Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Königin Christine von Schweden. Akademie für politische und literarische Uebungen in ihremHause, unter deren Statuten das vornehmste ist, daß man sich der schwülstigen, mit Metaphern überhäuften moder- nen Manier enthalten, und nur der gesunden Vernunft und den Mustern des augusteischen und mediceischen Zeitalters folgen wolle 1). Es macht einen sonderbaren Eindruck, wenn man in der Bibliothek Albani zu Rom auf die Ar- beiten dieser Akademie stößt, Uebungen italienischer Abba- ten, verbessert von der Hand einer nordischen Königin; je- doch ist das nicht ohne Bedeutung. Aus ihrer Akademie gingen Männer hervor wie Alessandro Guidi, der früher auch dem gewohnten Style gefolgt war, seit er aber in die Nähe der Königin gekommen, sich entschlossen von ihm lossagte, und mit einigen Freunden in Bund trat um ihn wo möglich ganz zu vertilgen: die Arcadia, eine Akademie der man das Verdienst zuschreibt dieß vollbracht zu haben, hat sich aus der Gesellschaft der Königin Christine entwik- kelt. Ueberhaupt, das ist nicht zu leugnen, daß die Kö- nigin in der Mitte so vieler auf sie eindringenden Ein- 1) Constituzioni dell' accademia reale, bei Arckenholtz IV, p.
28, § 28. In quest' accademia si studj la purita, la gravita e la maesta della lingua Toscana: s'imitino per quanto si puo i maestri della vera eloquenza de' secoli d'Augusto e di Leone X, -- -- e pero si dia bando allo stile moderno turgido ed am- pollosa, ai traslati, metafore, figure etc. Ein anderer Paragraph (11) verbietet alle Lobeserhebungen der Königin, was denn auch sehr nothwendig war. In dem vierten Bande von Nicoletti's Le- ben Urbans VIII. findet sich eine Schilderung dieser Akademie, in der hauptsächlich dargethan wird, daß die vornehmsten Mitglieder, Angelo della Noce, Giuseppe Suarez, Joh. Franz Albani (späterhin Papst), Stephan Gradi, Ottavio Falconieri, Stephan Pignatelli, Hausgenossen des Card. Franz Barberino gewesen seyen. Koͤnigin Chriſtine von Schweden. Akademie fuͤr politiſche und literariſche Uebungen in ihremHauſe, unter deren Statuten das vornehmſte iſt, daß man ſich der ſchwuͤlſtigen, mit Metaphern uͤberhaͤuften moder- nen Manier enthalten, und nur der geſunden Vernunft und den Muſtern des auguſteiſchen und mediceiſchen Zeitalters folgen wolle 1). Es macht einen ſonderbaren Eindruck, wenn man in der Bibliothek Albani zu Rom auf die Ar- beiten dieſer Akademie ſtoͤßt, Uebungen italieniſcher Abba- ten, verbeſſert von der Hand einer nordiſchen Koͤnigin; je- doch iſt das nicht ohne Bedeutung. Aus ihrer Akademie gingen Maͤnner hervor wie Aleſſandro Guidi, der fruͤher auch dem gewohnten Style gefolgt war, ſeit er aber in die Naͤhe der Koͤnigin gekommen, ſich entſchloſſen von ihm losſagte, und mit einigen Freunden in Bund trat um ihn wo moͤglich ganz zu vertilgen: die Arcadia, eine Akademie der man das Verdienſt zuſchreibt dieß vollbracht zu haben, hat ſich aus der Geſellſchaft der Koͤnigin Chriſtine entwik- kelt. Ueberhaupt, das iſt nicht zu leugnen, daß die Koͤ- nigin in der Mitte ſo vieler auf ſie eindringenden Ein- 1) Constituzioni dell’ accademia reale, bei Arckenholtz IV, p.
