gung, oder Begierde in ihm seyn mochte, galt den Stu- dien, für die er eine große Gabe mitbrachte.
Er hatte das unschätzbare Talent einer raschen und sichern Auffassung: wie er denn Jedermann wiederkannte, den er einmal gesehen: wie er, sobald er etwa in einen Gar- ten trat, ihn sogleich überblickt und Alles bemerkt hatte: er war geistig und leiblich mit einem guten, scharfen Auge ausgerüstet 1). Mit besonderm Glücke widmete er sich des- halb den Naturwissenschaften. Seine Bewunderer schreiben ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefäßen, die Wahrnehmung der Expansion und Contraction der Pupille 2), die erste Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und gar mancher andern magnetischen Erscheinungen zu, und es läßt sich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen- dente's und besonders Porta's anregenden, mithervorbringen- den Antheil nahm 3). Den physikalischen Studien fügte er mathematischen Calcül und Beobachtung der Phänomene des Geistes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be- wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in
wel-
1) Nach Fra Fulgentio (p. 38) sprach er selbst von seiner gran passibilta, perche non sola l'oggelto in lui facesse moto, ma ogni minima reliquia. Come un perito suonatore, fährt Fulgen- tio fort, ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, cosi con far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini, gli interessi etc.
2) S. auch Fischer: Geschichte der Physik I, 167.
3)A quo, sagt Porta von ihm, aliqua didicisse non solum fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub- tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri- mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise- lini I, § 20. 24.
BuchVI.Innere Streitigkeiten.
gung, oder Begierde in ihm ſeyn mochte, galt den Stu- dien, fuͤr die er eine große Gabe mitbrachte.
Er hatte das unſchaͤtzbare Talent einer raſchen und ſichern Auffaſſung: wie er denn Jedermann wiederkannte, den er einmal geſehen: wie er, ſobald er etwa in einen Gar- ten trat, ihn ſogleich uͤberblickt und Alles bemerkt hatte: er war geiſtig und leiblich mit einem guten, ſcharfen Auge ausgeruͤſtet 1). Mit beſonderm Gluͤcke widmete er ſich des- halb den Naturwiſſenſchaften. Seine Bewunderer ſchreiben ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefaͤßen, die Wahrnehmung der Expanſion und Contraction der Pupille 2), die erſte Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und gar mancher andern magnetiſchen Erſcheinungen zu, und es laͤßt ſich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen- dente’s und beſonders Porta’s anregenden, mithervorbringen- den Antheil nahm 3). Den phyſikaliſchen Studien fuͤgte er mathematiſchen Calcuͤl und Beobachtung der Phaͤnomene des Geiſtes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be- wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in
wel-
1) Nach Fra Fulgentio (p. 38) ſprach er ſelbſt von ſeiner gran passibiltà, perchè non sola l’oggelto in lui facesse moto, ma ogni minima reliquia. Come un perito suonatore, faͤhrt Fulgen- tio fort, ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, così con far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini, gli interessi etc.
2) S. auch Fiſcher: Geſchichte der Phyſik I, 167.
