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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. III. Politisch-kirchliche Verwickelungen.

Jedoch war dieß nicht die einzige Folge jener Ver-
bindung. Auf der Stelle entwickelte sich noch eine andere,
unerwartete, die besonders für uns Deutsche von der größ-
ten Wichtigkeit ist.

Sehr sonderbar war sogleich die Combination, die bei
der Verflechtung kirchlicher und weltlicher Interessen dar-
aus hervorging. Franz I. war damals in dem besten Ver-
ständniß mit den Protestanten: indem er sich nun zugleich
so enge mit dem Papst verbündete, vereinigte er gewisser-
maßen Protestanten und Papst in das nemliche System.

Und hier erkennen wir, was die politische Stärke der
Stellung ausmachte, welche die Protestanten eingenommen
hatten. Der Kaiser konnte nicht beabsichtigen, sie dem Papst
so geradehin aufs neue zu unterwerfen; er bediente sich
vielmehr ihrer Bewegung, um diesen damit in Schach zu
halten. Allmählig zeigte sich, daß auch der Papst nicht
wünschte, sie auf Gnade oder Ungnade dem Kaiser unter-
worfen zu sehen: nicht so ganz unbewußt war sogar die
Verbindung Clemens VII. mit ihnen, er hoffte, ihre Op-
position wider den Kaiser zu benutzen, um diesem hinwie-
derum zu schaffen zu geben.

Es ist gleich damals bemerkt worden, der König von
Frankreich habe den Papst glauben gemacht, die vornehm-
sten protestantischen Fürsten seyen von ihm abhängig: er
habe ihn hoffen lassen, sie dahin zu bringen, auf das
Concilium Verzicht zu leisten 1). Allein wenn wir nicht

1) Sarpi: Historia del concilio Tridentino: lib. I, p. 68.
Nicht alles was Sarpi hat, aber einen wichtigen Theil desselben
bestätigt Soriano. Dieser Gesandte sagt: avendo fatto credere a
Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.

Jedoch war dieß nicht die einzige Folge jener Ver-
bindung. Auf der Stelle entwickelte ſich noch eine andere,
unerwartete, die beſonders fuͤr uns Deutſche von der groͤß-
ten Wichtigkeit iſt.

Sehr ſonderbar war ſogleich die Combination, die bei
der Verflechtung kirchlicher und weltlicher Intereſſen dar-
aus hervorging. Franz I. war damals in dem beſten Ver-
ſtaͤndniß mit den Proteſtanten: indem er ſich nun zugleich
ſo enge mit dem Papſt verbuͤndete, vereinigte er gewiſſer-
maßen Proteſtanten und Papſt in das nemliche Syſtem.

Und hier erkennen wir, was die politiſche Staͤrke der
Stellung ausmachte, welche die Proteſtanten eingenommen
hatten. Der Kaiſer konnte nicht beabſichtigen, ſie dem Papſt
ſo geradehin aufs neue zu unterwerfen; er bediente ſich
vielmehr ihrer Bewegung, um dieſen damit in Schach zu
halten. Allmaͤhlig zeigte ſich, daß auch der Papſt nicht
wuͤnſchte, ſie auf Gnade oder Ungnade dem Kaiſer unter-
worfen zu ſehen: nicht ſo ganz unbewußt war ſogar die
Verbindung Clemens VII. mit ihnen, er hoffte, ihre Op-
poſition wider den Kaiſer zu benutzen, um dieſem hinwie-
derum zu ſchaffen zu geben.

Es iſt gleich damals bemerkt worden, der Koͤnig von
Frankreich habe den Papſt glauben gemacht, die vornehm-
ſten proteſtantiſchen Fuͤrſten ſeyen von ihm abhaͤngig: er
habe ihn hoffen laſſen, ſie dahin zu bringen, auf das
Concilium Verzicht zu leiſten 1). Allein wenn wir nicht

1) Sarpi: Historia del concilio Tridentino: lib. I, p. 68.
Nicht alles was Sarpi hat, aber einen wichtigen Theil deſſelben
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[120/0146] Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen. Jedoch war dieß nicht die einzige Folge jener Ver- bindung. Auf der Stelle entwickelte ſich noch eine andere, unerwartete, die beſonders fuͤr uns Deutſche von der groͤß- ten Wichtigkeit iſt. Sehr ſonderbar war ſogleich die Combination, die bei der Verflechtung kirchlicher und weltlicher Intereſſen dar- aus hervorging. Franz I. war damals in dem beſten Ver- ſtaͤndniß mit den Proteſtanten: indem er ſich nun zugleich ſo enge mit dem Papſt verbuͤndete, vereinigte er gewiſſer- maßen Proteſtanten und Papſt in das nemliche Syſtem. Und hier erkennen wir, was die politiſche Staͤrke der Stellung ausmachte, welche die Proteſtanten eingenommen hatten. Der Kaiſer konnte nicht beabſichtigen, ſie dem Papſt ſo geradehin aufs neue zu unterwerfen; er bediente ſich vielmehr ihrer Bewegung, um dieſen damit in Schach zu halten. Allmaͤhlig zeigte ſich, daß auch der Papſt nicht wuͤnſchte, ſie auf Gnade oder Ungnade dem Kaiſer unter- worfen zu ſehen: nicht ſo ganz unbewußt war ſogar die Verbindung Clemens VII. mit ihnen, er hoffte, ihre Op- poſition wider den Kaiſer zu benutzen, um dieſem hinwie- derum zu ſchaffen zu geben. Es iſt gleich damals bemerkt worden, der Koͤnig von Frankreich habe den Papſt glauben gemacht, die vornehm- ſten proteſtantiſchen Fuͤrſten ſeyen von ihm abhaͤngig: er habe ihn hoffen laſſen, ſie dahin zu bringen, auf das Concilium Verzicht zu leiſten 1). Allein wenn wir nicht 1) Sarpi: Historia del concilio Tridentino: lib. I, p. 68. Nicht alles was Sarpi hat, aber einen wichtigen Theil deſſelben beſtaͤtigt Soriano. Dieſer Geſandte ſagt: avendo fatto credere a

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/146>, abgerufen am 05.12.2024.