päpstliche Heer vereinte sich in Verdun mit den Ligui- sten. Es war eine allgemeine Bewegung spanisch-ita- lienischer Kräfte, um Frankreich mit Gewalt in die streng katholische Richtung fortzuziehen, die in jenen Ländern das Uebergewicht hatte. Die Schätze, die Papst Sixtus mit so viel Anstrengung gesammelt und so sorgfältig gespart, ka- men nun doch den Spaniern zu Gute. Nachdem Gre- gor XIV. die Summen aus dem Castell genommen deren Verwendung an keine Bedingungen gebunden war, griff er auch die andern auf das strengste vinculirten an. Er ur- theilte, nie könne ein dringenderes Bedürfniß der Kirche eintreten.
Bei der Entschiedenheit mit der man zu Werke ging, der Klugheit des Königs, dem Reichthum des Papstes, und dem Einfluß den ihr vereinigtes Ansehen auf Frankreich hatte, läßt sich in der That nicht berechnen, wie weit es dieser doppelseitige, weltlich-geistliche Ehrgeiz gebracht haben würde: -- wäre nicht Gregor XIV. mitten in der Unter- nehmung gestorben. Nur zehn Monat und zehn Tage hatte er den römischen Stuhl besessen und so große Veränderun- gen hervorgebracht: was würde geschehen sein, wenn er diese Gewalt einige Jahre inne gehabt hätte. Es war der größte Verlust den die liguistisch-spanische Partei erleiden konnte.
Noch einmal zwar drangen die Spanier in dem Con- clave durch. Sie hatten wieder sieben Candidaten benannt 1),
1) In der Histoire des conclaves I, 251 heißt es: Les Es- pagnols vouloient retablir leur reputation. Doch ist das nur falsch übersetzt: in dem MS, welches die Grundlage dieses Buches ist: Con-
Päpste* 15
GregorXIV.InnocenzIX.
paͤpſtliche Heer vereinte ſich in Verdun mit den Ligui- ſten. Es war eine allgemeine Bewegung ſpaniſch-ita- lieniſcher Kraͤfte, um Frankreich mit Gewalt in die ſtreng katholiſche Richtung fortzuziehen, die in jenen Laͤndern das Uebergewicht hatte. Die Schaͤtze, die Papſt Sixtus mit ſo viel Anſtrengung geſammelt und ſo ſorgfaͤltig geſpart, ka- men nun doch den Spaniern zu Gute. Nachdem Gre- gor XIV. die Summen aus dem Caſtell genommen deren Verwendung an keine Bedingungen gebunden war, griff er auch die andern auf das ſtrengſte vinculirten an. Er ur- theilte, nie koͤnne ein dringenderes Beduͤrfniß der Kirche eintreten.
Bei der Entſchiedenheit mit der man zu Werke ging, der Klugheit des Koͤnigs, dem Reichthum des Papſtes, und dem Einfluß den ihr vereinigtes Anſehen auf Frankreich hatte, laͤßt ſich in der That nicht berechnen, wie weit es dieſer doppelſeitige, weltlich-geiſtliche Ehrgeiz gebracht haben wuͤrde: — waͤre nicht Gregor XIV. mitten in der Unter- nehmung geſtorben. Nur zehn Monat und zehn Tage hatte er den roͤmiſchen Stuhl beſeſſen und ſo große Veraͤnderun- gen hervorgebracht: was wuͤrde geſchehen ſein, wenn er dieſe Gewalt einige Jahre inne gehabt haͤtte. Es war der groͤßte Verluſt den die liguiſtiſch-ſpaniſche Partei erleiden konnte.
