war Alexander Farnese mächtig genug, daß er an einen Angriff auf die großen Städte denken konnte: -- er hatte das Land und die Küste inne: -- eine nach der andern, zuerst Ypern im April, dann Brügge, endlich auch Gent, wo jener Im- bize selbst jetzt für die Versöhnung Partei gemacht hatte, mußten sich überliefern. Es wurden den Gemeinden als solchen ganz erträgliche Bedingungen zugestanden: großentheils wurden ihnen ihre Privilegien gelassen: nur die Protestan- ten wurden ohne Erbarmen verwiesen; die vornehmste Be- dingung war immer, daß die katholischen Geistlichen zu- rückkehren, die Kirchen wieder an den katholischen Ritus heimfallen sollten.
Mit alle dem schien jedoch nichts Bleibendes erreicht, keine Sicherheit gewonnen, so lange der Prinz von Ora- nien noch lebte, der dem Widerstand Haltung und Nach- druck gab und auch in den Ueberwundenen die Hoffnung nicht untergehn ließ.
Die Spanier hatten einen Preis von 25000 Sc. auf seinen Kopf gesetzt: in der wilden Aufregung, in der die Gemüther waren, konnte es nicht an solchen fehlen, die ihn sich zu verdienen dachten. Gewinnsucht und Fanatis- mus trieben sie zugleich an. Ich weiß nicht, ob es eine größere Blasphemie giebt, als die welche die Papiere des Biscayers Jaureguy enthalten, den man bei einem Atten- tat auf das Leben des Prinzen ergriff. Als eine Art Amu- let führte er Gebete bei sich, in denen die gnädige Gott- heit, die dem Menschen in Christo erschienen, zur Begün- stigung des Mordes angerufen, in denen ihr nach voll- brachter That gleichsam ein Theil des Gewinnes zugesagt
Entſcheidung in den Niederlanden.
war Alexander Farneſe maͤchtig genug, daß er an einen Angriff auf die großen Staͤdte denken konnte: — er hatte das Land und die Kuͤſte inne: — eine nach der andern, zuerſt Ypern im April, dann Bruͤgge, endlich auch Gent, wo jener Im- bize ſelbſt jetzt fuͤr die Verſoͤhnung Partei gemacht hatte, mußten ſich uͤberliefern. Es wurden den Gemeinden als ſolchen ganz ertraͤgliche Bedingungen zugeſtanden: großentheils wurden ihnen ihre Privilegien gelaſſen: nur die Proteſtan- ten wurden ohne Erbarmen verwieſen; die vornehmſte Be- dingung war immer, daß die katholiſchen Geiſtlichen zu- ruͤckkehren, die Kirchen wieder an den katholiſchen Ritus heimfallen ſollten.
Mit alle dem ſchien jedoch nichts Bleibendes erreicht, keine Sicherheit gewonnen, ſo lange der Prinz von Ora- nien noch lebte, der dem Widerſtand Haltung und Nach- druck gab und auch in den Ueberwundenen die Hoffnung nicht untergehn ließ.
Die Spanier hatten einen Preis von 25000 Sc. auf ſeinen Kopf geſetzt: in der wilden Aufregung, in der die Gemuͤther waren, konnte es nicht an ſolchen fehlen, die ihn ſich zu verdienen dachten. Gewinnſucht und Fanatis- mus trieben ſie zugleich an. Ich weiß nicht, ob es eine groͤßere Blasphemie giebt, als die welche die Papiere des Biscayers Jaureguy enthalten, den man bei einem Atten- tat auf das Leben des Prinzen ergriff. Als eine Art Amu- let fuͤhrte er Gebete bei ſich, in denen die gnaͤdige Gott- heit, die dem Menſchen in Chriſto erſchienen, zur Beguͤn- ſtigung des Mordes angerufen, in denen ihr nach voll- brachter That gleichſam ein Theil des Gewinnes zugeſagt
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Entſcheidung in den Niederlanden.
war Alexander Farneſe maͤchtig genug, daß er an einen Angriff
auf die großen Staͤdte denken konnte: — er hatte das Land
und die Kuͤſte inne: — eine nach der andern, zuerſt Ypern
im April, dann Bruͤgge, endlich auch Gent, wo jener Im-
bize ſelbſt jetzt fuͤr die Verſoͤhnung Partei gemacht hatte,
mußten ſich uͤberliefern. Es wurden den Gemeinden als
ſolchen ganz ertraͤgliche Bedingungen zugeſtanden: großentheils
wurden ihnen ihre Privilegien gelaſſen: nur die Proteſtan-
ten wurden ohne Erbarmen verwieſen; die vornehmſte Be-
dingung war immer, daß die katholiſchen Geiſtlichen zu-
ruͤckkehren, die Kirchen wieder an den katholiſchen Ritus
heimfallen ſollten.
Mit alle dem ſchien jedoch nichts Bleibendes erreicht,
keine Sicherheit gewonnen, ſo lange der Prinz von Ora-
nien noch lebte, der dem Widerſtand Haltung und Nach-
druck gab und auch in den Ueberwundenen die Hoffnung
nicht untergehn ließ.
Die Spanier hatten einen Preis von 25000 Sc. auf
ſeinen Kopf geſetzt: in der wilden Aufregung, in der die
Gemuͤther waren, konnte es nicht an ſolchen fehlen, die
ihn ſich zu verdienen dachten. Gewinnſucht und Fanatis-
mus trieben ſie zugleich an. Ich weiß nicht, ob es eine
groͤßere Blasphemie giebt, als die welche die Papiere des
Biscayers Jaureguy enthalten, den man bei einem Atten-
tat auf das Leben des Prinzen ergriff. Als eine Art Amu-
let fuͤhrte er Gebete bei ſich, in denen die gnaͤdige Gott-
heit, die dem Menſchen in Chriſto erſchienen, zur Beguͤn-
ſtigung des Mordes angerufen, in denen ihr nach voll-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/117>, abgerufen am 24.11.2024.
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