bedeutendes Lehen in Besitz genommen ohne die mindeste Rücksicht auf den Lehensherrn! Jedoch ergriffen nun die beiden Höfe abweichende Maaßregeln.
Olivarez, stolz als ein Spanier, doppelt als Minister eines so mächtigen Königs, immer erfüllt von hochfliegen- dem Selbstgefühl, war jetzt weit entfernt sich dem Her- zog zu nähern: er beschloß, wenn nichts weiter, doch we- nigstens, wie er sich ausdrückt, ihn zu mortificiren 1). Und war nicht sein Bezeigen offenbar feindselig? Durfte man ihm nach dieser Probe seiner Gesinnung die wichtigen Städte von Montferrat anvertrauen, die als eine Vormauer von Mailand betrachtet wurden? Der Herzog von Gua- stalla machte Ansprüche auf Mantua, der Herzog von Sa- voyen auf Montferrat: jetzt traten die Spanier mit beiden in Verbindung: man griff zu den Waffen, der Herzog von Savoyen rückte von der einen, Don Gonzalez de Cordova, Governator in Mailand, von der andern Seite in Mont- ferrat ein. Schon hatten Franzosen in Casale Zutritt ge- funden. Don Gonzalez eilte es zu belagern. Er zwei- felte um so weniger daß er es in kurzem erobern werde, da er auf innere Einverständnisse rechnete.
Nicht so rasch ging der Kaiser zu Werke. Er war
1)Nicoletti: Vita di papa Urbano, aus einer Depesche des Nuntius Pamfilio: Dichiaravasi il conte duca che per lo meno voleva mortificare il duca di Nivers per lo poco rispetto por- tato al re nella conclusione del matrimonio senza parteciparlo: ma a qual segno potesse giungere la mortificatione, non poteva il nuntio farne congettura, e tanto piu che le ragioni che ave- vano mosso il papa a concedere la dispensa, erano acerba- mente impugnate dal medesimo conte duca.
BuchVII.Kap. 4.
bedeutendes Lehen in Beſitz genommen ohne die mindeſte Ruͤckſicht auf den Lehensherrn! Jedoch ergriffen nun die beiden Hoͤfe abweichende Maaßregeln.
Olivarez, ſtolz als ein Spanier, doppelt als Miniſter eines ſo maͤchtigen Koͤnigs, immer erfuͤllt von hochfliegen- dem Selbſtgefuͤhl, war jetzt weit entfernt ſich dem Her- zog zu naͤhern: er beſchloß, wenn nichts weiter, doch we- nigſtens, wie er ſich ausdruͤckt, ihn zu mortificiren 1). Und war nicht ſein Bezeigen offenbar feindſelig? Durfte man ihm nach dieſer Probe ſeiner Geſinnung die wichtigen Staͤdte von Montferrat anvertrauen, die als eine Vormauer von Mailand betrachtet wurden? Der Herzog von Gua- ſtalla machte Anſpruͤche auf Mantua, der Herzog von Sa- voyen auf Montferrat: jetzt traten die Spanier mit beiden in Verbindung: man griff zu den Waffen, der Herzog von Savoyen ruͤckte von der einen, Don Gonzalez de Cordova, Governator in Mailand, von der andern Seite in Mont- ferrat ein. Schon hatten Franzoſen in Caſale Zutritt ge- funden. Don Gonzalez eilte es zu belagern. Er zwei- felte um ſo weniger daß er es in kurzem erobern werde, da er auf innere Einverſtaͤndniſſe rechnete.
Nicht ſo raſch ging der Kaiſer zu Werke. Er war
1)Nicoletti: Vita di papa Urbano, aus einer Depeſche des Nuntius Pamfilio: Dichiaravasi il conte duca che per lo meno voleva mortificare il duca di Nivers per lo poco rispetto por- tato al re nella conclusione del matrimonio senza parteciparlo: ma a qual segno potesse giungere la mortificatione, non poteva il nuntio farne congettura, e tanto più che le ragioni che ave- vano mosso il papa a concedere la dispensa, erano acerba- mente impugnate dal medesimo conte duca.
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Buch VII. Kap. 4.
bedeutendes Lehen in Beſitz genommen ohne die mindeſte
Ruͤckſicht auf den Lehensherrn! Jedoch ergriffen nun die
beiden Hoͤfe abweichende Maaßregeln.
Olivarez, ſtolz als ein Spanier, doppelt als Miniſter
eines ſo maͤchtigen Koͤnigs, immer erfuͤllt von hochfliegen-
dem Selbſtgefuͤhl, war jetzt weit entfernt ſich dem Her-
zog zu naͤhern: er beſchloß, wenn nichts weiter, doch we-
nigſtens, wie er ſich ausdruͤckt, ihn zu mortificiren 1). Und
war nicht ſein Bezeigen offenbar feindſelig? Durfte man
ihm nach dieſer Probe ſeiner Geſinnung die wichtigen
Staͤdte von Montferrat anvertrauen, die als eine Vormauer
von Mailand betrachtet wurden? Der Herzog von Gua-
ſtalla machte Anſpruͤche auf Mantua, der Herzog von Sa-
voyen auf Montferrat: jetzt traten die Spanier mit beiden
in Verbindung: man griff zu den Waffen, der Herzog von
Savoyen ruͤckte von der einen, Don Gonzalez de Cordova,
Governator in Mailand, von der andern Seite in Mont-
ferrat ein. Schon hatten Franzoſen in Caſale Zutritt ge-
funden. Don Gonzalez eilte es zu belagern. Er zwei-
felte um ſo weniger daß er es in kurzem erobern werde,
da er auf innere Einverſtaͤndniſſe rechnete.
Nicht ſo raſch ging der Kaiſer zu Werke. Er war
1) Nicoletti: Vita di papa Urbano, aus einer Depeſche des
Nuntius Pamfilio: Dichiaravasi il conte duca che per lo meno
voleva mortificare il duca di Nivers per lo poco rispetto por-
tato al re nella conclusione del matrimonio senza parteciparlo:
ma a qual segno potesse giungere la mortificatione, non poteva
il nuntio farne congettura, e tanto più che le ragioni che ave-
vano mosso il papa a concedere la dispensa, erano acerba-
mente impugnate dal medesimo conte duca.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/544>, abgerufen am 30.07.2024.
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