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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
wenn nicht offen, doch insgeheim zu ihr: durch den Ue-
bertritt des Fürsten bekam sie jetzt eine feste innere Hal-
tung, eines Fürsten der überdieß so kriegerisch, muthig
und siegreich war. So gewachsen erschien sie aufs neue
vor dem Papst und bat ihn um seine Anerkennung, seinen
Segen. Welch ein Ruhm, welch eine Wirksamkeit, wenn
er sich nun wenigstens unumwunden für sie erklärte. Noch
kam so viel darauf an. Die Prälaten selbst, welche den
König in den Schooß der Kirche aufgenommen, hatten dieß
doch nur mit Vorbehalt einer päpstlichen Absolution ge-
than 1). Auf diese provocirten die mächtigsten Mitglieder
der Ligue, mit denen der König Unterhandlungen eröffnete 2).
Obwohl Versprechungen nicht immer gehalten werden, so
läßt sich doch nicht zweifeln, daß die Absolution des Pap-
stes, in diesem Momente ertheilt, in den Gang der Ange-
legenheiten mächtig eingegriffen haben würde. Heinrich IV.
sandte einen Großen des Reiches, den Herzog von Nevers,
ihn darum zu ersuchen. Es ward ein Stillstand geschlos-
sen, um die Antwort abzuwarten.

Der Papst war mißtrauisch unb bedenklich. Wie die
Hoffnungen religiösen Ehrgeizes Sixtus V. entflammt, so
hielt die Besorgniß betrogen zu werden, Unannehmlichkei-
ten zu erleben Clemens VIII. zurück. Er meinte noch im-
mer, Heinrich IV. werde zuletzt vielleicht wieder zum Pro-
testantismus zurückkehren, wie er es schon einmal gethan:

1) Messieurs du clerge luy avoient donne l'absolution a la
charge qu'il envoyeroit vers sa Ste la requerir d'approuver ce
qu'ils avoient fait. Cayet: 58, 390.
2) Villeroy Memoires. Coll. univ. 62, 186.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
wenn nicht offen, doch insgeheim zu ihr: durch den Ue-
bertritt des Fuͤrſten bekam ſie jetzt eine feſte innere Hal-
tung, eines Fuͤrſten der uͤberdieß ſo kriegeriſch, muthig
und ſiegreich war. So gewachſen erſchien ſie aufs neue
vor dem Papſt und bat ihn um ſeine Anerkennung, ſeinen
Segen. Welch ein Ruhm, welch eine Wirkſamkeit, wenn
er ſich nun wenigſtens unumwunden fuͤr ſie erklaͤrte. Noch
kam ſo viel darauf an. Die Praͤlaten ſelbſt, welche den
Koͤnig in den Schooß der Kirche aufgenommen, hatten dieß
doch nur mit Vorbehalt einer paͤpſtlichen Abſolution ge-
than 1). Auf dieſe provocirten die maͤchtigſten Mitglieder
der Ligue, mit denen der Koͤnig Unterhandlungen eroͤffnete 2).
Obwohl Verſprechungen nicht immer gehalten werden, ſo
laͤßt ſich doch nicht zweifeln, daß die Abſolution des Pap-
ſtes, in dieſem Momente ertheilt, in den Gang der Ange-
legenheiten maͤchtig eingegriffen haben wuͤrde. Heinrich IV.
ſandte einen Großen des Reiches, den Herzog von Nevers,
ihn darum zu erſuchen. Es ward ein Stillſtand geſchloſ-
ſen, um die Antwort abzuwarten.

Der Papſt war mißtrauiſch unb bedenklich. Wie die
Hoffnungen religioͤſen Ehrgeizes Sixtus V. entflammt, ſo
hielt die Beſorgniß betrogen zu werden, Unannehmlichkei-
ten zu erleben Clemens VIII. zuruͤck. Er meinte noch im-
mer, Heinrich IV. werde zuletzt vielleicht wieder zum Pro-
teſtantismus zuruͤckkehren, wie er es ſchon einmal gethan:

1) Messieurs du clergé luy avoient donné l’absolution à la
charge qu’il envoyeroit vers sa S la requerir d’approuver ce
qu’ils avoient fait. Cayet: 58, 390.
2) Villeroy Mémoires. Coll. univ. 62, 186.
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[244/0256] Buch VI. Innere Streitigkeiten. wenn nicht offen, doch insgeheim zu ihr: durch den Ue- bertritt des Fuͤrſten bekam ſie jetzt eine feſte innere Hal- tung, eines Fuͤrſten der uͤberdieß ſo kriegeriſch, muthig und ſiegreich war. So gewachſen erſchien ſie aufs neue vor dem Papſt und bat ihn um ſeine Anerkennung, ſeinen Segen. Welch ein Ruhm, welch eine Wirkſamkeit, wenn er ſich nun wenigſtens unumwunden fuͤr ſie erklaͤrte. Noch kam ſo viel darauf an. Die Praͤlaten ſelbſt, welche den Koͤnig in den Schooß der Kirche aufgenommen, hatten dieß doch nur mit Vorbehalt einer paͤpſtlichen Abſolution ge- than 1). Auf dieſe provocirten die maͤchtigſten Mitglieder der Ligue, mit denen der Koͤnig Unterhandlungen eroͤffnete 2). Obwohl Verſprechungen nicht immer gehalten werden, ſo laͤßt ſich doch nicht zweifeln, daß die Abſolution des Pap- ſtes, in dieſem Momente ertheilt, in den Gang der Ange- legenheiten maͤchtig eingegriffen haben wuͤrde. Heinrich IV. ſandte einen Großen des Reiches, den Herzog von Nevers, ihn darum zu erſuchen. Es ward ein Stillſtand geſchloſ- ſen, um die Antwort abzuwarten. Der Papſt war mißtrauiſch unb bedenklich. Wie die Hoffnungen religioͤſen Ehrgeizes Sixtus V. entflammt, ſo hielt die Beſorgniß betrogen zu werden, Unannehmlichkei- ten zu erleben Clemens VIII. zuruͤck. Er meinte noch im- mer, Heinrich IV. werde zuletzt vielleicht wieder zum Pro- teſtantismus zuruͤckkehren, wie er es ſchon einmal gethan: 1) Messieurs du clergé luy avoient donné l’absolution à la charge qu’il envoyeroit vers sa Sté la requerir d’approuver ce qu’ils avoient fait. Cayet: 58, 390. 2) Villeroy Mémoires. Coll. univ. 62, 186.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/256>, abgerufen am 22.11.2024.