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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
dieser Neigung zu befestigen. Pater Rocheome, den man
den französischen Cicero nannte, verfaßte eine populäre
Apologie des Ordens, die dem König besonders einleuch-
tete 1).

Zu diesem doppelten Antriebe, von der Seite des Pap-
stes und des Ordens, kamen nun politische Betrachtungen
Heinrichs IV. selbst. Er sah, wie er in einer Depe-
sche sagt, daß er durch die Verfolgung eines Ordens, der
so viel Mitglieder von Geist und Gelehrsamkeit zähle, so
viel Macht und Anhang habe, sich in der eifrig katholi-
schen Classe, die noch immer so zahreich sey, unversöhnliche
Feinde erhalten, Verschwörungen veranlassen werde. Er sah,
daß er sie selbst dort nicht verjagen könne, wo sie sich noch
hielten: er hätte den Ausbruch einer öffentlichen Bewegung
zu fürchten gehabt 2). Ueberdieß hatte Heinrich durch das
Edict von Nantes den Hugenotten so starke Zugeständnisse
gemacht, daß er auch dem Katholicismus eine neue Ga-
rantie schuldig war. Schon murrte man in Rom: zu-
weilen gab der Papst doch noch zu erkennen, daß er fürchte
betrogen zu seyn 3). Endlich aber stand der König hoch
genug, um die allgemeine Lage der Dinge besser zu über-
sehen als sein Parlement, und die Verbindung der Je-
suiten mit Spanien nicht zu fürchten. Pater Lorenz
Maggio eilte im Namen des Generals nach Frankreich,

1) Gretser hat sie für die Nichtfranzosen lateinisch übersetzt.
Gretseri opera tom. XI, p. 280.
2) Dispaccio del re de' 15 Agosto 1603 al re Jacopo d'In-
ghilterra,
excerpirt in Siri: Memorie recondite I, p. 247.
3) Ossat a Villeroy I, 503.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
dieſer Neigung zu befeſtigen. Pater Rocheome, den man
den franzoͤſiſchen Cicero nannte, verfaßte eine populaͤre
Apologie des Ordens, die dem Koͤnig beſonders einleuch-
tete 1).

Zu dieſem doppelten Antriebe, von der Seite des Pap-
ſtes und des Ordens, kamen nun politiſche Betrachtungen
Heinrichs IV. ſelbſt. Er ſah, wie er in einer Depe-
ſche ſagt, daß er durch die Verfolgung eines Ordens, der
ſo viel Mitglieder von Geiſt und Gelehrſamkeit zaͤhle, ſo
viel Macht und Anhang habe, ſich in der eifrig katholi-
ſchen Claſſe, die noch immer ſo zahreich ſey, unverſoͤhnliche
Feinde erhalten, Verſchwoͤrungen veranlaſſen werde. Er ſah,
daß er ſie ſelbſt dort nicht verjagen koͤnne, wo ſie ſich noch
hielten: er haͤtte den Ausbruch einer oͤffentlichen Bewegung
zu fuͤrchten gehabt 2). Ueberdieß hatte Heinrich durch das
Edict von Nantes den Hugenotten ſo ſtarke Zugeſtaͤndniſſe
gemacht, daß er auch dem Katholicismus eine neue Ga-
rantie ſchuldig war. Schon murrte man in Rom: zu-
weilen gab der Papſt doch noch zu erkennen, daß er fuͤrchte
betrogen zu ſeyn 3). Endlich aber ſtand der Koͤnig hoch
genug, um die allgemeine Lage der Dinge beſſer zu uͤber-
ſehen als ſein Parlement, und die Verbindung der Je-
ſuiten mit Spanien nicht zu fuͤrchten. Pater Lorenz
Maggio eilte im Namen des Generals nach Frankreich,

1) Gretſer hat ſie fuͤr die Nichtfranzoſen lateiniſch uͤberſetzt.
Gretseri opera tom. XI, p. 280.
2) Dispaccio del re de’ 15 Agosto 1603 al re Jacopo d’In-
ghilterra,
excerpirt in Siri: Memorie recondite I, p. 247.
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[302/0314] Buch VI. Innere Streitigkeiten. dieſer Neigung zu befeſtigen. Pater Rocheome, den man den franzoͤſiſchen Cicero nannte, verfaßte eine populaͤre Apologie des Ordens, die dem Koͤnig beſonders einleuch- tete 1). Zu dieſem doppelten Antriebe, von der Seite des Pap- ſtes und des Ordens, kamen nun politiſche Betrachtungen Heinrichs IV. ſelbſt. Er ſah, wie er in einer Depe- ſche ſagt, daß er durch die Verfolgung eines Ordens, der ſo viel Mitglieder von Geiſt und Gelehrſamkeit zaͤhle, ſo viel Macht und Anhang habe, ſich in der eifrig katholi- ſchen Claſſe, die noch immer ſo zahreich ſey, unverſoͤhnliche Feinde erhalten, Verſchwoͤrungen veranlaſſen werde. Er ſah, daß er ſie ſelbſt dort nicht verjagen koͤnne, wo ſie ſich noch hielten: er haͤtte den Ausbruch einer oͤffentlichen Bewegung zu fuͤrchten gehabt 2). Ueberdieß hatte Heinrich durch das Edict von Nantes den Hugenotten ſo ſtarke Zugeſtaͤndniſſe gemacht, daß er auch dem Katholicismus eine neue Ga- rantie ſchuldig war. Schon murrte man in Rom: zu- weilen gab der Papſt doch noch zu erkennen, daß er fuͤrchte betrogen zu ſeyn 3). Endlich aber ſtand der Koͤnig hoch genug, um die allgemeine Lage der Dinge beſſer zu uͤber- ſehen als ſein Parlement, und die Verbindung der Je- ſuiten mit Spanien nicht zu fuͤrchten. Pater Lorenz Maggio eilte im Namen des Generals nach Frankreich, 1) Gretſer hat ſie fuͤr die Nichtfranzoſen lateiniſch uͤberſetzt. Gretseri opera tom. XI, p. 280. 2) Dispaccio del re de’ 15 Agosto 1603 al re Jacopo d’In- ghilterra, excerpirt in Siri: Memorie recondite I, p. 247. 3) Ossat à Villeroy I, 503.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/314>, abgerufen am 26.11.2024.