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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Jesuitische Bewegungen.
die Franzosen Partei. Heinrich IV. war für sie: sey es,
daß ihm ihre Vorstellungsweise einleuchtete, was aller-
dings möglich wäre, oder daß er vorzugsweise dem Or-
den, der dem Protestantismus den Krieg machte, auch
darum beifiel, um seine Orthodoxie außer Zweifel zu
setzen. Cardinal du Perron nahm an den Congregationen
Theil, und hielt die jesuitische Partei mit geschicktem Eifer
aufrecht. Er sagte dem Papst, die Lehren der Dominica-
ner könne auch ein Protestant unterschreiben, und es mag
wohl seyn, daß er damit Eindruck auf denselben ge-
macht hat.

Der Wettstreit zwischen Spanien und Frankreich, wel-
cher die Welt bewegte, mischte sich auch in diese Streitig-
keiten ein. Die Dominicaner fanden eben so viel Schutz
bei den Spaniern, wie die Jesuiten bei den Franzosen 1).

Daher kam es auch, daß Clemens VIII. in der That
zu keiner Entscheidung schritt. Es hätte ihn in neue Ver-
legenheiten verwickelt, von so mächtigen Orden, so gewal-
tigen Fürsten den einen oder den andern zu verletzen.


1) Hauptstelle bei du Perron: Ambassades et negotiations
liv. III, tom. II, p. 839 Lettre du 23 janv. 1606: Les Es-
pagnols font profession ouvertement de proteger les Jacobins

(Dominicaner), en haine, comme je croy, de l'affection que le
pere general des Jesuites et presque tous ceux de son ordre,
excepte ceux qui dependent des peres Mendozze et Personius
comme particulierement les Jesuites Anglois, ont monstre de
porter a vostre Majeste: et semble que d'une dispute de reli-
gion ils en veuillent faire une querelle d'estat.
Man sieht dar-
aus, daß die Jesuiten bis auf eine kleine Fraction jetzt für franzö-
sisch gesinnt galten. Bei Serry p. 440 findet sich, daß die Domi-
caner damals von dem französischen Hof ausgeschlossen worden:
Praedicatores tum temporis in Gallia minus accepti et a publi-
cis curiae muneribus nuper amoti.
Päpste* 20

Jeſuitiſche Bewegungen.
die Franzoſen Partei. Heinrich IV. war fuͤr ſie: ſey es,
daß ihm ihre Vorſtellungsweiſe einleuchtete, was aller-
dings moͤglich waͤre, oder daß er vorzugsweiſe dem Or-
den, der dem Proteſtantismus den Krieg machte, auch
darum beifiel, um ſeine Orthodoxie außer Zweifel zu
ſetzen. Cardinal du Perron nahm an den Congregationen
Theil, und hielt die jeſuitiſche Partei mit geſchicktem Eifer
aufrecht. Er ſagte dem Papſt, die Lehren der Dominica-
ner koͤnne auch ein Proteſtant unterſchreiben, und es mag
wohl ſeyn, daß er damit Eindruck auf denſelben ge-
macht hat.

Der Wettſtreit zwiſchen Spanien und Frankreich, wel-
cher die Welt bewegte, miſchte ſich auch in dieſe Streitig-
keiten ein. Die Dominicaner fanden eben ſo viel Schutz
bei den Spaniern, wie die Jeſuiten bei den Franzoſen 1).

Daher kam es auch, daß Clemens VIII. in der That
zu keiner Entſcheidung ſchritt. Es haͤtte ihn in neue Ver-
legenheiten verwickelt, von ſo maͤchtigen Orden, ſo gewal-
tigen Fuͤrſten den einen oder den andern zu verletzen.


1) Hauptſtelle bei du Perron: Ambassades et negotiations
liv. III, tom. II, p. 839 Lettre du 23 janv. 1606: Les Es-
pagnols font profession ouvertement de proteger les Jacobins

(Dominicaner), en haine, comme je croy, de l’affection que le
pere general des Jesuites et presque tous ceux de son ordre,
excepté ceux qui dependent des peres Mendozze et Personius
comme particulierement les Jesuites Anglois, ont monstré de
porter à vostre Majesté: et semble que d’une dispute de reli-
gion ils en veuillent faire une querelle d’estat.
Man ſieht dar-
aus, daß die Jeſuiten bis auf eine kleine Fraction jetzt fuͤr franzoͤ-
ſiſch geſinnt galten. Bei Serry p. 440 findet ſich, daß die Domi-
caner damals von dem franzoͤſiſchen Hof ausgeſchloſſen worden:
Praedicatores tum temporis in Gallia minus accepti et a publi-
cis curiae muneribus nuper amoti.
Päpſte* 20
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[305/0317] Jeſuitiſche Bewegungen. die Franzoſen Partei. Heinrich IV. war fuͤr ſie: ſey es, daß ihm ihre Vorſtellungsweiſe einleuchtete, was aller- dings moͤglich waͤre, oder daß er vorzugsweiſe dem Or- den, der dem Proteſtantismus den Krieg machte, auch darum beifiel, um ſeine Orthodoxie außer Zweifel zu ſetzen. Cardinal du Perron nahm an den Congregationen Theil, und hielt die jeſuitiſche Partei mit geſchicktem Eifer aufrecht. Er ſagte dem Papſt, die Lehren der Dominica- ner koͤnne auch ein Proteſtant unterſchreiben, und es mag wohl ſeyn, daß er damit Eindruck auf denſelben ge- macht hat. Der Wettſtreit zwiſchen Spanien und Frankreich, wel- cher die Welt bewegte, miſchte ſich auch in dieſe Streitig- keiten ein. Die Dominicaner fanden eben ſo viel Schutz bei den Spaniern, wie die Jeſuiten bei den Franzoſen 1). Daher kam es auch, daß Clemens VIII. in der That zu keiner Entſcheidung ſchritt. Es haͤtte ihn in neue Ver- legenheiten verwickelt, von ſo maͤchtigen Orden, ſo gewal- tigen Fuͤrſten den einen oder den andern zu verletzen. 1) Hauptſtelle bei du Perron: Ambassades et negotiations liv. III, tom. II, p. 839 Lettre du 23 janv. 1606: Les Es- pagnols font profession ouvertement de proteger les Jacobins (Dominicaner), en haine, comme je croy, de l’affection que le pere general des Jesuites et presque tous ceux de son ordre, excepté ceux qui dependent des peres Mendozze et Personius comme particulierement les Jesuites Anglois, ont monstré de porter à vostre Majesté: et semble que d’une dispute de reli- gion ils en veuillent faire une querelle d’estat. Man ſieht dar- aus, daß die Jeſuiten bis auf eine kleine Fraction jetzt fuͤr franzoͤ- ſiſch geſinnt galten. Bei Serry p. 440 findet ſich, daß die Domi- caner damals von dem franzoͤſiſchen Hof ausgeſchloſſen worden: Praedicatores tum temporis in Gallia minus accepti et a publi- cis curiae muneribus nuper amoti. Päpſte* 20

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/317>, abgerufen am 26.11.2024.