zog Ferdinand von Toscana zu einer öffentlichen Anerken- nung nicht den Muth hatte, so setzte er sich doch persön- lich in ein freundschaftliches Verhältniß zu dem neuen Kö- nige 1). Der protestantische Fürst sah sich plötzlich von ka- tholischen Verbündeten umgeben, ja von ihnen gegen das oberste Haupt ihrer Kirche in Schutz genommen.
In den Zeiten einer wichtigen Entscheidung wird die öffentliche Meinung von Europa alle Mal eine unzweifelhafte Hinneigung offenbaren. Glücklich der, auf dessen Seite sie sich schlägt: seine Unternehmungen gehn ihm noch einmal so leicht von Statten. Jetzt begünstigte sie die Sache Hein- richs IV. Die Ideen, die sich an seinen Namen anschlos- sen, waren kaum ausgesprochen, aber schon so mächtig, daß sie einen Versuch machen konnten das Papstthum selbst an sich zu ziehen.
Letzte Zeiten Sixtus V.
Wir kommen hier noch einmal auf Sixtus V. Nach- dem wir seine innere Verwaltung, seinen Antheil an der kirchlichen Restauration beobachtet, müssen wir noch ein Wort von seiner Politik überhaupt sagen.
Da ist es nun besonders auffallend, wie der uner- bittlichen Justiz die er ausübte, dem harten Finanzsystem das er einführte, seinem genauen Haushalt eine außeror- dentliche Neigung zu phantastischen politischen Planen zur Seite stand.
1)Galluzzi: Istoria del granducato di Toscana lib. V (tom. V, p. 78).
BuchVI. Innere Streitigkeiten.
zog Ferdinand von Toscana zu einer oͤffentlichen Anerken- nung nicht den Muth hatte, ſo ſetzte er ſich doch perſoͤn- lich in ein freundſchaftliches Verhaͤltniß zu dem neuen Koͤ- nige 1). Der proteſtantiſche Fuͤrſt ſah ſich ploͤtzlich von ka- tholiſchen Verbuͤndeten umgeben, ja von ihnen gegen das oberſte Haupt ihrer Kirche in Schutz genommen.
In den Zeiten einer wichtigen Entſcheidung wird die oͤffentliche Meinung von Europa alle Mal eine unzweifelhafte Hinneigung offenbaren. Gluͤcklich der, auf deſſen Seite ſie ſich ſchlaͤgt: ſeine Unternehmungen gehn ihm noch einmal ſo leicht von Statten. Jetzt beguͤnſtigte ſie die Sache Hein- richs IV. Die Ideen, die ſich an ſeinen Namen anſchloſ- ſen, waren kaum ausgeſprochen, aber ſchon ſo maͤchtig, daß ſie einen Verſuch machen konnten das Papſtthum ſelbſt an ſich zu ziehen.
Letzte Zeiten Sixtus V.
Wir kommen hier noch einmal auf Sixtus V. Nach- dem wir ſeine innere Verwaltung, ſeinen Antheil an der kirchlichen Reſtauration beobachtet, muͤſſen wir noch ein Wort von ſeiner Politik uͤberhaupt ſagen.
Da iſt es nun beſonders auffallend, wie der uner- bittlichen Juſtiz die er ausuͤbte, dem harten Finanzſyſtem das er einfuͤhrte, ſeinem genauen Haushalt eine außeror- dentliche Neigung zu phantaſtiſchen politiſchen Planen zur Seite ſtand.
1)Galluzzi: Istoria del granducato di Toscana lib. V (tom. V, p. 78).
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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
zog Ferdinand von Toscana zu einer oͤffentlichen Anerken-
nung nicht den Muth hatte, ſo ſetzte er ſich doch perſoͤn-
lich in ein freundſchaftliches Verhaͤltniß zu dem neuen Koͤ-
nige 1). Der proteſtantiſche Fuͤrſt ſah ſich ploͤtzlich von ka-
tholiſchen Verbuͤndeten umgeben, ja von ihnen gegen das
oberſte Haupt ihrer Kirche in Schutz genommen.
In den Zeiten einer wichtigen Entſcheidung wird die
oͤffentliche Meinung von Europa alle Mal eine unzweifelhafte
Hinneigung offenbaren. Gluͤcklich der, auf deſſen Seite ſie
ſich ſchlaͤgt: ſeine Unternehmungen gehn ihm noch einmal ſo
leicht von Statten. Jetzt beguͤnſtigte ſie die Sache Hein-
richs IV. Die Ideen, die ſich an ſeinen Namen anſchloſ-
ſen, waren kaum ausgeſprochen, aber ſchon ſo maͤchtig,
daß ſie einen Verſuch machen konnten das Papſtthum ſelbſt
an ſich zu ziehen.
Letzte Zeiten Sixtus V.
Wir kommen hier noch einmal auf Sixtus V. Nach-
dem wir ſeine innere Verwaltung, ſeinen Antheil an der
kirchlichen Reſtauration beobachtet, muͤſſen wir noch ein
Wort von ſeiner Politik uͤberhaupt ſagen.
Da iſt es nun beſonders auffallend, wie der uner-
bittlichen Juſtiz die er ausuͤbte, dem harten Finanzſyſtem
das er einfuͤhrte, ſeinem genauen Haushalt eine außeror-
dentliche Neigung zu phantaſtiſchen politiſchen Planen zur
Seite ſtand.
1) Galluzzi: Istoria del granducato di Toscana lib. V (tom.
V, p. 78).
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/210>, abgerufen am 21.11.2024.
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