Hatte der Papst auch unter den bisherigen Bewegun- gen die Reform der Kirche niemals aus den Augen verlo- ren, so widmete er sich ihr doch nun mit vollerem Eifer und freierem Herzen. In den Kirchen führte er eine strengere Disciplin ein: er verbot alles Betteln, selbst das Almosen- sammeln der Geistlichen für die Messe: er entfernte die an- stößigen Bilder: man hat eine Medaille auf ihn geschla- gen, mit dem geißelnden Christus, der den Tempel säu- bert. Die ausgetretenen Mönche verjagte er aus Stadt und Staat. Den Hof nöthigte er, die Fasten ordentlich zu halten, und Ostern mit dem Abendmahl zu feiern. Mußten doch die Cardinäle zuweilen predigen! Er selbst predigte. Viele Mißbräuche, welche Gewinn brachten, suchte er abzustellen. Von Ehedispensen und ihrem Ertrag wollte er nichts mehr wissen. Eine Menge Stellen, welche bisher immer verkauft worden, auch die Chiericati di Ca- mera 1), wollte er ins Künftige nur nach dem Verdienste der Person vertheilen. Wie viel mehr sah er auf Wür- digkeit und kirchliche Gesinnung bei der Verleihung geist- licher Aemter. Jene Recesse, wie sie noch immer gebräuch- lich waren, so daß Einer die Pflichten verwaltete, und Ein Andrer den besten Ertrag der Güter genoß, duldete er nicht länger. Auch hegte er die Absicht, den Bischö- fen viele von den ihnen entzogenen Rechten zurückzugeben:
1)Caracciolo Vita di Paolo IV. Ms. erwähnt sie besonders. Der Papst sagte: che simili offici d'amministratione e di giu- stitia conveniva che si dassero a persone che li facessero, e non venderli a chi avesse occasion di volerne cavare il suo danaro.
PaulIV.
Hatte der Papſt auch unter den bisherigen Bewegun- gen die Reform der Kirche niemals aus den Augen verlo- ren, ſo widmete er ſich ihr doch nun mit vollerem Eifer und freierem Herzen. In den Kirchen fuͤhrte er eine ſtrengere Disciplin ein: er verbot alles Betteln, ſelbſt das Almoſen- ſammeln der Geiſtlichen fuͤr die Meſſe: er entfernte die an- ſtoͤßigen Bilder: man hat eine Medaille auf ihn geſchla- gen, mit dem geißelnden Chriſtus, der den Tempel ſaͤu- bert. Die ausgetretenen Moͤnche verjagte er aus Stadt und Staat. Den Hof noͤthigte er, die Faſten ordentlich zu halten, und Oſtern mit dem Abendmahl zu feiern. Mußten doch die Cardinaͤle zuweilen predigen! Er ſelbſt predigte. Viele Mißbraͤuche, welche Gewinn brachten, ſuchte er abzuſtellen. Von Ehedispenſen und ihrem Ertrag wollte er nichts mehr wiſſen. Eine Menge Stellen, welche bisher immer verkauft worden, auch die Chiericati di Ca- mera 1), wollte er ins Kuͤnftige nur nach dem Verdienſte der Perſon vertheilen. Wie viel mehr ſah er auf Wuͤr- digkeit und kirchliche Geſinnung bei der Verleihung geiſt- licher Aemter. Jene Receſſe, wie ſie noch immer gebraͤuch- lich waren, ſo daß Einer die Pflichten verwaltete, und Ein Andrer den beſten Ertrag der Guͤter genoß, duldete er nicht laͤnger. Auch hegte er die Abſicht, den Biſchoͤ- fen viele von den ihnen entzogenen Rechten zuruͤckzugeben:
1)Caracciolo Vita di Paolo IV. Ms. erwaͤhnt ſie beſonders. Der Papſt ſagte: che simili offici d’amministratione e di giu- stitia conveniva che si dassero a persone che li facessero, e non venderli a chi avesse occasion di volerne cavare il suo danaro.
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Paul IV.
Hatte der Papſt auch unter den bisherigen Bewegun-
gen die Reform der Kirche niemals aus den Augen verlo-
ren, ſo widmete er ſich ihr doch nun mit vollerem Eifer und
freierem Herzen. In den Kirchen fuͤhrte er eine ſtrengere
Disciplin ein: er verbot alles Betteln, ſelbſt das Almoſen-
ſammeln der Geiſtlichen fuͤr die Meſſe: er entfernte die an-
ſtoͤßigen Bilder: man hat eine Medaille auf ihn geſchla-
gen, mit dem geißelnden Chriſtus, der den Tempel ſaͤu-
bert. Die ausgetretenen Moͤnche verjagte er aus Stadt
und Staat. Den Hof noͤthigte er, die Faſten ordentlich
zu halten, und Oſtern mit dem Abendmahl zu feiern.
Mußten doch die Cardinaͤle zuweilen predigen! Er ſelbſt
predigte. Viele Mißbraͤuche, welche Gewinn brachten,
ſuchte er abzuſtellen. Von Ehedispenſen und ihrem Ertrag
wollte er nichts mehr wiſſen. Eine Menge Stellen, welche
bisher immer verkauft worden, auch die Chiericati di Ca-
mera 1), wollte er ins Kuͤnftige nur nach dem Verdienſte
der Perſon vertheilen. Wie viel mehr ſah er auf Wuͤr-
digkeit und kirchliche Geſinnung bei der Verleihung geiſt-
licher Aemter. Jene Receſſe, wie ſie noch immer gebraͤuch-
lich waren, ſo daß Einer die Pflichten verwaltete, und
Ein Andrer den beſten Ertrag der Guͤter genoß, duldete
er nicht laͤnger. Auch hegte er die Abſicht, den Biſchoͤ-
fen viele von den ihnen entzogenen Rechten zuruͤckzugeben:
1) Caracciolo Vita di Paolo IV. Ms. erwaͤhnt ſie beſonders.
Der Papſt ſagte: che simili offici d’amministratione e di giu-
stitia conveniva che si dassero a persone che li facessero, e
non venderli a chi avesse occasion di volerne cavare il suo
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/329>, abgerufen am 28.11.2024.
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