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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Ignatius Loyola.
weltlichen Gedanken. Er malte sich nicht minder aus, wie er
die Dame, deren Dienste er sich in seinem Herzen gewidmet --
sie sey keine Gräfin gewesen, sagt er selbst, keine Herzogin,
sondern noch mehr als dieß -- in der Stadt, wo sie wohne,
aufsuchen, mit welchen Worten zierlich und scherzhaft er
sie anreden, wie er ihr seine Hingebung bezeigen, welche
ritterliche Uebungen er ihr zu Ehren ausführen wolle.
Bald von jenen bald von diesen Phantasien ließ er sich
hinreißen: sie wechselten in ihm ab.

Je länger es aber dauerte, je schlechteren Erfolg seine
Heilung hatte, um so mehr bekamen die geistlichen die
Oberhand. Sollten wir ihm wohl Unrecht thun, wenn
wir dieß auch mit daher ableiten, daß er allmählig ein-
sah, er könne doch nicht vollkommen hergestellt und nie-
mals wieder recht zu Kriegsdienst und Ritterehre tauglich
werden?

Auch war es nicht ein so schroffer Uebergang zu et-
was durchaus Verschiedenem, wie man vielleicht glauben
könnte. In seinen geistlichen Uebungen, deren Ursprung
immer mit auf die ersten Anschauungen seiner Erweckung
zurückgeführt worden, stellt er sich zwei Heerlager vor,
eins bei Jerusalem, das andere bei Babylon; Christi und
des Satans: dort alle Guten, hier alle Bösen; gerüstet,

Sancti excepta, AA. SS. 1. l. p. 634. unterrichten hierüber sehr
authentisch. Er dachte einmal: "Quid, si ego hoc agerem, quod
fecit b. Franciscus, quid si hoc, quod b. Dominicus?
-- Dann:
de muchas cosas vanas que se le ofrecian una tenia: eben jene
Ehre, die er seiner Dame zu erweisen dachte. Non era condesa ni
duquesa mas era su estado mas alto, que ninguno destas.
Ein
sonderbar naives Bekenntniß.
12*

Ignatius Loyola.
weltlichen Gedanken. Er malte ſich nicht minder aus, wie er
die Dame, deren Dienſte er ſich in ſeinem Herzen gewidmet —
ſie ſey keine Graͤfin geweſen, ſagt er ſelbſt, keine Herzogin,
ſondern noch mehr als dieß — in der Stadt, wo ſie wohne,
aufſuchen, mit welchen Worten zierlich und ſcherzhaft er
ſie anreden, wie er ihr ſeine Hingebung bezeigen, welche
ritterliche Uebungen er ihr zu Ehren ausfuͤhren wolle.
Bald von jenen bald von dieſen Phantaſien ließ er ſich
hinreißen: ſie wechſelten in ihm ab.

Je laͤnger es aber dauerte, je ſchlechteren Erfolg ſeine
Heilung hatte, um ſo mehr bekamen die geiſtlichen die
Oberhand. Sollten wir ihm wohl Unrecht thun, wenn
wir dieß auch mit daher ableiten, daß er allmaͤhlig ein-
ſah, er koͤnne doch nicht vollkommen hergeſtellt und nie-
mals wieder recht zu Kriegsdienſt und Ritterehre tauglich
werden?

Auch war es nicht ein ſo ſchroffer Uebergang zu et-
was durchaus Verſchiedenem, wie man vielleicht glauben
koͤnnte. In ſeinen geiſtlichen Uebungen, deren Urſprung
immer mit auf die erſten Anſchauungen ſeiner Erweckung
zuruͤckgefuͤhrt worden, ſtellt er ſich zwei Heerlager vor,
eins bei Jeruſalem, das andere bei Babylon; Chriſti und
des Satans: dort alle Guten, hier alle Boͤſen; geruͤſtet,

Sancti excepta, AA. SS. 1. l. p. 634. unterrichten hieruͤber ſehr
authentiſch. Er dachte einmal: „Quid, si ego hoc agerem, quod
fecit b. Franciscus, quid si hoc, quod b. Dominicus?
— Dann:
de muchas cosas vanas que se le ofrecian una tenia: eben jene
Ehre, die er ſeiner Dame zu erweiſen dachte. Non era condesa ni
duquesa mas era su estado mas alto, que ninguno destas.
Ein
ſonderbar naives Bekenntniß.
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[179/0205] Ignatius Loyola. weltlichen Gedanken. Er malte ſich nicht minder aus, wie er die Dame, deren Dienſte er ſich in ſeinem Herzen gewidmet — ſie ſey keine Graͤfin geweſen, ſagt er ſelbſt, keine Herzogin, ſondern noch mehr als dieß — in der Stadt, wo ſie wohne, aufſuchen, mit welchen Worten zierlich und ſcherzhaft er ſie anreden, wie er ihr ſeine Hingebung bezeigen, welche ritterliche Uebungen er ihr zu Ehren ausfuͤhren wolle. Bald von jenen bald von dieſen Phantaſien ließ er ſich hinreißen: ſie wechſelten in ihm ab. Je laͤnger es aber dauerte, je ſchlechteren Erfolg ſeine Heilung hatte, um ſo mehr bekamen die geiſtlichen die Oberhand. Sollten wir ihm wohl Unrecht thun, wenn wir dieß auch mit daher ableiten, daß er allmaͤhlig ein- ſah, er koͤnne doch nicht vollkommen hergeſtellt und nie- mals wieder recht zu Kriegsdienſt und Ritterehre tauglich werden? Auch war es nicht ein ſo ſchroffer Uebergang zu et- was durchaus Verſchiedenem, wie man vielleicht glauben koͤnnte. In ſeinen geiſtlichen Uebungen, deren Urſprung immer mit auf die erſten Anſchauungen ſeiner Erweckung zuruͤckgefuͤhrt worden, ſtellt er ſich zwei Heerlager vor, eins bei Jeruſalem, das andere bei Babylon; Chriſti und des Satans: dort alle Guten, hier alle Boͤſen; geruͤſtet, 2) 2) Sancti excepta, AA. SS. 1. l. p. 634. unterrichten hieruͤber ſehr authentiſch. Er dachte einmal: „Quid, si ego hoc agerem, quod fecit b. Franciscus, quid si hoc, quod b. Dominicus? — Dann: de muchas cosas vanas que se le ofrecian una tenia: eben jene Ehre, die er ſeiner Dame zu erweiſen dachte. Non era condesa ni duquesa mas era su estado mas alto, que ninguno destas. Ein ſonderbar naives Bekenntniß. 12*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/205>, abgerufen am 23.11.2024.