Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Jesuiten. digkeit und umfassender Berücksichtigung der vorkommendenFälle bilden sie ihn bis zu den anstößigsten Folgerun- gen aus. Ihrer Lehre zufolge ist es schon genug, die Sünde Diese Lehren finden sich in Büchern, die sich ausdrück- 1) Privandus alioqui ob suspicionem ignaviae, dignitate, of- ficio vel favore principis. Busembaum lib. III, tract. IV, cap. I, dub. V, art. I, n. 6. 2) Qui exterius tantum juravit, sine animo jurandi, non
obligatur, nisi forte ratione scandali, cum non juraverit sed lu- serit. (lib. III, tract. II, c. II, dub. IV, n. 8.) Jeſuiten. digkeit und umfaſſender Beruͤckſichtigung der vorkommendenFaͤlle bilden ſie ihn bis zu den anſtoͤßigſten Folgerun- gen aus. Ihrer Lehre zufolge iſt es ſchon genug, die Suͤnde Dieſe Lehren finden ſich in Buͤchern, die ſich ausdruͤck- 1) Privandus alioqui ob suspicionem ignaviae, dignitate, of- ficio vel favore principis. Busembaum lib. III, tract. IV, cap. I, dub. V, art. I, n. 6. 2) Qui exterius tantum juravit, sine animo jurandi, non
obligatur, nisi forte ratione scandali, cum non juraverit sed lu- serit. (lib. III, tract. II, c. II, dub. IV, n. 8.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0145" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Jeſuiten</hi>.</fw><lb/> digkeit und umfaſſender Beruͤckſichtigung der vorkommenden<lb/> Faͤlle bilden ſie ihn bis zu den anſtoͤßigſten Folgerun-<lb/> gen aus.</p><lb/> <p>Ihrer Lehre zufolge iſt es ſchon genug, die Suͤnde<lb/> nur nicht als ſolche zu wollen; man hat um ſo mehr auf<lb/> Verzeihung zu hoffen, je weniger man bei der Uebelthat<lb/> an Gott denkt, je heftiger die Leidenſchaft war von der man<lb/> ſich getrieben fuͤhlte: Gewohnheit, ja das boͤſe Beiſpiel,<lb/> welche den freien Willen beſchraͤnken, gereichen zur Ent-<lb/> ſchuldigung. Wie enge wird ſchon hiedurch der Kreis der<lb/> Vergehungen! Niemand wird ja die Suͤnde um ihrer ſelbſt<lb/> willen lieben. Außerdem erkennen ſie aber auch noch Ent-<lb/> ſchuldigungsgruͤnde anderer Art an. Allerdings iſt z. B.<lb/> das Duell von der Kirche verboten; jedoch die Jeſuiten<lb/> finden, ſollte jemand deshalb weil er ein Duell ausſchluͤge<lb/> Gefahr laufen fuͤr feig gehalten zu werden, eine Stelle oder<lb/> die Gnade ſeines Fuͤrſten zu verlieren, ſo ſey er nicht<lb/> zu verdammen wenn er es annehme <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Privandus alioqui ob suspicionem ignaviae, dignitate, of-<lb/> ficio vel favore principis. Busembaum lib. III, tract. IV, cap.<lb/> I, dub. V, art. I, n. 6.</hi></note>. Einen falſchen Eid<lb/> zu leiſten waͤre an ſich eine ſchwere Suͤnde: wer aber, ſa-<lb/> gen die Jeſuiten, nur aͤußerlich ſchwoͤrt, ohne dieß inner-<lb/> lich zu beabſichtigen, der wird dadurch nicht gebunden: er<lb/> ſpielt ja und ſchwoͤrt nicht <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Qui exterius tantum juravit, sine animo jurandi, non<lb/> obligatur, nisi forte ratione scandali, cum non juraverit sed lu-<lb/> serit. (lib. III, tract. II, c. II, dub. IV, n. 8.)</hi></note>.</p><lb/> <p>Dieſe Lehren finden ſich in Buͤchern, die ſich ausdruͤck-<lb/> lich fuͤr gemaͤßigt ausgeben. Wer wollte jetzt noch, da die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0145]
Jeſuiten.
digkeit und umfaſſender Beruͤckſichtigung der vorkommenden
Faͤlle bilden ſie ihn bis zu den anſtoͤßigſten Folgerun-
gen aus.
Ihrer Lehre zufolge iſt es ſchon genug, die Suͤnde
nur nicht als ſolche zu wollen; man hat um ſo mehr auf
Verzeihung zu hoffen, je weniger man bei der Uebelthat
an Gott denkt, je heftiger die Leidenſchaft war von der man
ſich getrieben fuͤhlte: Gewohnheit, ja das boͤſe Beiſpiel,
welche den freien Willen beſchraͤnken, gereichen zur Ent-
ſchuldigung. Wie enge wird ſchon hiedurch der Kreis der
Vergehungen! Niemand wird ja die Suͤnde um ihrer ſelbſt
willen lieben. Außerdem erkennen ſie aber auch noch Ent-
ſchuldigungsgruͤnde anderer Art an. Allerdings iſt z. B.
das Duell von der Kirche verboten; jedoch die Jeſuiten
finden, ſollte jemand deshalb weil er ein Duell ausſchluͤge
Gefahr laufen fuͤr feig gehalten zu werden, eine Stelle oder
die Gnade ſeines Fuͤrſten zu verlieren, ſo ſey er nicht
zu verdammen wenn er es annehme 1). Einen falſchen Eid
zu leiſten waͤre an ſich eine ſchwere Suͤnde: wer aber, ſa-
gen die Jeſuiten, nur aͤußerlich ſchwoͤrt, ohne dieß inner-
lich zu beabſichtigen, der wird dadurch nicht gebunden: er
ſpielt ja und ſchwoͤrt nicht 2).
Dieſe Lehren finden ſich in Buͤchern, die ſich ausdruͤck-
lich fuͤr gemaͤßigt ausgeben. Wer wollte jetzt noch, da die
1) Privandus alioqui ob suspicionem ignaviae, dignitate, of-
ficio vel favore principis. Busembaum lib. III, tract. IV, cap.
I, dub. V, art. I, n. 6.
2) Qui exterius tantum juravit, sine animo jurandi, non
obligatur, nisi forte ratione scandali, cum non juraverit sed lu-
serit. (lib. III, tract. II, c. II, dub. IV, n. 8.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |