nung ein, daß während man die Jesuiten wegen ihrer Hinneigungen zu Spanien aus Frankreich verjagte, von Spa- nien her selbst der gefährlichste Angriff gegen sie unternommen ward. In beiden Ländern waren Momente der Politik und der Doctrin hiebei thätig. Der politische war am Ende in beiden der nemliche, ein nationaler Gegensatz gegen die Vorrechte und Freiheiten dieses Ordens: in Frankreich war er gewaltsamer, heftiger: in Spanien aber eigenthümlicher, besser gegründet; in Hinsicht der Doctrin waren es die neuen Lehren, welche den Jesuiten Haß und Verfolgung zuzogen. Ihre Lehre von der Volkssouveränetät und dem Königs- mord ward ihnen in Frankreich, ihre Meinungen von dem freien Willen wurden ihnen in Spanien verderblich.
Ein Augenblick in der Geschichte dieser Gesellschaft der für die Wendung die sie nahm von großer Bedeu- tung ist.
Gegen die Angriffe der nationalen Gewalten, des Par- laments und der Inquisition, suchte Aquaviva Hülfe in dem Mittelpunkte der Kirche, bei dem Papst.
Er benutzte den günstigen Augenblick, als jener Groß- inquisitor gestorben und seine Stelle noch nicht wieder be- setzt war, um den Papst zu bestimmen die Entscheidung der Glaubens-Streitigkeit nach Rom zu evociren. Es war schon viel gewonnen, wenn die Entscheidung nur zunächst verschoben ward. Wie leicht fanden sich dann in Rom an- derweite Einflüsse, welche sich in einem bedenklichen Augen- blicke geltend machen ließen. Am 9. October 1596 wur- den die Acten des Processes nach Rom gesendet. Von bei-
Jeſuitiſche Bewegungen.
nung ein, daß waͤhrend man die Jeſuiten wegen ihrer Hinneigungen zu Spanien aus Frankreich verjagte, von Spa- nien her ſelbſt der gefaͤhrlichſte Angriff gegen ſie unternommen ward. In beiden Laͤndern waren Momente der Politik und der Doctrin hiebei thaͤtig. Der politiſche war am Ende in beiden der nemliche, ein nationaler Gegenſatz gegen die Vorrechte und Freiheiten dieſes Ordens: in Frankreich war er gewaltſamer, heftiger: in Spanien aber eigenthuͤmlicher, beſſer gegruͤndet; in Hinſicht der Doctrin waren es die neuen Lehren, welche den Jeſuiten Haß und Verfolgung zuzogen. Ihre Lehre von der Volksſouveraͤnetaͤt und dem Koͤnigs- mord ward ihnen in Frankreich, ihre Meinungen von dem freien Willen wurden ihnen in Spanien verderblich.
Ein Augenblick in der Geſchichte dieſer Geſellſchaft der fuͤr die Wendung die ſie nahm von großer Bedeu- tung iſt.
Gegen die Angriffe der nationalen Gewalten, des Par- laments und der Inquiſition, ſuchte Aquaviva Huͤlfe in dem Mittelpunkte der Kirche, bei dem Papſt.
Er benutzte den guͤnſtigen Augenblick, als jener Groß- inquiſitor geſtorben und ſeine Stelle noch nicht wieder be- ſetzt war, um den Papſt zu beſtimmen die Entſcheidung der Glaubens-Streitigkeit nach Rom zu evociren. Es war ſchon viel gewonnen, wenn die Entſcheidung nur zunaͤchſt verſchoben ward. Wie leicht fanden ſich dann in Rom an- derweite Einfluͤſſe, welche ſich in einem bedenklichen Augen- blicke geltend machen ließen. Am 9. October 1596 wur- den die Acten des Proceſſes nach Rom geſendet. Von bei-
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Jeſuitiſche Bewegungen.
nung ein, daß waͤhrend man die Jeſuiten wegen ihrer
Hinneigungen zu Spanien aus Frankreich verjagte, von Spa-
nien her ſelbſt der gefaͤhrlichſte Angriff gegen ſie unternommen
ward. In beiden Laͤndern waren Momente der Politik und
der Doctrin hiebei thaͤtig. Der politiſche war am Ende
in beiden der nemliche, ein nationaler Gegenſatz gegen die
Vorrechte und Freiheiten dieſes Ordens: in Frankreich war
er gewaltſamer, heftiger: in Spanien aber eigenthuͤmlicher,
beſſer gegruͤndet; in Hinſicht der Doctrin waren es die neuen
Lehren, welche den Jeſuiten Haß und Verfolgung zuzogen.
Ihre Lehre von der Volksſouveraͤnetaͤt und dem Koͤnigs-
mord ward ihnen in Frankreich, ihre Meinungen von dem
freien Willen wurden ihnen in Spanien verderblich.
Ein Augenblick in der Geſchichte dieſer Geſellſchaft
der fuͤr die Wendung die ſie nahm von großer Bedeu-
tung iſt.
Gegen die Angriffe der nationalen Gewalten, des Par-
laments und der Inquiſition, ſuchte Aquaviva Huͤlfe in dem
Mittelpunkte der Kirche, bei dem Papſt.
Er benutzte den guͤnſtigen Augenblick, als jener Groß-
inquiſitor geſtorben und ſeine Stelle noch nicht wieder be-
ſetzt war, um den Papſt zu beſtimmen die Entſcheidung
der Glaubens-Streitigkeit nach Rom zu evociren. Es war
ſchon viel gewonnen, wenn die Entſcheidung nur zunaͤchſt
verſchoben ward. Wie leicht fanden ſich dann in Rom an-
derweite Einfluͤſſe, welche ſich in einem bedenklichen Augen-
blicke geltend machen ließen. Am 9. October 1596 wur-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/311>, abgerufen am 31.07.2024.
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