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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
der kaiserlichen Regierung zu Prag fanden es noch zu ge-
fährlich. Erst als Mansfeld aus der Oberpfalz vertrieben,
alle auswärtige Gefahr entfernt, und ein paar auf das
Verlangen des Nuntius angeworbene Regimenter in Prag
eingerückt waren, am 13ten Dezember 1621, wagte man
dazu zu schreiten. Aber auch dann schonte man noch die
beiden lutherischen Prediger aus Rücksicht auf den Chur-
fürsten von Sachsen. Der Nuntius, Repräsentant eines
Prinzipes das keine Rücksicht kennt, wollte davon nichts
hören: er klagte, das ganze Volk hänge sich an die Leute,
ein katholischer Priester bekomme nichts zu thun, er finde
sein Auskommen nicht 1). Im October 1622 drang er
endlich durch, und auch die lutherischen Prediger wurden
verwiesen. Einen Augenblick schien es, als würden sich die
Befürchtungen der Regierungsräthe bewähren: der Chur-
fürst von Sachsen erließ ein drohendes Schreiben, und
nahm in den wichtigsten Fragen eine feindselige Stellung
an: selbst der Kaiser sagte dem Nuntius einmal, man habe
wohl allzuviel Eile gehabt, und es wäre besser gewesen
eine gelegenere Zeit zu erwarten 2). Jedoch man kannte

1) Caraffa ragguaglio MS: conducevano in disperatione
i parochi catolici per vedersi da essi (Luterani) levarsi ogni emo-
lumento.
Die gedruckten Commentarii haben jedoch einen osten-
siblern Grund: "quamdiu illi haerebant, tamdiu adhuc sperabant
sectarii S. Majestatem concessurum aliquando liberam faculta-
tem" (p. 130).
2) Caraffa ragguaglio: Sua Mta mi si dimostro con que-
sto di qualche pensiere, ed usci a dirmi che si haveva havuta
troppa prescia e che saria stato meglio cacciare quei predicanti
in altro tempo dopo che si fosse tenuto il convento in Ratis-
bona. Al che io replicai che Sua Maesta poteva havere piu

Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
der kaiſerlichen Regierung zu Prag fanden es noch zu ge-
faͤhrlich. Erſt als Mansfeld aus der Oberpfalz vertrieben,
alle auswaͤrtige Gefahr entfernt, und ein paar auf das
Verlangen des Nuntius angeworbene Regimenter in Prag
eingeruͤckt waren, am 13ten Dezember 1621, wagte man
dazu zu ſchreiten. Aber auch dann ſchonte man noch die
beiden lutheriſchen Prediger aus Ruͤckſicht auf den Chur-
fuͤrſten von Sachſen. Der Nuntius, Repraͤſentant eines
Prinzipes das keine Ruͤckſicht kennt, wollte davon nichts
hoͤren: er klagte, das ganze Volk haͤnge ſich an die Leute,
ein katholiſcher Prieſter bekomme nichts zu thun, er finde
ſein Auskommen nicht 1). Im October 1622 drang er
endlich durch, und auch die lutheriſchen Prediger wurden
verwieſen. Einen Augenblick ſchien es, als wuͤrden ſich die
Befuͤrchtungen der Regierungsraͤthe bewaͤhren: der Chur-
fuͤrſt von Sachſen erließ ein drohendes Schreiben, und
nahm in den wichtigſten Fragen eine feindſelige Stellung
an: ſelbſt der Kaiſer ſagte dem Nuntius einmal, man habe
wohl allzuviel Eile gehabt, und es waͤre beſſer geweſen
eine gelegenere Zeit zu erwarten 2). Jedoch man kannte

1) Caraffa ragguaglio MS: conducevano in disperatione
i parochi catolici per vedersi da essi (Luterani) levarsi ogni emo-
lumento.
Die gedruckten Commentarii haben jedoch einen oſten-
ſiblern Grund: „quamdiu illi haerebant, tamdiu adhuc sperabant
sectarii S. Majestatem concessurum aliquando liberam faculta-
tem“ (p. 130).
2) Caraffa ragguaglio: Sua M mi si dimostrò con que-
sto di qualche pensiere, ed uscì a dirmi che si haveva havuta
troppa prescia e che saria stato meglio cacciare quei predicanti
in altro tempo dopo che si fosse tenuto il convento in Ratis-
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[460/0472] Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung der kaiſerlichen Regierung zu Prag fanden es noch zu ge- faͤhrlich. Erſt als Mansfeld aus der Oberpfalz vertrieben, alle auswaͤrtige Gefahr entfernt, und ein paar auf das Verlangen des Nuntius angeworbene Regimenter in Prag eingeruͤckt waren, am 13ten Dezember 1621, wagte man dazu zu ſchreiten. Aber auch dann ſchonte man noch die beiden lutheriſchen Prediger aus Ruͤckſicht auf den Chur- fuͤrſten von Sachſen. Der Nuntius, Repraͤſentant eines Prinzipes das keine Ruͤckſicht kennt, wollte davon nichts hoͤren: er klagte, das ganze Volk haͤnge ſich an die Leute, ein katholiſcher Prieſter bekomme nichts zu thun, er finde ſein Auskommen nicht 1). Im October 1622 drang er endlich durch, und auch die lutheriſchen Prediger wurden verwieſen. Einen Augenblick ſchien es, als wuͤrden ſich die Befuͤrchtungen der Regierungsraͤthe bewaͤhren: der Chur- fuͤrſt von Sachſen erließ ein drohendes Schreiben, und nahm in den wichtigſten Fragen eine feindſelige Stellung an: ſelbſt der Kaiſer ſagte dem Nuntius einmal, man habe wohl allzuviel Eile gehabt, und es waͤre beſſer geweſen eine gelegenere Zeit zu erwarten 2). Jedoch man kannte 1) Caraffa ragguaglio MS: conducevano in disperatione i parochi catolici per vedersi da essi (Luterani) levarsi ogni emo- lumento. Die gedruckten Commentarii haben jedoch einen oſten- ſiblern Grund: „quamdiu illi haerebant, tamdiu adhuc sperabant sectarii S. Majestatem concessurum aliquando liberam faculta- tem“ (p. 130). 2) Caraffa ragguaglio: Sua Mtà mi si dimostrò con que- sto di qualche pensiere, ed uscì a dirmi che si haveva havuta troppa prescia e che saria stato meglio cacciare quei predicanti in altro tempo dopo che si fosse tenuto il convento in Ratis- bona. Al che io replicai che Sua Maestà poteva havere più

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/472>, abgerufen am 28.11.2024.