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Ramler, Karl Wilhelm: Oden. Berlin, 1767.

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O all' ihr Mächte des Olympus,
Ist kein Erbarmen unter euch?
Hier schwank' ich unter der geliebten Last,
Die mein zerfleischter Arm umfasst;
Hier fliehet, dem gescheuchten Rehe,
Der aufgejagten Gemse gleich,
Die königliche Tochter Kadmus; springt
Von Klipp' auf Klippe, dringt
Durch Dorn und Hecken. -- --
Nein, weiter kann ich nicht;
Ich kann nicht höher klimmen. - - - Götter!
Ach! rettet, rettet mich! ich sehe
Den Athamas! an seinen Händen klebt
Noch seines Sohnes Blut.
Er eilt, auch diesen zu zerschmettern.
O all’ ihr Mächte des Olympus,
Iſt kein Erbarmen unter euch?
Hier ſchwank’ ich unter der geliebten Laſt,
Die mein zerfleiſchter Arm umfaſst;
Hier fliehet, dem geſcheuchten Rehe,
Der aufgejagten Gemſe gleich,
Die königliche Tochter Kadmus; ſpringt
Von Klipp’ auf Klippe, dringt
Durch Dorn und Hecken. — —
Nein, weiter kann ich nicht;
Ich kann nicht höher klimmen. ‒ ‒ ‒ Götter!
Ach! rettet, rettet mich! ich ſehe
Den Athamas! an ſeinen Händen klebt
Noch ſeines Sohnes Blut.
Er eilt, auch dieſen zu zerſchmettern.
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[106/0112] O all’ ihr Mächte des Olympus, Iſt kein Erbarmen unter euch? Hier ſchwank’ ich unter der geliebten Laſt, Die mein zerfleiſchter Arm umfaſst; Hier fliehet, dem geſcheuchten Rehe, Der aufgejagten Gemſe gleich, Die königliche Tochter Kadmus; ſpringt Von Klipp’ auf Klippe, dringt Durch Dorn und Hecken. — — Nein, weiter kann ich nicht; Ich kann nicht höher klimmen. ‒ ‒ ‒ Götter! Ach! rettet, rettet mich! ich ſehe Den Athamas! an ſeinen Händen klebt Noch ſeines Sohnes Blut. Er eilt, auch dieſen zu zerſchmettern.

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Zitationshilfe: Ramler, Karl Wilhelm: Oden. Berlin, 1767, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramler_oden_1767/112>, abgerufen am 08.05.2024.