bündtnerischen Pässen bis an den Comersee, eingenommen: 35000 Mann stark stieg alsdann dieses Heer längs der Adda und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von Mantua aufgefordert sich zu unterwerfen. Er erklärte, er stehe im Schutze des Königs von Frankreich, mit diesem müsse man unterhandeln. Indem nun die Deutschen sich gegen Mantua, die Spanier sich gegen Montferrat bewegten, erschienen auch die Franzosen zum zweiten Male. Sie mach- ten auch dieß Mal Fortschritte; sie nahmen Saluzzo, Pi- nerolo: aber in der Hauptsache richteten sie nichts aus; nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten sie aufs neue zu ihrem Willen zu nöthigen. Die Spanier be- gannen Casale, die Deutschen nach kurzem Stillstand Man- tua zu belagern: 1) sie hatten bei weitem das Ueber- gewicht.
Kein Wunder, wenn in dieser Lage der Dinge jetzt in Wien selbst Erinnerungen an die alte kaiserliche Hoheit laut wurden.
"Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei- nen Kaiser gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten."
Besonders hatte sich Venedig den Haß des Hauses Oestreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene- dig nicht mehr widerstehn könne. In ein paar Monaten müsse man sie haben, dann könne man die kaiserlichen Lehen zurückfordern. Der spanische Gesandte ging noch weiter. Er verglich die spanisch-östreichische Macht mit der römi-
1) Das elfte Buch dell' istoria di Pietro Giov. Capriata er- örtert die einzelnen Momente dieser Ereignisse.
Kaiſer FerdinandsII.im Jahre 1629.
buͤndtneriſchen Paͤſſen bis an den Comerſee, eingenommen: 35000 Mann ſtark ſtieg alsdann dieſes Heer laͤngs der Adda und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von Mantua aufgefordert ſich zu unterwerfen. Er erklaͤrte, er ſtehe im Schutze des Koͤnigs von Frankreich, mit dieſem muͤſſe man unterhandeln. Indem nun die Deutſchen ſich gegen Mantua, die Spanier ſich gegen Montferrat bewegten, erſchienen auch die Franzoſen zum zweiten Male. Sie mach- ten auch dieß Mal Fortſchritte; ſie nahmen Saluzzo, Pi- nerolo: aber in der Hauptſache richteten ſie nichts aus; nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten ſie aufs neue zu ihrem Willen zu noͤthigen. Die Spanier be- gannen Caſale, die Deutſchen nach kurzem Stillſtand Man- tua zu belagern: 1) ſie hatten bei weitem das Ueber- gewicht.
Kein Wunder, wenn in dieſer Lage der Dinge jetzt in Wien ſelbſt Erinnerungen an die alte kaiſerliche Hoheit laut wurden.
„Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei- nen Kaiſer gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten.“
Beſonders hatte ſich Venedig den Haß des Hauſes Oeſtreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene- dig nicht mehr widerſtehn koͤnne. In ein paar Monaten muͤſſe man ſie haben, dann koͤnne man die kaiſerlichen Lehen zuruͤckfordern. Der ſpaniſche Geſandte ging noch weiter. Er verglich die ſpaniſch-oͤſtreichiſche Macht mit der roͤmi-
1) Das elfte Buch dell’ istoria di Pietro Giov. Capriata er- oͤrtert die einzelnen Momente dieſer Ereigniſſe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0561"n="549"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Kaiſer Ferdinands</hi><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#g">im Jahre</hi> 1629.</fw><lb/>
buͤndtneriſchen Paͤſſen bis an den Comerſee, eingenommen:<lb/>
35000 Mann ſtark ſtieg alsdann dieſes Heer laͤngs der Adda<lb/>
und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von<lb/>
Mantua aufgefordert ſich zu unterwerfen. Er erklaͤrte, er<lb/>ſtehe im Schutze des Koͤnigs von Frankreich, mit dieſem<lb/>
muͤſſe man unterhandeln. Indem nun die Deutſchen ſich<lb/>
gegen Mantua, die Spanier ſich gegen Montferrat bewegten,<lb/>
erſchienen auch die Franzoſen zum zweiten Male. Sie mach-<lb/>
ten auch dieß Mal Fortſchritte; ſie nahmen Saluzzo, Pi-<lb/>
nerolo: aber in der Hauptſache richteten ſie nichts aus;<lb/>
nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten ſie aufs<lb/>
neue zu ihrem Willen zu noͤthigen. Die Spanier be-<lb/>
gannen Caſale, die Deutſchen nach kurzem Stillſtand Man-<lb/>
tua zu belagern: <noteplace="foot"n="1)">Das elfte Buch <hirendition="#aq">dell’ istoria di Pietro Giov. Capriata</hi> er-<lb/>
oͤrtert die einzelnen Momente dieſer Ereigniſſe.</note>ſie hatten bei weitem das Ueber-<lb/>
gewicht.</p><lb/><p>Kein Wunder, wenn in dieſer Lage der Dinge jetzt in<lb/>
Wien ſelbſt Erinnerungen an die alte kaiſerliche Hoheit<lb/>
laut wurden.</p><lb/><p>„Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei-<lb/>
nen Kaiſer gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten.“</p><lb/><p>Beſonders hatte ſich Venedig den Haß des Hauſes<lb/>
Oeſtreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn<lb/>
Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene-<lb/>
dig nicht mehr widerſtehn koͤnne. In ein paar Monaten<lb/>
muͤſſe man ſie haben, dann koͤnne man die kaiſerlichen Lehen<lb/>
zuruͤckfordern. Der ſpaniſche Geſandte ging noch weiter.<lb/>
Er verglich die ſpaniſch-oͤſtreichiſche Macht mit der roͤmi-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[549/0561]
Kaiſer Ferdinands II. im Jahre 1629.
buͤndtneriſchen Paͤſſen bis an den Comerſee, eingenommen:
35000 Mann ſtark ſtieg alsdann dieſes Heer laͤngs der Adda
und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von
Mantua aufgefordert ſich zu unterwerfen. Er erklaͤrte, er
ſtehe im Schutze des Koͤnigs von Frankreich, mit dieſem
muͤſſe man unterhandeln. Indem nun die Deutſchen ſich
gegen Mantua, die Spanier ſich gegen Montferrat bewegten,
erſchienen auch die Franzoſen zum zweiten Male. Sie mach-
ten auch dieß Mal Fortſchritte; ſie nahmen Saluzzo, Pi-
nerolo: aber in der Hauptſache richteten ſie nichts aus;
nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten ſie aufs
neue zu ihrem Willen zu noͤthigen. Die Spanier be-
gannen Caſale, die Deutſchen nach kurzem Stillſtand Man-
tua zu belagern: 1) ſie hatten bei weitem das Ueber-
gewicht.
Kein Wunder, wenn in dieſer Lage der Dinge jetzt in
Wien ſelbſt Erinnerungen an die alte kaiſerliche Hoheit
laut wurden.
„Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei-
nen Kaiſer gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten.“
Beſonders hatte ſich Venedig den Haß des Hauſes
Oeſtreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn
Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene-
dig nicht mehr widerſtehn koͤnne. In ein paar Monaten
muͤſſe man ſie haben, dann koͤnne man die kaiſerlichen Lehen
zuruͤckfordern. Der ſpaniſche Geſandte ging noch weiter.
Er verglich die ſpaniſch-oͤſtreichiſche Macht mit der roͤmi-
1) Das elfte Buch dell’ istoria di Pietro Giov. Capriata er-
oͤrtert die einzelnen Momente dieſer Ereigniſſe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/561>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.