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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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kein Gedanke an wahre Urbanität, welche gewiß in etwas anderm, als in dem äußeren Anstriche konventioneller Eleganz besteht: kein Gedanke an eine Unterhaltung, die dem Herzen, dem Verstande, oder auch nur dem Witze Nahrung gäbe: keine Ahnung einer höheren Bestimmung der Vertraulichkeit unter beyden Geschlechtern, als der, sich körperlich zu vereinigen, und die Zeit unter dem erbärmlichsten Geschwätz und den elendesten Zerstreuungen zu tödten. Ach! wer wünscht bey dem Anblick solcher Verhältnisse, die sich leider! täglich vermehren, nicht die Zeiten Ludewigs des Vierzehnten, oder sogar noch die des Regenten zurück, dessen Orgyen wenigstens durch Witz und Unterhaltungsgaben erheitert wurden!

Möchte dieß Werk vor allen Dingen die ehelige Geschlechtsverbindung und Liebe veredeln und verschönern helfen! Nur sie ist wahrer Vollkommenheit fähig, weil sie unter allen Beziehungen gut erscheinen kann. Aber wo dieß nicht zu erreichen steht, möge es da wenigstens jene ungebundenen Verhältnisse, welche die Gesetze und die Moralität nicht billigen, aber die gute Sitte dulden muß, ihrem innern Gehalte nach bessern, ihrer äußern Form nach schmücken. Mögen Personen, die sich in solchen Lagen befinden, nur so viel daraus lernen, daß keine Geschlechtsverbindung ohne jene Hindernisse und Weigerungen, welche Anstand und Selbstschätzung mit sich führen, ohne jene Reitze, welche der gute Geschmack der feineren Sinnlichkeit allein zu leihen im Stande ist, ich will nicht sagen den weisen, sondern nur den klugen Genießer auf die Dauer befriedigen kann.

kein Gedanke an wahre Urbanität, welche gewiß in etwas anderm, als in dem äußeren Anstriche konventioneller Eleganz besteht: kein Gedanke an eine Unterhaltung, die dem Herzen, dem Verstande, oder auch nur dem Witze Nahrung gäbe: keine Ahnung einer höheren Bestimmung der Vertraulichkeit unter beyden Geschlechtern, als der, sich körperlich zu vereinigen, und die Zeit unter dem erbärmlichsten Geschwätz und den elendesten Zerstreuungen zu tödten. Ach! wer wünscht bey dem Anblick solcher Verhältnisse, die sich leider! täglich vermehren, nicht die Zeiten Ludewigs des Vierzehnten, oder sogar noch die des Regenten zurück, dessen Orgyen wenigstens durch Witz und Unterhaltungsgaben erheitert wurden!

Möchte dieß Werk vor allen Dingen die ehelige Geschlechtsverbindung und Liebe veredeln und verschönern helfen! Nur sie ist wahrer Vollkommenheit fähig, weil sie unter allen Beziehungen gut erscheinen kann. Aber wo dieß nicht zu erreichen steht, möge es da wenigstens jene ungebundenen Verhältnisse, welche die Gesetze und die Moralität nicht billigen, aber die gute Sitte dulden muß, ihrem innern Gehalte nach bessern, ihrer äußern Form nach schmücken. Mögen Personen, die sich in solchen Lagen befinden, nur so viel daraus lernen, daß keine Geschlechtsverbindung ohne jene Hindernisse und Weigerungen, welche Anstand und Selbstschätzung mit sich führen, ohne jene Reitze, welche der gute Geschmack der feineren Sinnlichkeit allein zu leihen im Stande ist, ich will nicht sagen den weisen, sondern nur den klugen Genießer auf die Dauer befriedigen kann.

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[341/0341] kein Gedanke an wahre Urbanität, welche gewiß in etwas anderm, als in dem äußeren Anstriche konventioneller Eleganz besteht: kein Gedanke an eine Unterhaltung, die dem Herzen, dem Verstande, oder auch nur dem Witze Nahrung gäbe: keine Ahnung einer höheren Bestimmung der Vertraulichkeit unter beyden Geschlechtern, als der, sich körperlich zu vereinigen, und die Zeit unter dem erbärmlichsten Geschwätz und den elendesten Zerstreuungen zu tödten. Ach! wer wünscht bey dem Anblick solcher Verhältnisse, die sich leider! täglich vermehren, nicht die Zeiten Ludewigs des Vierzehnten, oder sogar noch die des Regenten zurück, dessen Orgyen wenigstens durch Witz und Unterhaltungsgaben erheitert wurden! Möchte dieß Werk vor allen Dingen die ehelige Geschlechtsverbindung und Liebe veredeln und verschönern helfen! Nur sie ist wahrer Vollkommenheit fähig, weil sie unter allen Beziehungen gut erscheinen kann. Aber wo dieß nicht zu erreichen steht, möge es da wenigstens jene ungebundenen Verhältnisse, welche die Gesetze und die Moralität nicht billigen, aber die gute Sitte dulden muß, ihrem innern Gehalte nach bessern, ihrer äußern Form nach schmücken. Mögen Personen, die sich in solchen Lagen befinden, nur so viel daraus lernen, daß keine Geschlechtsverbindung ohne jene Hindernisse und Weigerungen, welche Anstand und Selbstschätzung mit sich führen, ohne jene Reitze, welche der gute Geschmack der feineren Sinnlichkeit allein zu leihen im Stande ist, ich will nicht sagen den weisen, sondern nur den klugen Genießer auf die Dauer befriedigen kann.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/341>, abgerufen am 22.11.2024.