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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Widerstand der Protestanten in Frankreich.

Und nun kann es hier nicht unsere Absicht seyn, Gang
und Wechselfälle des Krieges in Frankreich und den Nie-
derlanden zu beobachten: es würde uns zu weit von dem
Mittelpunkte unsers Gegenstandes entfernen: auch ist es
in vielen andern Büchern beschrieben: -- genug die Pro-
testanten hielten sich.

In Frankreich mußte sich die Regierung bereits 1573
und darauf in den folgenden Jahren mehrere Male zu Ver-
trägen entschließen, welche den Hugenotten die alten Zuge-
ständnisse erneuerten.

In den Niederlanden war im Jahre 1576 die Macht
der Regierung völlig in sich zerfallen. Da die spanischen
Truppen, denen man ihren Sold nicht gezahlt, in offener
Empörung waren, hatten sich alle Provinzen wider sie ver-
einigt, die getreu verbliebenen mit den abgefallenen, die noch
zum größern Theil katholischen mit den völlig protestanti-
schen. Die Generalstaaten nahmen die Verwaltung selbst in
ihre Hand: ernannten Generalcapitäne, Statthalter, Magi-
strate, besetzten die festen Plätze mit ihren, nicht mit des
Königs Truppen 1). Der Bund zu Gent ward geschlos-
sen, in welchem die Provinzen einander versprachen, die
Spanier zu vertreiben und entfernt zu halten. Der Kö-
nig schickte seinen Bruder, der für einen Landsmann, einen
Niederländer gelten konnte, hinüber, um sie zu regieren,
wie sie Carl V. regiert hatte. Aber Don Johann ward
nicht einmal anerkannt, ehe er nicht die vornehmsten For-
derungen, die man ihm machte, zu erfüllen versprach: die

1) Besonders wird diese Wendung der Dinge bei Tassis deut-
lich III, 15--19.
Widerſtand der Proteſtanten in Frankreich.

Und nun kann es hier nicht unſere Abſicht ſeyn, Gang
und Wechſelfaͤlle des Krieges in Frankreich und den Nie-
derlanden zu beobachten: es wuͤrde uns zu weit von dem
Mittelpunkte unſers Gegenſtandes entfernen: auch iſt es
in vielen andern Buͤchern beſchrieben: — genug die Pro-
teſtanten hielten ſich.

In Frankreich mußte ſich die Regierung bereits 1573
und darauf in den folgenden Jahren mehrere Male zu Ver-
traͤgen entſchließen, welche den Hugenotten die alten Zuge-
ſtaͤndniſſe erneuerten.

In den Niederlanden war im Jahre 1576 die Macht
der Regierung voͤllig in ſich zerfallen. Da die ſpaniſchen
Truppen, denen man ihren Sold nicht gezahlt, in offener
Empoͤrung waren, hatten ſich alle Provinzen wider ſie ver-
einigt, die getreu verbliebenen mit den abgefallenen, die noch
zum groͤßern Theil katholiſchen mit den voͤllig proteſtanti-
ſchen. Die Generalſtaaten nahmen die Verwaltung ſelbſt in
ihre Hand: ernannten Generalcapitaͤne, Statthalter, Magi-
ſtrate, beſetzten die feſten Plaͤtze mit ihren, nicht mit des
Koͤnigs Truppen 1). Der Bund zu Gent ward geſchloſ-
ſen, in welchem die Provinzen einander verſprachen, die
Spanier zu vertreiben und entfernt zu halten. Der Koͤ-
nig ſchickte ſeinen Bruder, der fuͤr einen Landsmann, einen
Niederlaͤnder gelten konnte, hinuͤber, um ſie zu regieren,
wie ſie Carl V. regiert hatte. Aber Don Johann ward
nicht einmal anerkannt, ehe er nicht die vornehmſten For-
derungen, die man ihm machte, zu erfuͤllen verſprach: die

1) Beſonders wird dieſe Wendung der Dinge bei Taſſis deut-
lich III, 15—19.
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[71/0083] Widerſtand der Proteſtanten in Frankreich. Und nun kann es hier nicht unſere Abſicht ſeyn, Gang und Wechſelfaͤlle des Krieges in Frankreich und den Nie- derlanden zu beobachten: es wuͤrde uns zu weit von dem Mittelpunkte unſers Gegenſtandes entfernen: auch iſt es in vielen andern Buͤchern beſchrieben: — genug die Pro- teſtanten hielten ſich. In Frankreich mußte ſich die Regierung bereits 1573 und darauf in den folgenden Jahren mehrere Male zu Ver- traͤgen entſchließen, welche den Hugenotten die alten Zuge- ſtaͤndniſſe erneuerten. In den Niederlanden war im Jahre 1576 die Macht der Regierung voͤllig in ſich zerfallen. Da die ſpaniſchen Truppen, denen man ihren Sold nicht gezahlt, in offener Empoͤrung waren, hatten ſich alle Provinzen wider ſie ver- einigt, die getreu verbliebenen mit den abgefallenen, die noch zum groͤßern Theil katholiſchen mit den voͤllig proteſtanti- ſchen. Die Generalſtaaten nahmen die Verwaltung ſelbſt in ihre Hand: ernannten Generalcapitaͤne, Statthalter, Magi- ſtrate, beſetzten die feſten Plaͤtze mit ihren, nicht mit des Koͤnigs Truppen 1). Der Bund zu Gent ward geſchloſ- ſen, in welchem die Provinzen einander verſprachen, die Spanier zu vertreiben und entfernt zu halten. Der Koͤ- nig ſchickte ſeinen Bruder, der fuͤr einen Landsmann, einen Niederlaͤnder gelten konnte, hinuͤber, um ſie zu regieren, wie ſie Carl V. regiert hatte. Aber Don Johann ward nicht einmal anerkannt, ehe er nicht die vornehmſten For- derungen, die man ihm machte, zu erfuͤllen verſprach: die 1) Beſonders wird dieſe Wendung der Dinge bei Taſſis deut- lich III, 15—19.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/83>, abgerufen am 30.04.2024.