Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh. durch fürstliche Schenkungen, oder durch freiwillige Unter-werfung an den römischen Stuhl gekommen sind, werden unmenschlicher behandelt als die Sklaven in Syrien oder in Afrika. Wer kann es ohne Thränen vernehmen!" 1) So stand es mit dem Kirchenstaate bereits in der Und wäre es nun wohl zu denken, daß sich die Ver- Sie hing eben so gut wie die Verwaltung des Staa- Allerdings waren der Curie auf diesem Gebiete Schran- In Spanien stand dem römischen Hofe die Ernen- 1) Lettre du cardinal Sacchetti ecrite peu avant sa mort
au pape Alexandre VII en 1663, copie tiree des Manuscritti della regina di Suezia, bei Arckenholtz Memoires tom. IV, App. no XXXII: eine sehr unterrichtende Schrift, die durch gar viele an- dere bestätigt wird, z. B. eine Scrittura sopra il governo di Roma, aus derselben Zeit (Bibl. Alt.). I popoli, non avendo piu ar- gento ne rame ne biancherie ne matarazze per sodisfare alla indiscretione de' commissarj, converra che si venderanno schiavi per pagare i pesi camerali. Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. durch fuͤrſtliche Schenkungen, oder durch freiwillige Unter-werfung an den roͤmiſchen Stuhl gekommen ſind, werden unmenſchlicher behandelt als die Sklaven in Syrien oder in Afrika. Wer kann es ohne Thraͤnen vernehmen!“ 1) So ſtand es mit dem Kirchenſtaate bereits in der Und waͤre es nun wohl zu denken, daß ſich die Ver- Sie hing eben ſo gut wie die Verwaltung des Staa- Allerdings waren der Curie auf dieſem Gebiete Schran- In Spanien ſtand dem roͤmiſchen Hofe die Ernen- 1) Lettre du cardinal Sacchetti écrite peu avant sa mort
au pape Alexandre VII en 1663, copie tirée des Manuscritti della regina di Suezia, bei Arckenholtz Mémoires tom. IV, App. no XXXII: eine ſehr unterrichtende Schrift, die durch gar viele an- dere beſtaͤtigt wird, z. B. eine Scrittura sopra il governo di Roma, aus derſelben Zeit (Bibl. Alt.). I popoli, non avendo più ar- gento nè rame nè biancherie nè matarazze per sodisfare alla indiscretione de’ commissarj, converrà che si venderanno schiavi per pagare i pesi camerali. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/> durch fuͤrſtliche Schenkungen, oder durch freiwillige Unter-<lb/> werfung an den roͤmiſchen Stuhl gekommen ſind, werden<lb/> unmenſchlicher behandelt als die Sklaven in Syrien oder<lb/> in Afrika. Wer kann es ohne Thraͤnen vernehmen!“ <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Lettre du cardinal Sacchetti écrite peu avant sa mort<lb/> au pape Alexandre VII en 1663, copie tirée des Manuscritti<lb/> della regina di Suezia,</hi> bei Arckenholtz <hi rendition="#aq">Mémoires tom. IV, App.<lb/> n<hi rendition="#sup">o</hi> XXXII:</hi> eine ſehr unterrichtende Schrift, die durch gar viele an-<lb/> dere beſtaͤtigt wird, z. B. eine <hi rendition="#aq">Scrittura sopra il governo di Roma,</hi><lb/> aus derſelben Zeit <hi rendition="#aq">(Bibl. Alt.). I popoli, non avendo più ar-<lb/> gento nè rame nè biancherie nè matarazze per sodisfare alla<lb/> indiscretione de’ commissarj, converrà che si venderanno schiavi<lb/> per pagare i pesi camerali.</hi></note></p><lb/> <p>So ſtand es mit dem Kirchenſtaate bereits in der<lb/> Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Und waͤre es nun wohl zu denken, daß ſich die Ver-<lb/> waltung der Kirche von Mißbraͤuchen dieſer Art haͤtte<lb/> frei halten koͤnnen?</p><lb/> <p>Sie hing eben ſo gut wie die Verwaltung des Staa-<lb/> tes von dem Hofe ab: von dem Geiſte deſſelben empfing<lb/> ſie ihren Antrieb.</p><lb/> <p>Allerdings waren der Curie auf dieſem Gebiete Schran-<lb/> ken gezogen. In Frankreich genoß die Krone die bedeu-<lb/> tendſten Vorrechte; in Deutſchland behaupteten die Capitel<lb/> ihre Selbſtaͤndigkeit. In Italien und Spanien dagegen<lb/> hatte ſie freiere Hand: und in der That machte ſie hier<lb/> ihre lucrativen Rechte ruͤckſichtslos geltend.</p><lb/> <p>In Spanien ſtand dem roͤmiſchen Hofe die Ernen-<lb/> nung zu allen geringeren, in Italien ſelbſt zu allen hoͤheren<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0128]
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
durch fuͤrſtliche Schenkungen, oder durch freiwillige Unter-
werfung an den roͤmiſchen Stuhl gekommen ſind, werden
unmenſchlicher behandelt als die Sklaven in Syrien oder
in Afrika. Wer kann es ohne Thraͤnen vernehmen!“ 1)
So ſtand es mit dem Kirchenſtaate bereits in der
Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts.
Und waͤre es nun wohl zu denken, daß ſich die Ver-
waltung der Kirche von Mißbraͤuchen dieſer Art haͤtte
frei halten koͤnnen?
Sie hing eben ſo gut wie die Verwaltung des Staa-
tes von dem Hofe ab: von dem Geiſte deſſelben empfing
ſie ihren Antrieb.
Allerdings waren der Curie auf dieſem Gebiete Schran-
ken gezogen. In Frankreich genoß die Krone die bedeu-
tendſten Vorrechte; in Deutſchland behaupteten die Capitel
ihre Selbſtaͤndigkeit. In Italien und Spanien dagegen
hatte ſie freiere Hand: und in der That machte ſie hier
ihre lucrativen Rechte ruͤckſichtslos geltend.
In Spanien ſtand dem roͤmiſchen Hofe die Ernen-
nung zu allen geringeren, in Italien ſelbſt zu allen hoͤheren
1) Lettre du cardinal Sacchetti écrite peu avant sa mort
au pape Alexandre VII en 1663, copie tirée des Manuscritti
della regina di Suezia, bei Arckenholtz Mémoires tom. IV, App.
no XXXII: eine ſehr unterrichtende Schrift, die durch gar viele an-
dere beſtaͤtigt wird, z. B. eine Scrittura sopra il governo di Roma,
aus derſelben Zeit (Bibl. Alt.). I popoli, non avendo più ar-
gento nè rame nè biancherie nè matarazze per sodisfare alla
indiscretione de’ commissarj, converrà che si venderanno schiavi
per pagare i pesi camerali.
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