gewesen: der Papst soll ihm gesagt haben, er müsse mehr als einmal an seine Thüre klopfen lassen. Wenigstens ist gewiß, daß ein Agent Gondis sich nach Rom begab und nachdem er mehrere Conferenzen gehabt, dem venezia- nischen Gesandten erklärte, er habe Gott sey Dank alle Ursache Hoffnung zu schöpfen, zufrieden zu seyn 1), mehr aber dürfe er nicht sagen. Mit einem Worte: der öf- fentlichen Ablehnung stand eine geheime Annäherung zur Seite. Clemens VIII. wollte weder die Spanier beleidigen, noch auch Heinrich IV. abstoßen. Auf beide Zwecke war sein Betragen berechnet.
In dem hatte sich schon eine neue noch bei weitem wich- tigere Frage herausgestellt.
Im Januar 1593 versammelten sich die Stände von Frankreich, in so fern sie zur liguistischen Partei gehörten, um zur Wahl eines neuen Königs zu schreiten. Da der Grund zur Ausschließung Heinrichs IV. allein in der Re- ligion lag, so hatte der päpstliche Legat eine ungewöhnliche Autorität. Es war noch Sega, Bischof von Piacenza, wel- chen Gregor XIV. erwählt hatte, ein Mann von der spanisch-kirchlichen Tendenz jener Regierung. Clemens hielt es für nöthig, ihm eine besondere Instruction zugehn zu lassen. In derselben ermahnt er ihn darauf zu sehen, daß weder Gewalt noch Bestechung Einfluß auf die Stim-
dem florentinischen Gesandten Niccolini gemacht worden. Fra Fran- ceschis Erklärung war: "che crede che il papa l'admetteria, ma che vuole levare li cattolici fuori di dubio et ogni ombra che admettendolo riceve ambasceria di Navarra."
1)Ibid. "dopo aver lassato sfogar il primo moto della alteration di S. Beat."
Abſolution HeinrichsIV.
geweſen: der Papſt ſoll ihm geſagt haben, er muͤſſe mehr als einmal an ſeine Thuͤre klopfen laſſen. Wenigſtens iſt gewiß, daß ein Agent Gondis ſich nach Rom begab und nachdem er mehrere Conferenzen gehabt, dem venezia- niſchen Geſandten erklaͤrte, er habe Gott ſey Dank alle Urſache Hoffnung zu ſchoͤpfen, zufrieden zu ſeyn 1), mehr aber duͤrfe er nicht ſagen. Mit einem Worte: der oͤf- fentlichen Ablehnung ſtand eine geheime Annaͤherung zur Seite. Clemens VIII. wollte weder die Spanier beleidigen, noch auch Heinrich IV. abſtoßen. Auf beide Zwecke war ſein Betragen berechnet.
In dem hatte ſich ſchon eine neue noch bei weitem wich- tigere Frage herausgeſtellt.
Im Januar 1593 verſammelten ſich die Staͤnde von Frankreich, in ſo fern ſie zur liguiſtiſchen Partei gehoͤrten, um zur Wahl eines neuen Koͤnigs zu ſchreiten. Da der Grund zur Ausſchließung Heinrichs IV. allein in der Re- ligion lag, ſo hatte der paͤpſtliche Legat eine ungewoͤhnliche Autoritaͤt. Es war noch Sega, Biſchof von Piacenza, wel- chen Gregor XIV. erwaͤhlt hatte, ein Mann von der ſpaniſch-kirchlichen Tendenz jener Regierung. Clemens hielt es fuͤr noͤthig, ihm eine beſondere Inſtruction zugehn zu laſſen. In derſelben ermahnt er ihn darauf zu ſehen, daß weder Gewalt noch Beſtechung Einfluß auf die Stim-
dem florentiniſchen Geſandten Niccolini gemacht worden. Fra Fran- ceschis Erklaͤrung war: „che crede che il papa l’admetteria, ma che vuole levare li cattolici fuori di dubio et ogni ombra che admettendolo riceve ambasceria di Navarra.“
1)Ibid. „dopo aver lassato sfogar il primo moto della alteration di S. Beat.“
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Abſolution Heinrichs IV.
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iſt gewiß, daß ein Agent Gondis ſich nach Rom begab
und nachdem er mehrere Conferenzen gehabt, dem venezia-
niſchen Geſandten erklaͤrte, er habe Gott ſey Dank alle
Urſache Hoffnung zu ſchoͤpfen, zufrieden zu ſeyn 1), mehr
aber duͤrfe er nicht ſagen. Mit einem Worte: der oͤf-
fentlichen Ablehnung ſtand eine geheime Annaͤherung zur
Seite. Clemens VIII. wollte weder die Spanier beleidigen,
noch auch Heinrich IV. abſtoßen. Auf beide Zwecke war
ſein Betragen berechnet.
In dem hatte ſich ſchon eine neue noch bei weitem wich-
tigere Frage herausgeſtellt.
Im Januar 1593 verſammelten ſich die Staͤnde von
Frankreich, in ſo fern ſie zur liguiſtiſchen Partei gehoͤrten,
um zur Wahl eines neuen Koͤnigs zu ſchreiten. Da der
Grund zur Ausſchließung Heinrichs IV. allein in der Re-
ligion lag, ſo hatte der paͤpſtliche Legat eine ungewoͤhnliche
Autoritaͤt. Es war noch Sega, Biſchof von Piacenza, wel-
chen Gregor XIV. erwaͤhlt hatte, ein Mann von der
ſpaniſch-kirchlichen Tendenz jener Regierung. Clemens hielt
es fuͤr noͤthig, ihm eine beſondere Inſtruction zugehn zu
laſſen. In derſelben ermahnt er ihn darauf zu ſehen,
daß weder Gewalt noch Beſtechung Einfluß auf die Stim-
1)
1) Ibid. „dopo aver lassato sfogar il primo moto della
alteration di S. Beat.“
1) dem florentiniſchen Geſandten Niccolini gemacht worden. Fra Fran-
ceschis Erklaͤrung war: „che crede che il papa l’admetteria, ma
che vuole levare li cattolici fuori di dubio et ogni ombra che
admettendolo riceve ambasceria di Navarra.“
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/251>, abgerufen am 16.02.2025.
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