er noch ſehr jugendlich, recht artig portraitirt: Quel piccolo fanciul, che gli occhi alzando par che si specchi nell’ avo e nel padre e l’alta gloria lor quasi pensando. Mocenigo ſchildert ihn zur Zeit ſeiner Vermaͤhlung. Giostra leg- giadramente, studia et è intelligente delle matematiche e delle fortificationi: tanto gagliardi sono i suoi esercitii — come giuocare alla balla, andare alla caccia a piedi per habituarsi all’ incomodo della gnerra — e così continui che molti dubi- tano che gli abbino col tempo a nuocere.
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Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Der Prinz von Urbino, Franz Maria, hielt ſich eine
Zeit lang an dem Hofe Philipps II. auf 1). Er gerieth
hier, wie man erzaͤhlt, in ein ſehr ernſthaftes Verhaͤltniß
zu einer ſpaniſchen Dame und dachte ſich mit ihr zu ver-
maͤhlen. Aber der Vater Guidubaldo war ſchlechterdings
dagegen: er wollte vor allem eine ebenbuͤrtige Schwieger-
tochter in ſeinem Hauſe ſehen. Er noͤthigte ſeinen Sohn
zuruͤckzukommen und jener ferrareſiſchen Prinzeſſin Lucrezia
von Eſte ſeine Hand zu geben.
Es haͤtte ein wohl zuſammenpaſſendes Paar ſcheinen
ſollen. Der Prinz, gewandt und ſtark, geuͤbt in Waffen-
ſpiel, und nicht ohne Wiſſenſchaften beſonders militaͤriſche:
die Prinzeſſin, geiſtreich, voll Majeſtaͤt und Anmuth. Man
uͤberließ ſich der Hoffnung, daß das Haus hiemit wohlbe-
gruͤndet ſeyn werde: die Staͤdte wetteiferten die Vermaͤhlten
mit Triumphboͤgen und ſchoͤnen Geſchenken zu empfangen.
Aber das Ungluͤck war, daß der Prinz erſt 25, die
Prinzeſſin dagegen ſchon gegen vierzig Jahre zaͤhlte. Der
Vater hatte daruͤber weggeſehen, um die Verweigerung der
ſpaniſchen Verbindung, die doch am Hofe Philipps keinen
1) Im Amadigi erſcheint er noch ſehr jugendlich, recht artig
portraitirt:
Quel piccolo fanciul, che gli occhi alzando
par che si specchi nell’ avo e nel padre
e l’alta gloria lor quasi pensando.
Mocenigo ſchildert ihn zur Zeit ſeiner Vermaͤhlung. Giostra leg-
giadramente, studia et è intelligente delle matematiche e delle
fortificationi: tanto gagliardi sono i suoi esercitii — come
giuocare alla balla, andare alla caccia a piedi per habituarsi
all’ incomodo della gnerra — e così continui che molti dubi-
tano che gli abbino col tempo a nuocere.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/18>, abgerufen am 30.07.2024.
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