Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

politischer Verhältnisse.
glücklich, daß es nicht bereits in Mailand eingefallen war,
und entließ seine Milizen. Wenigstens hat man behaup-
tet, das schwankende Betragen der Franzosen habe noch im
Jahre 1625 den Entsatz von Breda gehindert, so daß ih-
nen der Verlust dieser wichtigen Festung an die Spanier
zuzuschreiben sey. Jedoch das große und entscheidende Miß-
geschick trat in Deutschland ein.

Die Kräfte von Niederdeutschland hatten sich um den
König von Dänemark gesammelt, unter dem Schirm, wie
man glaubte, jener allgemeinen Verbindung wider Spa-
nien: Mansfeld rückte gegen die Elbe. Ihnen gegenüber
hatte sich auch der Kaiser mit doppelter Anstrengung gerü-
stet: er wußte wohl, wie viel davon abhing.

Als es zum Schlagen kam, bestand die Verbindung
schon nicht mehr: die französischen Subsidien wurden nicht
gezahlt, allzu langsam lief die englische Unterstützung ein:
die kaiserlichen Truppen waren krieggeübter: es erfolgte,
daß der König von Dänemark die Schlacht bei Lutter ver-
lor, und auf sein Land zurückgeworfen, daß auch Mans-
feld als ein Flüchtling in die östreichischen Provinzen ge-
trieben ward, die er als Sieger und Wiederhersteller zu
beschreiten gehofft hatte.



Ein Erfolg der nothwendig eben so universale Wir-
kungen haben mußte wie seine Ursachen waren.

Zunächst für die kaiserlichen Länder. Wir können sie
mit Einem Worte bezeichnen. Die letzte Bewegung welche
hier für den Protestantismus unternommen worden --
in Hoffnung auf jene allgemeine Combination -- ward ge-

Päpste* 33

politiſcher Verhaͤltniſſe.
gluͤcklich, daß es nicht bereits in Mailand eingefallen war,
und entließ ſeine Milizen. Wenigſtens hat man behaup-
tet, das ſchwankende Betragen der Franzoſen habe noch im
Jahre 1625 den Entſatz von Breda gehindert, ſo daß ih-
nen der Verluſt dieſer wichtigen Feſtung an die Spanier
zuzuſchreiben ſey. Jedoch das große und entſcheidende Miß-
geſchick trat in Deutſchland ein.

Die Kraͤfte von Niederdeutſchland hatten ſich um den
Koͤnig von Daͤnemark geſammelt, unter dem Schirm, wie
man glaubte, jener allgemeinen Verbindung wider Spa-
nien: Mansfeld ruͤckte gegen die Elbe. Ihnen gegenuͤber
hatte ſich auch der Kaiſer mit doppelter Anſtrengung geruͤ-
ſtet: er wußte wohl, wie viel davon abhing.

Als es zum Schlagen kam, beſtand die Verbindung
ſchon nicht mehr: die franzoͤſiſchen Subſidien wurden nicht
gezahlt, allzu langſam lief die engliſche Unterſtuͤtzung ein:
die kaiſerlichen Truppen waren krieggeuͤbter: es erfolgte,
daß der Koͤnig von Daͤnemark die Schlacht bei Lutter ver-
lor, und auf ſein Land zuruͤckgeworfen, daß auch Mans-
feld als ein Fluͤchtling in die oͤſtreichiſchen Provinzen ge-
trieben ward, die er als Sieger und Wiederherſteller zu
beſchreiten gehofft hatte.



Ein Erfolg der nothwendig eben ſo univerſale Wir-
kungen haben mußte wie ſeine Urſachen waren.

Zunaͤchſt fuͤr die kaiſerlichen Laͤnder. Wir koͤnnen ſie
mit Einem Worte bezeichnen. Die letzte Bewegung welche
hier fuͤr den Proteſtantismus unternommen worden —
in Hoffnung auf jene allgemeine Combination — ward ge-

