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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Ranges und der Bedeutung seiner Mission auf: er zwei-
felte nicht, daß er mit Freuden werde angenommen werden:
in diesem Sinne drückte er sich aus: in demselben Tone war
auch das Schreiben des Königs abgefaßt, das er mitbrachte.
Der Papst fand, es laute als sey der König nicht allein
lange katholisch, sondern als komme er wie ein zweiter Carl
der Gr. von einem Siege über die Feinde der Kirche zurück.
Nevers erstaunte ganz, wie kalt er empfangen ward, wie
wenig er mit seinen Anträgen Gehör fand. Da alles ver-
geblich war, fragte er endlich den Papst, was der Kö-
nig thun solle um die Gnade Seiner Heiligkeit zu verdie-
nen. Der Papst entgegnete: es gebe in Frankreich Theo-
logen genug, um es ihm anzugeben. "Wird aber Eure
Heiligkeit damit zufrieden seyn, was die Theologen sagen?"
Der Papst weigerte sich darauf zu antworten. Nicht ein-
mal als Botschafter Heinrichs wollte er ihn betrachten,
sondern nur als Louis Gonzaga, Herzog von Nevers: alles
was zwischen ihnen gesprochen worden, wollte er nicht als
eine amtliche Unterhandlung, sondern nur als ein privates
Zwiegespräch angesehn wissen: er war nicht dazu zu brin-
gen eine schriftliche Resolution von sich zu geben. "Es
bleibt mir nichts übrig", sagte Nevers dem Cardinal To-
ledo, der ihm diese Willensmeinung des Papstes hinter-
brachte, "als das Unglück zu beklagen, das die Wuth der
Soldaten bei wieder ausbrechendem Kriege über Frankreich
bringen wird." Der Cardinal sagte kein Wort: er lä-
chelte. Nevers verließ Rom und machte seinem Unmuth
in bittern Relationen Luft 1).


1) Zwei Schriften, aber fast durchaus des nemlichen Inhal-

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Ranges und der Bedeutung ſeiner Miſſion auf: er zwei-
felte nicht, daß er mit Freuden werde angenommen werden:
in dieſem Sinne druͤckte er ſich aus: in demſelben Tone war
auch das Schreiben des Koͤnigs abgefaßt, das er mitbrachte.
Der Papſt fand, es laute als ſey der Koͤnig nicht allein
lange katholiſch, ſondern als komme er wie ein zweiter Carl
der Gr. von einem Siege uͤber die Feinde der Kirche zuruͤck.
Nevers erſtaunte ganz, wie kalt er empfangen ward, wie
wenig er mit ſeinen Antraͤgen Gehoͤr fand. Da alles ver-
geblich war, fragte er endlich den Papſt, was der Koͤ-
nig thun ſolle um die Gnade Seiner Heiligkeit zu verdie-
nen. Der Papſt entgegnete: es gebe in Frankreich Theo-
logen genug, um es ihm anzugeben. „Wird aber Eure
Heiligkeit damit zufrieden ſeyn, was die Theologen ſagen?“
Der Papſt weigerte ſich darauf zu antworten. Nicht ein-
mal als Botſchafter Heinrichs wollte er ihn betrachten,
ſondern nur als Louis Gonzaga, Herzog von Nevers: alles
was zwiſchen ihnen geſprochen worden, wollte er nicht als
eine amtliche Unterhandlung, ſondern nur als ein privates
Zwiegeſpraͤch angeſehn wiſſen: er war nicht dazu zu brin-
gen eine ſchriftliche Reſolution von ſich zu geben. „Es
bleibt mir nichts uͤbrig“, ſagte Nevers dem Cardinal To-
ledo, der ihm dieſe Willensmeinung des Papſtes hinter-
brachte, „als das Ungluͤck zu beklagen, das die Wuth der
Soldaten bei wieder ausbrechendem Kriege uͤber Frankreich
bringen wird.“ Der Cardinal ſagte kein Wort: er laͤ-
chelte. Nevers verließ Rom und machte ſeinem Unmuth
in bittern Relationen Luft 1).


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[246/0258] Buch VI. Innere Streitigkeiten. Ranges und der Bedeutung ſeiner Miſſion auf: er zwei- felte nicht, daß er mit Freuden werde angenommen werden: in dieſem Sinne druͤckte er ſich aus: in demſelben Tone war auch das Schreiben des Koͤnigs abgefaßt, das er mitbrachte. Der Papſt fand, es laute als ſey der Koͤnig nicht allein lange katholiſch, ſondern als komme er wie ein zweiter Carl der Gr. von einem Siege uͤber die Feinde der Kirche zuruͤck. Nevers erſtaunte ganz, wie kalt er empfangen ward, wie wenig er mit ſeinen Antraͤgen Gehoͤr fand. Da alles ver- geblich war, fragte er endlich den Papſt, was der Koͤ- nig thun ſolle um die Gnade Seiner Heiligkeit zu verdie- nen. Der Papſt entgegnete: es gebe in Frankreich Theo- logen genug, um es ihm anzugeben. „Wird aber Eure Heiligkeit damit zufrieden ſeyn, was die Theologen ſagen?“ Der Papſt weigerte ſich darauf zu antworten. Nicht ein- mal als Botſchafter Heinrichs wollte er ihn betrachten, ſondern nur als Louis Gonzaga, Herzog von Nevers: alles was zwiſchen ihnen geſprochen worden, wollte er nicht als eine amtliche Unterhandlung, ſondern nur als ein privates Zwiegeſpraͤch angeſehn wiſſen: er war nicht dazu zu brin- gen eine ſchriftliche Reſolution von ſich zu geben. „Es bleibt mir nichts uͤbrig“, ſagte Nevers dem Cardinal To- ledo, der ihm dieſe Willensmeinung des Papſtes hinter- brachte, „als das Ungluͤck zu beklagen, das die Wuth der Soldaten bei wieder ausbrechendem Kriege uͤber Frankreich bringen wird.“ Der Cardinal ſagte kein Wort: er laͤ- chelte. Nevers verließ Rom und machte ſeinem Unmuth in bittern Relationen Luft 1). 1) Zwei Schriften, aber faſt durchaus des nemlichen Inhal-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/258>, abgerufen am 22.11.2024.