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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Absolution Heinrichs IV.
oft verhängt hatten. Mit den spanischen Truppen verlie-
ßen so einflußreiche Stifter und Oberhäupter wie der ge-
walkige Boucher die Stadt: mehr als hundert Andere, die
man für die Gefährlichsten hielt, wurden förmlich verwie-
sen. Alle Gewalten, das gesammte Volk leistete den Eid
der Treue: auch die Sorbonne, deren halsstarrigste Mit-
glieder, der Rector der Universität selbst, unter den Ver-
wiesenen waren, unterwarf sich der zur Herrschaft gelang-
ten Lehre. Wie so ganz anders lauteten nun ihre Beschlüsse,
als im Jahre 1589. Jetzt erkannte auch die Sorbonne an,
daß alle Gewalt von Gott stamme, nach Römer am 13ten, daß
Jeder, der sich dem König widersetze, Gott widerstehe und in
Verdammung falle. Sie verwarf die Meinung, daß man
einem König den Gehorsam versagen könne, weil er von
dem Papst noch nicht anerkannt sey, als eine Ausstreuung
bösgesinnter und übelberathener Leute. Jetzt schwuren die
Mitglieder der Universität sämmtlich, Rector, Decane, Theo-
logen, Decretisten, Mediciner, Artisten, Mönche und Con-
ventuale, Schüler und Beamte, Heinrich IV. Treue und Ge-
horsam und verpflichteten sich ihr Blut für ihn zu versprützen.
Ja, was mehr ist, auf den Grund dieser ihrer neuen
Rechtgläubigkeit begann die Universität sofort einen Feld-
zug gegen die Jesuiten. Sie machte denselben ihre auf-
rührerischen Grundsätze, die sie freilich früher selbst getheilt
hatte, und ihre spanische Gesinnung zum Vorwurfe. Eine
Zeitlang vertheidigten sich die Jesuiten nicht ohne Erfolg.
Da aber noch in demselben Jahre ein Mensch, der ihre
Schulen besucht, Jean Chastel 1), einen Mordversuch

1) Juvencius: partis V lib. XII n. 13 gibt folgende Schil-

Abſolution Heinrichs IV.
oft verhaͤngt hatten. Mit den ſpaniſchen Truppen verlie-
ßen ſo einflußreiche Stifter und Oberhaͤupter wie der ge-
walkige Boucher die Stadt: mehr als hundert Andere, die
man fuͤr die Gefaͤhrlichſten hielt, wurden foͤrmlich verwie-
ſen. Alle Gewalten, das geſammte Volk leiſtete den Eid
der Treue: auch die Sorbonne, deren halsſtarrigſte Mit-
glieder, der Rector der Univerſitaͤt ſelbſt, unter den Ver-
wieſenen waren, unterwarf ſich der zur Herrſchaft gelang-
ten Lehre. Wie ſo ganz anders lauteten nun ihre Beſchluͤſſe,
als im Jahre 1589. Jetzt erkannte auch die Sorbonne an,
daß alle Gewalt von Gott ſtamme, nach Roͤmer am 13ten, daß
Jeder, der ſich dem Koͤnig widerſetze, Gott widerſtehe und in
Verdammung falle. Sie verwarf die Meinung, daß man
einem Koͤnig den Gehorſam verſagen koͤnne, weil er von
dem Papſt noch nicht anerkannt ſey, als eine Ausſtreuung
boͤsgeſinnter und uͤbelberathener Leute. Jetzt ſchwuren die
Mitglieder der Univerſitaͤt ſaͤmmtlich, Rector, Decane, Theo-
logen, Decretiſten, Mediciner, Artiſten, Moͤnche und Con-
ventuale, Schuͤler und Beamte, Heinrich IV. Treue und Ge-
horſam und verpflichteten ſich ihr Blut fuͤr ihn zu verſpruͤtzen.
Ja, was mehr iſt, auf den Grund dieſer ihrer neuen
Rechtglaͤubigkeit begann die Univerſitaͤt ſofort einen Feld-
zug gegen die Jeſuiten. Sie machte denſelben ihre auf-
ruͤhreriſchen Grundſaͤtze, die ſie freilich fruͤher ſelbſt getheilt
hatte, und ihre ſpaniſche Geſinnung zum Vorwurfe. Eine
Zeitlang vertheidigten ſich die Jeſuiten nicht ohne Erfolg.
Da aber noch in demſelben Jahre ein Menſch, der ihre
Schulen beſucht, Jean Chaſtel 1), einen Mordverſuch

1) Juvencius: partis V lib. XII n. 13 gibt folgende Schil-
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[249/0261] Abſolution Heinrichs IV. oft verhaͤngt hatten. Mit den ſpaniſchen Truppen verlie- ßen ſo einflußreiche Stifter und Oberhaͤupter wie der ge- walkige Boucher die Stadt: mehr als hundert Andere, die man fuͤr die Gefaͤhrlichſten hielt, wurden foͤrmlich verwie- ſen. Alle Gewalten, das geſammte Volk leiſtete den Eid der Treue: auch die Sorbonne, deren halsſtarrigſte Mit- glieder, der Rector der Univerſitaͤt ſelbſt, unter den Ver- wieſenen waren, unterwarf ſich der zur Herrſchaft gelang- ten Lehre. Wie ſo ganz anders lauteten nun ihre Beſchluͤſſe, als im Jahre 1589. Jetzt erkannte auch die Sorbonne an, daß alle Gewalt von Gott ſtamme, nach Roͤmer am 13ten, daß Jeder, der ſich dem Koͤnig widerſetze, Gott widerſtehe und in Verdammung falle. Sie verwarf die Meinung, daß man einem Koͤnig den Gehorſam verſagen koͤnne, weil er von dem Papſt noch nicht anerkannt ſey, als eine Ausſtreuung boͤsgeſinnter und uͤbelberathener Leute. Jetzt ſchwuren die Mitglieder der Univerſitaͤt ſaͤmmtlich, Rector, Decane, Theo- logen, Decretiſten, Mediciner, Artiſten, Moͤnche und Con- ventuale, Schuͤler und Beamte, Heinrich IV. Treue und Ge- horſam und verpflichteten ſich ihr Blut fuͤr ihn zu verſpruͤtzen. Ja, was mehr iſt, auf den Grund dieſer ihrer neuen Rechtglaͤubigkeit begann die Univerſitaͤt ſofort einen Feld- zug gegen die Jeſuiten. Sie machte denſelben ihre auf- ruͤhreriſchen Grundſaͤtze, die ſie freilich fruͤher ſelbſt getheilt hatte, und ihre ſpaniſche Geſinnung zum Vorwurfe. Eine Zeitlang vertheidigten ſich die Jeſuiten nicht ohne Erfolg. Da aber noch in demſelben Jahre ein Menſch, der ihre Schulen beſucht, Jean Chaſtel 1), einen Mordverſuch 1) Juvencius: partis V lib. XII n. 13 gibt folgende Schil-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/261>, abgerufen am 22.11.2024.