3)A quo, ſagt Porta von ihm, aliqua didicisse non solum fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub- tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri- mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise- lini I, § 20. 24.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0348"n="336"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">VI.</hi><hirendition="#g">Innere Streitigkeiten</hi>.</fw><lb/>
gung, oder Begierde in ihm ſeyn mochte, galt den Stu-<lb/>
dien, fuͤr die er eine große Gabe mitbrachte.</p><lb/><p>Er hatte das unſchaͤtzbare Talent einer raſchen und<lb/>ſichern Auffaſſung: wie er denn Jedermann wiederkannte,<lb/>
den er einmal geſehen: wie er, ſobald er etwa in einen Gar-<lb/>
ten trat, ihn ſogleich uͤberblickt und Alles bemerkt hatte:<lb/>
er war geiſtig und leiblich mit einem guten, ſcharfen Auge<lb/>
ausgeruͤſtet <noteplace="foot"n="1)">Nach Fra Fulgentio (<hirendition="#aq">p.</hi> 38) ſprach er ſelbſt von ſeiner <hirendition="#aq">gran<lb/>
passibiltà, perchè non sola l’oggelto in lui facesse moto, ma<lb/>
ogni minima reliquia. Come un perito suonatore,</hi> faͤhrt Fulgen-<lb/>
tio fort, <hirendition="#aq">ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, così con<lb/>
far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini,<lb/>
gli interessi etc.</hi></note>. Mit beſonderm Gluͤcke widmete er ſich des-<lb/>
halb den Naturwiſſenſchaften. Seine Bewunderer ſchreiben<lb/>
ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefaͤßen, die<lb/>
Wahrnehmung der Expanſion und Contraction der Pupille <noteplace="foot"n="2)">S. auch Fiſcher: Geſchichte der Phyſik <hirendition="#aq">I,</hi> 167.</note>,<lb/>
die erſte Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und<lb/>
gar mancher andern magnetiſchen Erſcheinungen zu, und es<lb/>
laͤßt ſich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen-<lb/>
dente’s und beſonders Porta’s anregenden, mithervorbringen-<lb/>
den Antheil nahm <noteplace="foot"n="3)"><hirendition="#aq">A quo,</hi>ſagt Porta von ihm, <hirendition="#aq">aliqua didicisse non solum<lb/>
fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub-<lb/>
tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri-<lb/>
mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise-<lb/>
lini I,</hi> § 20. 24.</note>. Den phyſikaliſchen Studien fuͤgte<lb/>
er mathematiſchen Calcuͤl und Beobachtung der Phaͤnomene<lb/>
des Geiſtes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be-<lb/>
wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wel-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[336/0348]
Buch VI. Innere Streitigkeiten.
gung, oder Begierde in ihm ſeyn mochte, galt den Stu-
dien, fuͤr die er eine große Gabe mitbrachte.
Er hatte das unſchaͤtzbare Talent einer raſchen und
ſichern Auffaſſung: wie er denn Jedermann wiederkannte,
den er einmal geſehen: wie er, ſobald er etwa in einen Gar-
ten trat, ihn ſogleich uͤberblickt und Alles bemerkt hatte:
er war geiſtig und leiblich mit einem guten, ſcharfen Auge
ausgeruͤſtet 1). Mit beſonderm Gluͤcke widmete er ſich des-
halb den Naturwiſſenſchaften. Seine Bewunderer ſchreiben
ihm die Entdeckung der Valveln iu den Blutgefaͤßen, die
Wahrnehmung der Expanſion und Contraction der Pupille 2),
die erſte Beobachtung der Neigung der Magnetnadel und
gar mancher andern magnetiſchen Erſcheinungen zu, und es
laͤßt ſich nicht leugnen, daß er an den Arbeiten Aquapen-
dente’s und beſonders Porta’s anregenden, mithervorbringen-
den Antheil nahm 3). Den phyſikaliſchen Studien fuͤgte
er mathematiſchen Calcuͤl und Beobachtung der Phaͤnomene
des Geiſtes zu. In der Servitenbibliothek zu Venedig be-
wahrte man ein Exemplar der Werke des Vieta auf, in
wel-
1) Nach Fra Fulgentio (p. 38) ſprach er ſelbſt von ſeiner gran
passibiltà, perchè non sola l’oggelto in lui facesse moto, ma
ogni minima reliquia. Come un perito suonatore, faͤhrt Fulgen-
tio fort, ad un sol tocco fa giudicio del instrumento, così con
far parlar le persone con prestezza ammirabile conosceva i fini,
gli interessi etc.
2) S. auch Fiſcher: Geſchichte der Phyſik I, 167.
3) A quo, ſagt Porta von ihm, aliqua didicisse non solum
fateri non erubescimus, sed gloriamur, quum eo doctiorem, sub-
tiliorem, quotquot adhuc videre contigerit, neminem cognoveri-
mus ad encyclopaediam. Magiae natur. lib. VII praef. Grise-
lini I, § 20. 24.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/348>, abgerufen am 30.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.