Noch einmal zwar drangen die Spanier in dem Con- clave durch. Sie hatten wieder ſieben Candidaten benannt 1),
1) In der Histoire des conclaves I, 251 heißt es: Les Es- pagnols vouloient retablir leur reputation. Doch iſt das nur falſch uͤberſetzt: in dem MS, welches die Grundlage dieſes Buches iſt: Con-
Päpſte* 15
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0237"n="225"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Gregor</hi><hirendition="#aq">XIV.</hi><hirendition="#g">Innocenz</hi><hirendition="#aq">IX.</hi></fw><lb/>
paͤpſtliche Heer vereinte ſich in Verdun mit den Ligui-<lb/>ſten. Es war eine allgemeine Bewegung ſpaniſch-ita-<lb/>
lieniſcher Kraͤfte, um Frankreich mit Gewalt in die ſtreng<lb/>
katholiſche Richtung fortzuziehen, die in jenen Laͤndern das<lb/>
Uebergewicht hatte. Die Schaͤtze, die Papſt Sixtus mit<lb/>ſo viel Anſtrengung geſammelt und ſo ſorgfaͤltig geſpart, ka-<lb/>
men nun doch den Spaniern zu Gute. Nachdem Gre-<lb/>
gor <hirendition="#aq">XIV.</hi> die Summen aus dem Caſtell genommen deren<lb/>
Verwendung an keine Bedingungen gebunden war, griff er<lb/>
auch die andern auf das ſtrengſte vinculirten an. Er ur-<lb/>
theilte, nie koͤnne ein dringenderes Beduͤrfniß der Kirche<lb/>
eintreten.</p><lb/><p>Bei der Entſchiedenheit mit der man zu Werke ging,<lb/>
der Klugheit des Koͤnigs, dem Reichthum des Papſtes, und<lb/>
dem Einfluß den ihr vereinigtes Anſehen auf Frankreich<lb/>
hatte, laͤßt ſich in der That nicht berechnen, wie weit es<lb/>
dieſer doppelſeitige, weltlich-geiſtliche Ehrgeiz gebracht haben<lb/>
wuͤrde: — waͤre nicht Gregor <hirendition="#aq">XIV.</hi> mitten in der Unter-<lb/>
nehmung geſtorben. Nur zehn Monat und zehn Tage hatte<lb/>
er den roͤmiſchen Stuhl beſeſſen und ſo große Veraͤnderun-<lb/>
gen hervorgebracht: was wuͤrde geſchehen ſein, wenn er<lb/>
dieſe Gewalt einige Jahre inne gehabt haͤtte. Es war der<lb/>
groͤßte Verluſt den die liguiſtiſch-ſpaniſche Partei erleiden<lb/>
konnte.</p><lb/><p>Noch einmal zwar drangen die Spanier in dem Con-<lb/>
clave durch. Sie hatten wieder ſieben Candidaten benannt <notexml:id="seg2pn_14_1"next="#seg2pn_14_2"place="foot"n="1)">In der <hirendition="#aq">Histoire des conclaves I, 251</hi> heißt es: <hirendition="#aq">Les Es-<lb/>
pagnols vouloient retablir leur reputation.</hi> Doch iſt das nur falſch<lb/>
uͤberſetzt: in dem <hirendition="#aq">MS</hi>, welches die Grundlage dieſes Buches iſt: <hirendition="#aq">Con-</hi></note>,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Päpſte* 15</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[225/0237]
Gregor XIV. Innocenz IX.
paͤpſtliche Heer vereinte ſich in Verdun mit den Ligui-
ſten. Es war eine allgemeine Bewegung ſpaniſch-ita-
lieniſcher Kraͤfte, um Frankreich mit Gewalt in die ſtreng
katholiſche Richtung fortzuziehen, die in jenen Laͤndern das
Uebergewicht hatte. Die Schaͤtze, die Papſt Sixtus mit
ſo viel Anſtrengung geſammelt und ſo ſorgfaͤltig geſpart, ka-
men nun doch den Spaniern zu Gute. Nachdem Gre-
gor XIV. die Summen aus dem Caſtell genommen deren
Verwendung an keine Bedingungen gebunden war, griff er
auch die andern auf das ſtrengſte vinculirten an. Er ur-
theilte, nie koͤnne ein dringenderes Beduͤrfniß der Kirche
eintreten.
Bei der Entſchiedenheit mit der man zu Werke ging,
der Klugheit des Koͤnigs, dem Reichthum des Papſtes, und
dem Einfluß den ihr vereinigtes Anſehen auf Frankreich
hatte, laͤßt ſich in der That nicht berechnen, wie weit es
dieſer doppelſeitige, weltlich-geiſtliche Ehrgeiz gebracht haben
wuͤrde: — waͤre nicht Gregor XIV. mitten in der Unter-
nehmung geſtorben. Nur zehn Monat und zehn Tage hatte
er den roͤmiſchen Stuhl beſeſſen und ſo große Veraͤnderun-
gen hervorgebracht: was wuͤrde geſchehen ſein, wenn er
dieſe Gewalt einige Jahre inne gehabt haͤtte. Es war der
groͤßte Verluſt den die liguiſtiſch-ſpaniſche Partei erleiden
konnte.
Noch einmal zwar drangen die Spanier in dem Con-
clave durch. Sie hatten wieder ſieben Candidaten benannt 1),
1) In der Histoire des conclaves I, 251 heißt es: Les Es-
pagnols vouloient retablir leur reputation. Doch iſt das nur falſch
uͤberſetzt: in dem MS, welches die Grundlage dieſes Buches iſt: Con-
Päpſte* 15
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/237>, abgerufen am 30.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.