Schon waren auch die Ursulerinnen in Frankreich auf- genommen, deren viertes Gelübde es ist, sich dem Unter- richte junger Mädchen zu widmen: und die dieß mit be- wunderswürdigem Eifer erfüllten.
Wie es sich von selbst versteht, waren nun ähnliche Tendenzen auch in den Congregationen für Männer lebendig.
Jean Baptiste Romillon, der bis zu seinem 26sten Jahre die Waffen wider den Katholicismus getragen, aber sich dann zu demselben bekehrt hatte, stiftete mit einem gleichge- sinnten Freunde die Väter der christlichen Lehre, welche den Elementarunterricht in Frankreich neu begründet haben.
Wir gedachten schon Berulles, eines der ausgezeichne- ten Geistlichen des damaligen Frankreichs. Von erster Ju- gend an hatte er einen recht ernsten Eifer bewiesen sich zum Dienste der Kirche auszubilden: er hatte sich dazu täglich, wie er sagt, "den wahrsten und innerlichsten Sinn seines Herzens" vorgehalten, welcher sey "nach der größten Voll- kommenheit zu trachten". Vielleicht hängt es mit den Schwie- rigkeiten die er hiebei fand zusammen, daß ihm nichts so nothwendig schien, wie ein Institut zur Bildung von Geist- lichen unmittelbar zum Kirchendienst zu errichten. Er nahm sich hiebei Philipp Neri zum Muster: auch er stiftete Prie- ster des Oratoriums. Er duldete keine Gelübde: er ließ nur einfache Verpflichtungen zu: er war großgesinnt genug um zu wünschen daß sich ein Jeder wieder entferne, der den Geist dazu nicht in sich spüre. In der That hatte nun auch sein Institut ungemeinen Fortgang: durch seine Milde zog es auch vornehmere Zöglinge an: bald sah sich Berulle an der Spitze einer glänzenden, kräftigen, gelehri-
BuchVII.Kap. 1. Fortſchritte
Schon waren auch die Urſulerinnen in Frankreich auf- genommen, deren viertes Geluͤbde es iſt, ſich dem Unter- richte junger Maͤdchen zu widmen: und die dieß mit be- wunderswuͤrdigem Eifer erfuͤllten.
Wie es ſich von ſelbſt verſteht, waren nun aͤhnliche Tendenzen auch in den Congregationen fuͤr Maͤnner lebendig.
Jean Baptiſte Romillon, der bis zu ſeinem 26ſten Jahre die Waffen wider den Katholicismus getragen, aber ſich dann zu demſelben bekehrt hatte, ſtiftete mit einem gleichge- ſinnten Freunde die Vaͤter der chriſtlichen Lehre, welche den Elementarunterricht in Frankreich neu begruͤndet haben.
Wir gedachten ſchon Berulles, eines der ausgezeichne- ten Geiſtlichen des damaligen Frankreichs. Von erſter Ju- gend an hatte er einen recht ernſten Eifer bewieſen ſich zum Dienſte der Kirche auszubilden: er hatte ſich dazu taͤglich, wie er ſagt, „den wahrſten und innerlichſten Sinn ſeines Herzens“ vorgehalten, welcher ſey „nach der groͤßten Voll- kommenheit zu trachten“. Vielleicht haͤngt es mit den Schwie- rigkeiten die er hiebei fand zuſammen, daß ihm nichts ſo nothwendig ſchien, wie ein Inſtitut zur Bildung von Geiſt- lichen unmittelbar zum Kirchendienſt zu errichten. Er nahm ſich hiebei Philipp Neri zum Muſter: auch er ſtiftete Prie- ſter des Oratoriums. Er duldete keine Geluͤbde: er ließ nur einfache Verpflichtungen zu: er war großgeſinnt genug um zu wuͤnſchen daß ſich ein Jeder wieder entferne, der den Geiſt dazu nicht in ſich ſpuͤre. In der That hatte nun auch ſein Inſtitut ungemeinen Fortgang: durch ſeine Milde zog es auch vornehmere Zoͤglinge an: bald ſah ſich Berulle an der Spitze einer glaͤnzenden, kraͤftigen, gelehri-
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Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
Schon waren auch die Urſulerinnen in Frankreich auf-
genommen, deren viertes Geluͤbde es iſt, ſich dem Unter-
richte junger Maͤdchen zu widmen: und die dieß mit be-
wunderswuͤrdigem Eifer erfuͤllten.
Wie es ſich von ſelbſt verſteht, waren nun aͤhnliche
Tendenzen auch in den Congregationen fuͤr Maͤnner lebendig.
Jean Baptiſte Romillon, der bis zu ſeinem 26ſten Jahre
die Waffen wider den Katholicismus getragen, aber ſich
dann zu demſelben bekehrt hatte, ſtiftete mit einem gleichge-
ſinnten Freunde die Vaͤter der chriſtlichen Lehre, welche den
Elementarunterricht in Frankreich neu begruͤndet haben.
Wir gedachten ſchon Berulles, eines der ausgezeichne-
ten Geiſtlichen des damaligen Frankreichs. Von erſter Ju-
gend an hatte er einen recht ernſten Eifer bewieſen ſich zum
Dienſte der Kirche auszubilden: er hatte ſich dazu taͤglich,
wie er ſagt, „den wahrſten und innerlichſten Sinn ſeines
Herzens“ vorgehalten, welcher ſey „nach der groͤßten Voll-
kommenheit zu trachten“. Vielleicht haͤngt es mit den Schwie-
rigkeiten die er hiebei fand zuſammen, daß ihm nichts ſo
nothwendig ſchien, wie ein Inſtitut zur Bildung von Geiſt-
lichen unmittelbar zum Kirchendienſt zu errichten. Er nahm
ſich hiebei Philipp Neri zum Muſter: auch er ſtiftete Prie-
ſter des Oratoriums. Er duldete keine Geluͤbde: er ließ
nur einfache Verpflichtungen zu: er war großgeſinnt genug
um zu wuͤnſchen daß ſich ein Jeder wieder entferne, der
den Geiſt dazu nicht in ſich ſpuͤre. In der That hatte
nun auch ſein Inſtitut ungemeinen Fortgang: durch ſeine
Milde zog es auch vornehmere Zoͤglinge an: bald ſah ſich
Berulle an der Spitze einer glaͤnzenden, kraͤftigen, gelehri-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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