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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Anfang derselben in Deutschland. Baiern.
geistlichen zu errichten, wie es Seminarien von Weltprie-
stern gebe. Sehr gern läßt sich der Herzog darauf ein.
Nur fordert er, daß nun auch die Bischöfe den fürstlichen
Rechten, weder den hergebrachten noch auch den neuertheil-
ten, zu nahe treten, daß der Clerus von seinen Obern in
Zucht und Ordnung gehalten werden möge. Es finden
sich Edicte, in denen der Fürst die Klöster als Kammer-
gut betrachtet und einer weltlichen Verwaltung unterwirft.

Wenn das protestantische Fürstenthum im Laufe der
Reformation kirchliche Attribute an sich gebracht hatte, so
gelang nunmehr das Nemliche auch dem katholischen. Was
dort in Gegensatz gegen das Papstthum, geschah hier in
Vereinigung mit demselben. Setzten die protestantischen
Fürsten ihre nachgeborenen Söhne als postulirte Admini-
stratoren in die benachbarten evangelischen Stifter, so ge-
langten in den katholisch gebliebenen die Söhne der katho-
lischen Fürsten unmittelbar zur bischöflichen Würde. Von
allem Anfang hatte Gregor dem Herzog Albrecht verspro-
chen, nichts zu versäumen, was zu seinem oder seiner Söhne
Besten seyn dürfte: in Kurzem sehen wir zwei dieser Söhne
im Besitze der stattlichsten Pfründen: der eine von ihnen
steigt allmählig zu den höchsten Würden des Reiches 1).


1) Selbst Pius V. mäßigte seine strengen Grundsätze dem
Herzog von Baiern gegenüber. Tiepolo: Relatione di Pio IV e
V. "D'altri principi secolari di Germania non si sa chi altro
veramente sia cattolico che il Duca di Baviera: pero in grati-
ficatione sua il pontefice ha concesso che il figliolo, che di
gran lunga non ha ancora l'eta determinata dal concilio, hab-
bia il vescovato Frisingense: cosa che non e da lui stata con-
cessa ad altri."

Anfang derſelben in Deutſchland. Baiern.
geiſtlichen zu errichten, wie es Seminarien von Weltprie-
ſtern gebe. Sehr gern laͤßt ſich der Herzog darauf ein.
Nur fordert er, daß nun auch die Biſchoͤfe den fuͤrſtlichen
Rechten, weder den hergebrachten noch auch den neuertheil-
ten, zu nahe treten, daß der Clerus von ſeinen Obern in
Zucht und Ordnung gehalten werden moͤge. Es finden
ſich Edicte, in denen der Fuͤrſt die Kloͤſter als Kammer-
gut betrachtet und einer weltlichen Verwaltung unterwirft.

Wenn das proteſtantiſche Fuͤrſtenthum im Laufe der
Reformation kirchliche Attribute an ſich gebracht hatte, ſo
gelang nunmehr das Nemliche auch dem katholiſchen. Was
dort in Gegenſatz gegen das Papſtthum, geſchah hier in
Vereinigung mit demſelben. Setzten die proteſtantiſchen
Fuͤrſten ihre nachgeborenen Soͤhne als poſtulirte Admini-
ſtratoren in die benachbarten evangeliſchen Stifter, ſo ge-
langten in den katholiſch gebliebenen die Soͤhne der katho-
liſchen Fuͤrſten unmittelbar zur biſchoͤflichen Wuͤrde. Von
allem Anfang hatte Gregor dem Herzog Albrecht verſpro-
chen, nichts zu verſaͤumen, was zu ſeinem oder ſeiner Soͤhne
Beſten ſeyn duͤrfte: in Kurzem ſehen wir zwei dieſer Soͤhne
im Beſitze der ſtattlichſten Pfruͤnden: der eine von ihnen
ſteigt allmaͤhlig zu den hoͤchſten Wuͤrden des Reiches 1).


1) Selbſt Pius V. maͤßigte ſeine ſtrengen Grundſaͤtze dem
Herzog von Baiern gegenuͤber. Tiepolo: Relatione di Pio IV e
V. „D’altri principi secolari di Germania non si sa chi altro
veramente sia cattolico che il Duca di Baviera: però in grati-
ficatione sua il pontefice ha concesso che il figliolo, che di
gran lunga non ha ancora l’età determinata dal concilio, hab-
bia il vescovato Frisingense: cosa che non è da lui stata con-
cessa ad altri.“
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[43/0055] Anfang derſelben in Deutſchland. Baiern. geiſtlichen zu errichten, wie es Seminarien von Weltprie- ſtern gebe. Sehr gern laͤßt ſich der Herzog darauf ein. Nur fordert er, daß nun auch die Biſchoͤfe den fuͤrſtlichen Rechten, weder den hergebrachten noch auch den neuertheil- ten, zu nahe treten, daß der Clerus von ſeinen Obern in Zucht und Ordnung gehalten werden moͤge. Es finden ſich Edicte, in denen der Fuͤrſt die Kloͤſter als Kammer- gut betrachtet und einer weltlichen Verwaltung unterwirft. Wenn das proteſtantiſche Fuͤrſtenthum im Laufe der Reformation kirchliche Attribute an ſich gebracht hatte, ſo gelang nunmehr das Nemliche auch dem katholiſchen. Was dort in Gegenſatz gegen das Papſtthum, geſchah hier in Vereinigung mit demſelben. Setzten die proteſtantiſchen Fuͤrſten ihre nachgeborenen Soͤhne als poſtulirte Admini- ſtratoren in die benachbarten evangeliſchen Stifter, ſo ge- langten in den katholiſch gebliebenen die Soͤhne der katho- liſchen Fuͤrſten unmittelbar zur biſchoͤflichen Wuͤrde. Von allem Anfang hatte Gregor dem Herzog Albrecht verſpro- chen, nichts zu verſaͤumen, was zu ſeinem oder ſeiner Soͤhne Beſten ſeyn duͤrfte: in Kurzem ſehen wir zwei dieſer Soͤhne im Beſitze der ſtattlichſten Pfruͤnden: der eine von ihnen ſteigt allmaͤhlig zu den hoͤchſten Wuͤrden des Reiches 1). 1) Selbſt Pius V. maͤßigte ſeine ſtrengen Grundſaͤtze dem Herzog von Baiern gegenuͤber. Tiepolo: Relatione di Pio IV e V. „D’altri principi secolari di Germania non si sa chi altro veramente sia cattolico che il Duca di Baviera: però in grati- ficatione sua il pontefice ha concesso che il figliolo, che di gran lunga non ha ancora l’età determinata dal concilio, hab- bia il vescovato Frisingense: cosa che non è da lui stata con- cessa ad altri.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/55>, abgerufen am 30.04.2024.