Päpſte* 33
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0525" n="513"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">politi&#x017F;cher Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
glu&#x0364;cklich, daß es nicht bereits in Mailand eingefallen war,<lb/>
und entließ &#x017F;eine Milizen. Wenig&#x017F;tens hat man behaup-<lb/>
tet, das &#x017F;chwankende Betragen der Franzo&#x017F;en habe noch im<lb/>
Jahre 1625 den Ent&#x017F;atz von Breda gehindert, &#x017F;o daß ih-<lb/>
nen der Verlu&#x017F;t die&#x017F;er wichtigen Fe&#x017F;tung an die Spanier<lb/>
zuzu&#x017F;chreiben &#x017F;ey. Jedoch das große und ent&#x017F;cheidende Miß-<lb/>
ge&#x017F;chick trat in Deut&#x017F;chland ein.</p><lb/>
          <p>Die Kra&#x0364;fte von Niederdeut&#x017F;chland hatten &#x017F;ich um den<lb/>
Ko&#x0364;nig von Da&#x0364;nemark ge&#x017F;ammelt, unter dem Schirm, wie<lb/>
man glaubte, jener allgemeinen Verbindung wider Spa-<lb/>
nien: Mansfeld ru&#x0364;ckte gegen die Elbe. Ihnen gegenu&#x0364;ber<lb/>
hatte &#x017F;ich auch der Kai&#x017F;er mit doppelter An&#x017F;trengung geru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tet: er wußte wohl, wie viel davon abhing.</p><lb/>
          <p>Als es zum Schlagen kam, be&#x017F;tand die Verbindung<lb/>
&#x017F;chon nicht mehr: die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Sub&#x017F;idien wurden nicht<lb/>
gezahlt, allzu lang&#x017F;am lief die engli&#x017F;che Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung ein:<lb/>
die kai&#x017F;erlichen Truppen waren krieggeu&#x0364;bter: es erfolgte,<lb/>
daß der Ko&#x0364;nig von Da&#x0364;nemark die Schlacht bei Lutter ver-<lb/>
lor, und auf &#x017F;ein Land zuru&#x0364;ckgeworfen, daß auch Mans-<lb/>
feld als ein Flu&#x0364;chtling in die o&#x0364;&#x017F;treichi&#x017F;chen Provinzen ge-<lb/>
trieben ward, die er als Sieger und Wiederher&#x017F;teller zu<lb/>
be&#x017F;chreiten gehofft hatte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Ein Erfolg der nothwendig eben &#x017F;o univer&#x017F;ale Wir-<lb/>
kungen haben mußte wie &#x017F;eine Ur&#x017F;achen waren.</p><lb/>
          <p>Zuna&#x0364;ch&#x017F;t fu&#x0364;r die kai&#x017F;erlichen La&#x0364;nder. Wir ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
mit Einem Worte bezeichnen. Die letzte Bewegung welche<lb/>
hier fu&#x0364;r den Prote&#x017F;tantismus unternommen worden &#x2014;<lb/>
in Hoffnung auf jene allgemeine Combination &#x2014; ward ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Päp&#x017F;te* 33</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0525] politiſcher Verhaͤltniſſe. gluͤcklich, daß es nicht bereits in Mailand eingefallen war, und entließ ſeine Milizen. Wenigſtens hat man behaup- tet, das ſchwankende Betragen der Franzoſen habe noch im Jahre 1625 den Entſatz von Breda gehindert, ſo daß ih- nen der Verluſt dieſer wichtigen Feſtung an die Spanier zuzuſchreiben ſey. Jedoch das große und entſcheidende Miß- geſchick trat in Deutſchland ein. Die Kraͤfte von Niederdeutſchland hatten ſich um den Koͤnig von Daͤnemark geſammelt, unter dem Schirm, wie man glaubte, jener allgemeinen Verbindung wider Spa- nien: Mansfeld ruͤckte gegen die Elbe. Ihnen gegenuͤber hatte ſich auch der Kaiſer mit doppelter Anſtrengung geruͤ- ſtet: er wußte wohl, wie viel davon abhing. Als es zum Schlagen kam, beſtand die Verbindung ſchon nicht mehr: die franzoͤſiſchen Subſidien wurden nicht gezahlt, allzu langſam lief die engliſche Unterſtuͤtzung ein: die kaiſerlichen Truppen waren krieggeuͤbter: es erfolgte, daß der Koͤnig von Daͤnemark die Schlacht bei Lutter ver- lor, und auf ſein Land zuruͤckgeworfen, daß auch Mans- feld als ein Fluͤchtling in die oͤſtreichiſchen Provinzen ge- trieben ward, die er als Sieger und Wiederherſteller zu beſchreiten gehofft hatte. Ein Erfolg der nothwendig eben ſo univerſale Wir- kungen haben mußte wie ſeine Urſachen waren. Zunaͤchſt fuͤr die kaiſerlichen Laͤnder. Wir koͤnnen ſie mit Einem Worte bezeichnen. Die letzte Bewegung welche hier fuͤr den Proteſtantismus unternommen worden — in Hoffnung auf jene allgemeine Combination — ward ge- Päpſte* 33

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/525
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/525>, abgerufen am 26.11.2024.