Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch V. Gegenreformationen. schen Fürstenthums mit über die Alpen gebracht. Geldzu haben, schien ihm die erste Aufgabe aller Staatswirth- schaft. Er hatte sich Sixtus V. zum Muster genommen: einen gehorsamen, ganz katholischen, tributären Staat wollte auch er in seinen Händen haben. Die Entfernung der Bür- ger von Salzburg, die er als Rebellen ansah, machte ihm sogar Vergnügen. Er ließ die leer gewordenen Häuser nie- derreißen und Palläste nach römischem Styl an ihrer Stelle aufrichten 1). Denn vor allem liebte er den Glanz. Keinem Fremden Wie nun in geistlichen und weltlichen Fürstenthümern, 1) Zauners: Salzburger Chronik Siebenter Theil, ist hiefür
unsre wichtigste Quelle. Dieser Theil ist selbst nach einer gleichzei- tigen Lebensbeschreibung des Erzbischofs gearbeitet. Buch V. Gegenreformationen. ſchen Fuͤrſtenthums mit uͤber die Alpen gebracht. Geldzu haben, ſchien ihm die erſte Aufgabe aller Staatswirth- ſchaft. Er hatte ſich Sixtus V. zum Muſter genommen: einen gehorſamen, ganz katholiſchen, tributaͤren Staat wollte auch er in ſeinen Haͤnden haben. Die Entfernung der Buͤr- ger von Salzburg, die er als Rebellen anſah, machte ihm ſogar Vergnuͤgen. Er ließ die leer gewordenen Haͤuſer nie- derreißen und Pallaͤſte nach roͤmiſchem Styl an ihrer Stelle aufrichten 1). Denn vor allem liebte er den Glanz. Keinem Fremden Wie nun in geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſtenthuͤmern, 1) Zauners: Salzburger Chronik Siebenter Theil, iſt hiefuͤr
unſre wichtigſte Quelle. Dieſer Theil iſt ſelbſt nach einer gleichzei- tigen Lebensbeſchreibung des Erzbiſchofs gearbeitet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0146" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch <hi rendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/> ſchen Fuͤrſtenthums mit uͤber die Alpen gebracht. Geld<lb/> zu haben, ſchien ihm die erſte Aufgabe aller Staatswirth-<lb/> ſchaft. Er hatte ſich Sixtus <hi rendition="#aq">V.</hi> zum Muſter genommen:<lb/> einen gehorſamen, ganz katholiſchen, tributaͤren Staat wollte<lb/> auch er in ſeinen Haͤnden haben. Die Entfernung der Buͤr-<lb/> ger von Salzburg, die er als Rebellen anſah, machte ihm<lb/> ſogar Vergnuͤgen. Er ließ die leer gewordenen Haͤuſer nie-<lb/> derreißen und Pallaͤſte nach roͤmiſchem Styl an ihrer Stelle<lb/> aufrichten <note place="foot" n="1)">Zauners: Salzburger Chronik Siebenter Theil, iſt hiefuͤr<lb/> unſre wichtigſte Quelle. Dieſer Theil iſt ſelbſt nach einer gleichzei-<lb/> tigen Lebensbeſchreibung des Erzbiſchofs gearbeitet.</note>.</p><lb/> <p>Denn vor allem liebte er den Glanz. Keinem Fremden<lb/> haͤtte er die Ritterzehrung verſagt: mit einem Gefolge von<lb/> 400 Mann ſah man ihn einſt den Reichstag beſuchen.<lb/> Im Jahre 1588 war er erſt 29 Jahr alt: er war voll<lb/> Lebensmuth und Ehrgeiz: ſchon faßte er die hoͤchſten kirch-<lb/> lichen Wuͤrden ins Auge.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wie nun in geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſtenthuͤmern,<lb/> ſo gieng es, wenn es irgend moͤglich war, auch in den<lb/> Staͤdten. Wie bitter beklagen ſich die lutheriſchen Buͤrger<lb/> von Gmuͤnden, daß man ſie aus der Matrikel der Buͤrger-<lb/> ſtube geſtrichen habe. In Biberach behauptete ſich noch der<lb/> Rath, den der Commiſſar Kaiſer Carls <hi rendition="#aq">V.</hi> bei Gelegenheit<lb/> des Interims eingeſetzt hatte: die ganze Stadt war prote-<lb/> ſtantiſch, der Rath allein katholiſch, und jeden Proteſtanten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0146]
Buch V. Gegenreformationen.
ſchen Fuͤrſtenthums mit uͤber die Alpen gebracht. Geld
zu haben, ſchien ihm die erſte Aufgabe aller Staatswirth-
ſchaft. Er hatte ſich Sixtus V. zum Muſter genommen:
einen gehorſamen, ganz katholiſchen, tributaͤren Staat wollte
auch er in ſeinen Haͤnden haben. Die Entfernung der Buͤr-
ger von Salzburg, die er als Rebellen anſah, machte ihm
ſogar Vergnuͤgen. Er ließ die leer gewordenen Haͤuſer nie-
derreißen und Pallaͤſte nach roͤmiſchem Styl an ihrer Stelle
aufrichten 1).
Denn vor allem liebte er den Glanz. Keinem Fremden
haͤtte er die Ritterzehrung verſagt: mit einem Gefolge von
400 Mann ſah man ihn einſt den Reichstag beſuchen.
Im Jahre 1588 war er erſt 29 Jahr alt: er war voll
Lebensmuth und Ehrgeiz: ſchon faßte er die hoͤchſten kirch-
lichen Wuͤrden ins Auge.
Wie nun in geiſtlichen und weltlichen Fuͤrſtenthuͤmern,
ſo gieng es, wenn es irgend moͤglich war, auch in den
Staͤdten. Wie bitter beklagen ſich die lutheriſchen Buͤrger
von Gmuͤnden, daß man ſie aus der Matrikel der Buͤrger-
ſtube geſtrichen habe. In Biberach behauptete ſich noch der
Rath, den der Commiſſar Kaiſer Carls V. bei Gelegenheit
des Interims eingeſetzt hatte: die ganze Stadt war prote-
ſtantiſch, der Rath allein katholiſch, und jeden Proteſtanten
1) Zauners: Salzburger Chronik Siebenter Theil, iſt hiefuͤr
unſre wichtigſte Quelle. Dieſer Theil iſt ſelbſt nach einer gleichzei-
tigen Lebensbeſchreibung des Erzbiſchofs gearbeitet.
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