Denn hauptsächlich mit dem Senat suchte Siegmund III. zu regieren. Er erfüllte ihn mit persönlich ergebenen Män- nern: zugleich machte er ihn ganz katholisch: die Bischöfe, unter dem Einfluß des Nuntius von dem König ernannt, bildeten darin eine starke und wohl allmählig die vorherr- schende Partei.
Eben hieraus aber ergab sich eine für die polnische Verfassung und die religiösen Interessen überaus wichtige doppelte Opposition.
Dem Senat als politischem Körper setzten sich die Landboten entgegen. Wie jener an den König, schlossen sie sich an Zamoisky 1), dem sie eine unbedingte Vereh- rung widmeten, und der ihrer Ergebenheit ein dem könig- lichen beinahe gleiches Ansehen verdankte. Eine Stellung die für einen unternehmenden Magnaten einen mächtigen Reiz haben mußte. Nach dem Tode des Großkanzlers bemäch- tigte sich ihrer der Palatin von Krakau, Zebrzydowski.
An diese Partei schlossen sich nun die Protestanten an. Es waren doch am Ende die Bischöfe, gegen welche beide klagten, die Einen wegen ihres weltlichen, die An- dern wegen ihres geistlichen Einflusses. Die Protestanten beschwerten sich, daß man in einem Gemeinwesen wie das polnische, das auf freier Uebereinstimmung beruhe, wohl- erworbene Rechte unaufhörlich kränke, daß man gemeine Leute zu hohen Würden erhebe, und Männer von gutem
1)Piasecius: Zamoyscius cujus autoritate potissimum nite- batur ordo nunciorum. Von dieser Zeit an werden die Landboten mächtig. Ein Theil unterstützt den andern.
der katholiſchen Reſtauration. Polen.
Denn hauptſaͤchlich mit dem Senat ſuchte Siegmund III. zu regieren. Er erfuͤllte ihn mit perſoͤnlich ergebenen Maͤn- nern: zugleich machte er ihn ganz katholiſch: die Biſchoͤfe, unter dem Einfluß des Nuntius von dem Koͤnig ernannt, bildeten darin eine ſtarke und wohl allmaͤhlig die vorherr- ſchende Partei.
Eben hieraus aber ergab ſich eine fuͤr die polniſche Verfaſſung und die religioͤſen Intereſſen uͤberaus wichtige doppelte Oppoſition.
Dem Senat als politiſchem Koͤrper ſetzten ſich die Landboten entgegen. Wie jener an den Koͤnig, ſchloſſen ſie ſich an Zamoisky 1), dem ſie eine unbedingte Vereh- rung widmeten, und der ihrer Ergebenheit ein dem koͤnig- lichen beinahe gleiches Anſehen verdankte. Eine Stellung die fuͤr einen unternehmenden Magnaten einen maͤchtigen Reiz haben mußte. Nach dem Tode des Großkanzlers bemaͤch- tigte ſich ihrer der Palatin von Krakau, Zebrzydowski.
An dieſe Partei ſchloſſen ſich nun die Proteſtanten an. Es waren doch am Ende die Biſchoͤfe, gegen welche beide klagten, die Einen wegen ihres weltlichen, die An- dern wegen ihres geiſtlichen Einfluſſes. Die Proteſtanten beſchwerten ſich, daß man in einem Gemeinweſen wie das polniſche, das auf freier Uebereinſtimmung beruhe, wohl- erworbene Rechte unaufhoͤrlich kraͤnke, daß man gemeine Leute zu hohen Wuͤrden erhebe, und Maͤnner von gutem
1)Piasecius: Zamoyscius cujus autoritate potissimum nite- batur ordo nunciorum. Von dieſer Zeit an werden die Landboten maͤchtig. Ein Theil unterſtuͤtzt den andern.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0405"n="393"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">der katholiſchen Reſtauration. Polen</hi>.</fw><lb/><p>Denn hauptſaͤchlich mit dem Senat ſuchte Siegmund <hirendition="#aq">III.</hi><lb/>
zu regieren. Er erfuͤllte ihn mit perſoͤnlich ergebenen Maͤn-<lb/>