28, § 28. In quest’ accademia si studj la purità, la gravità e la maestà della lingua Toscana: s’imitino per quanto si può i maestri della vera eloquenza de’ secoli d’Augusto e di Leone X, — — e però si dia bando allo stile moderno turgido ed am- pollosa, ai traslati, metafore, figure etc. Ein anderer Paragraph (11) verbietet alle Lobeserhebungen der Koͤnigin, was denn auch ſehr nothwendig war. In dem vierten Bande von Nicoletti’s Le- ben Urbans VIII. findet ſich eine Schilderung dieſer Akademie, in der hauptſaͤchlich dargethan wird, daß die vornehmſten Mitglieder, Angelo della Noce, Giuſeppe Suarez, Joh. Franz Albani (ſpaͤterhin Papſt), Stephan Gradi, Ottavio Falconieri, Stephan Pignatelli, Hausgenoſſen des Card. Franz Barberino geweſen ſeyen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0113" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Koͤnigin Chriſtine von Schweden</hi>.</fw><lb/> Akademie fuͤr politiſche und literariſche Uebungen in ihrem<lb/> Hauſe, unter deren Statuten das vornehmſte iſt, daß man<lb/> ſich der ſchwuͤlſtigen, mit Metaphern uͤberhaͤuften moder-<lb/> nen Manier enthalten, und nur der geſunden Vernunft und<lb/> den Muſtern des auguſteiſchen und mediceiſchen Zeitalters<lb/> folgen wolle <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Constituzioni dell’ accademia reale,</hi> bei Arckenholtz <hi rendition="#aq">IV, p.<lb/> 28, § 28. In quest’ accademia si studj la purità, la gravità e<lb/> la maestà della lingua Toscana: s’imitino per quanto si può i<lb/> maestri della vera eloquenza de’ secoli d’Augusto e di Leone X,<lb/> — — e però si dia bando allo stile moderno turgido ed am-<lb/> pollosa, ai traslati, metafore, figure etc.</hi> Ein anderer Paragraph<lb/> (11) verbietet alle Lobeserhebungen der Koͤnigin, was denn auch<lb/> ſehr nothwendig war. In dem vierten Bande von Nicoletti’s Le-<lb/> ben Urbans <hi rendition="#aq">VIII.</hi> findet ſich eine Schilderung dieſer Akademie, in<lb/> der hauptſaͤchlich dargethan wird, daß die vornehmſten Mitglieder,<lb/> Angelo della Noce, Giuſeppe Suarez, Joh. Franz Albani (ſpaͤterhin<lb/> Papſt), Stephan Gradi, Ottavio Falconieri, Stephan Pignatelli,<lb/> Hausgenoſſen des Card. Franz Barberino geweſen ſeyen.</note>. Es macht einen ſonderbaren Eindruck,<lb/> wenn man in der Bibliothek Albani zu Rom auf die Ar-<lb/> beiten dieſer Akademie ſtoͤßt, Uebungen italieniſcher Abba-<lb/> ten, verbeſſert von der Hand einer nordiſchen Koͤnigin; je-<lb/> doch iſt das nicht ohne Bedeutung. Aus ihrer Akademie<lb/> gingen Maͤnner hervor wie Aleſſandro Guidi, der fruͤher<lb/> auch dem gewohnten Style gefolgt war, ſeit er aber in<lb/> die Naͤhe der Koͤnigin gekommen, ſich entſchloſſen von ihm<lb/> losſagte, und mit einigen Freunden in Bund trat um ihn<lb/> wo moͤglich ganz zu vertilgen: die Arcadia, eine Akademie<lb/> der man das Verdienſt zuſchreibt dieß vollbracht zu haben,<lb/> hat ſich aus der Geſellſchaft der Koͤnigin Chriſtine entwik-<lb/> kelt. Ueberhaupt, das iſt nicht zu leugnen, daß die Koͤ-<lb/> nigin in der Mitte ſo vieler auf ſie eindringenden Ein-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0113]
Koͤnigin Chriſtine von Schweden.
Akademie fuͤr politiſche und literariſche Uebungen in ihrem
Hauſe, unter deren Statuten das vornehmſte iſt, daß man
ſich der ſchwuͤlſtigen, mit Metaphern uͤberhaͤuften moder-
nen Manier enthalten, und nur der geſunden Vernunft und
den Muſtern des auguſteiſchen und mediceiſchen Zeitalters
folgen wolle 1). Es macht einen ſonderbaren Eindruck,
wenn man in der Bibliothek Albani zu Rom auf die Ar-
beiten dieſer Akademie ſtoͤßt, Uebungen italieniſcher Abba-
ten, verbeſſert von der Hand einer nordiſchen Koͤnigin; je-
doch iſt das nicht ohne Bedeutung. Aus ihrer Akademie
gingen Maͤnner hervor wie Aleſſandro Guidi, der fruͤher
auch dem gewohnten Style gefolgt war, ſeit er aber in
die Naͤhe der Koͤnigin gekommen, ſich entſchloſſen von ihm
losſagte, und mit einigen Freunden in Bund trat um ihn
wo moͤglich ganz zu vertilgen: die Arcadia, eine Akademie
der man das Verdienſt zuſchreibt dieß vollbracht zu haben,
hat ſich aus der Geſellſchaft der Koͤnigin Chriſtine entwik-
kelt. Ueberhaupt, das iſt nicht zu leugnen, daß die Koͤ-
nigin in der Mitte ſo vieler auf ſie eindringenden Ein-
1) Constituzioni dell’ accademia reale, bei Arckenholtz IV, p.
28, § 28. In quest’ accademia si studj la purità, la gravità e
la maestà della lingua Toscana: s’imitino per quanto si può i
maestri della vera eloquenza de’ secoli d’Augusto e di Leone X,
— — e però si dia bando allo stile moderno turgido ed am-
pollosa, ai traslati, metafore, figure etc. Ein anderer Paragraph
(11) verbietet alle Lobeserhebungen der Koͤnigin, was denn auch
ſehr nothwendig war. In dem vierten Bande von Nicoletti’s Le-
ben Urbans VIII. findet ſich eine Schilderung dieſer Akademie, in
der hauptſaͤchlich dargethan wird, daß die vornehmſten Mitglieder,
Angelo della Noce, Giuſeppe Suarez, Joh. Franz Albani (ſpaͤterhin
Papſt), Stephan Gradi, Ottavio Falconieri, Stephan Pignatelli,
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