nern: zugleich machte er ihn ganz katholiſch: die Biſchoͤfe,<lb/>
unter dem Einfluß des Nuntius von dem Koͤnig ernannt,<lb/>
bildeten darin eine ſtarke und wohl allmaͤhlig die vorherr-<lb/>ſchende Partei.</p><lb/><p>Eben hieraus aber ergab ſich eine fuͤr die polniſche<lb/>
Verfaſſung und die religioͤſen Intereſſen uͤberaus wichtige<lb/>
doppelte Oppoſition.</p><lb/><p>Dem Senat als politiſchem Koͤrper ſetzten ſich die<lb/>
Landboten entgegen. Wie jener an den Koͤnig, ſchloſſen<lb/>ſie ſich an Zamoisky <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Piasecius: Zamoyscius cujus autoritate potissimum nite-<lb/>
batur ordo nunciorum.</hi> Von dieſer Zeit an werden die Landboten<lb/>
maͤchtig. Ein Theil unterſtuͤtzt den andern.</note>, dem ſie eine unbedingte Vereh-<lb/>
rung widmeten, und der ihrer Ergebenheit ein dem koͤnig-<lb/>
lichen beinahe gleiches Anſehen verdankte. Eine Stellung<lb/>
die fuͤr einen unternehmenden Magnaten einen maͤchtigen Reiz<lb/>
haben mußte. Nach dem Tode des Großkanzlers bemaͤch-<lb/>
tigte ſich ihrer der Palatin von Krakau, Zebrzydowski.</p><lb/><p>An dieſe Partei ſchloſſen ſich nun die Proteſtanten<lb/>
an. Es waren doch am Ende die Biſchoͤfe, gegen welche<lb/>
beide klagten, die Einen wegen ihres weltlichen, die An-<lb/>
dern wegen ihres geiſtlichen Einfluſſes. Die Proteſtanten<lb/>
beſchwerten ſich, daß man in einem Gemeinweſen wie das<lb/>
polniſche, das auf freier Uebereinſtimmung beruhe, wohl-<lb/>
erworbene Rechte unaufhoͤrlich kraͤnke, daß man gemeine<lb/>
Leute zu hohen Wuͤrden erhebe, und Maͤnner von gutem<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[393/0405]
der katholiſchen Reſtauration. Polen.
Denn hauptſaͤchlich mit dem Senat ſuchte Siegmund III.
zu regieren. Er erfuͤllte ihn mit perſoͤnlich ergebenen Maͤn-
nern: zugleich machte er ihn ganz katholiſch: die Biſchoͤfe,
unter dem Einfluß des Nuntius von dem Koͤnig ernannt,
bildeten darin eine ſtarke und wohl allmaͤhlig die vorherr-
ſchende Partei.
Eben hieraus aber ergab ſich eine fuͤr die polniſche
Verfaſſung und die religioͤſen Intereſſen uͤberaus wichtige
doppelte Oppoſition.
Dem Senat als politiſchem Koͤrper ſetzten ſich die
Landboten entgegen. Wie jener an den Koͤnig, ſchloſſen
ſie ſich an Zamoisky 1), dem ſie eine unbedingte Vereh-
rung widmeten, und der ihrer Ergebenheit ein dem koͤnig-
lichen beinahe gleiches Anſehen verdankte. Eine Stellung
die fuͤr einen unternehmenden Magnaten einen maͤchtigen Reiz
haben mußte. Nach dem Tode des Großkanzlers bemaͤch-
tigte ſich ihrer der Palatin von Krakau, Zebrzydowski.
An dieſe Partei ſchloſſen ſich nun die Proteſtanten
an. Es waren doch am Ende die Biſchoͤfe, gegen welche
beide klagten, die Einen wegen ihres weltlichen, die An-
dern wegen ihres geiſtlichen Einfluſſes. Die Proteſtanten
beſchwerten ſich, daß man in einem Gemeinweſen wie das
polniſche, das auf freier Uebereinſtimmung beruhe, wohl-
erworbene Rechte unaufhoͤrlich kraͤnke, daß man gemeine
Leute zu hohen Wuͤrden erhebe, und Maͤnner von gutem
1) Piasecius: Zamoyscius cujus autoritate potissimum nite-
batur ordo nunciorum. Von dieſer Zeit an werden die Landboten
maͤchtig. Ein Theil unterſtuͤtzt den andern.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/405>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.