Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.getrübt zu sehen. Die edle Frau konnte weder über sich selbst den Sieg erkämpfen, noch ihrem Herzen unterliegen, ohne ihren Triumpf und ihren Fall auf gleiche Weise zu bereuen! So erscheint die Liebe bey der Princesse de Cleves, einem Romane der la Fayette, worin die Sitten ihres Zeitalters einem früheren beygelegt werden, und worin zuerst Wahrheit in die Charaktere, in die Verknüpfung der Begebenheiten, in die Empfindungen, und in ihren Ausdruck gebracht wird. 1) Nach solchen Grundsätzen kommentiert die Marquise de Lambert über die Freundschaft zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte. Neben den Darstellungen solcher Herzensverbindungen giebt es andere, worin die Leidenschaft sinnlicher und vielleicht darum stärker ausgedruckt wird. Sie zeichnen sich aber von den früheren Produkten immer durch Wahrheit und Geschmack aus. Die Lettres d'une Religieuse Portugaise, die theatralischen Werke des Racine und Quinault verdienen hier besonders genannt zu werden. Die Galanterie nahm jetzt eine Gestalt an, die dem Geist der Zeiten angemessen war. Sie verließ ihren Anspruch an die Imagination und die Ruhmsucht, mit deren Hülfe sie sonst das Herz der Schönen zu rühren gesucht hatte, und wandte sich an den Witz und die Eitelkeit, um dadurch einen vorübergehenden Eindruck auf den Geist der Damen zu machen. Schon die Scudery, die Voiture, Balzac, Cyrano de Bergerac, und andere, hatten diesen Ton angestimmt, aber er 1) Ihr früheres Werk, Zaide, hat lange diesen Werth nicht.
getrübt zu sehen. Die edle Frau konnte weder über sich selbst den Sieg erkämpfen, noch ihrem Herzen unterliegen, ohne ihren Triumpf und ihren Fall auf gleiche Weise zu bereuen! So erscheint die Liebe bey der Princesse de Cleves, einem Romane der la Fayette, worin die Sitten ihres Zeitalters einem früheren beygelegt werden, und worin zuerst Wahrheit in die Charaktere, in die Verknüpfung der Begebenheiten, in die Empfindungen, und in ihren Ausdruck gebracht wird. 1) Nach solchen Grundsätzen kommentiert die Marquise de Lambert über die Freundschaft zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte. Neben den Darstellungen solcher Herzensverbindungen giebt es andere, worin die Leidenschaft sinnlicher und vielleicht darum stärker ausgedruckt wird. Sie zeichnen sich aber von den früheren Produkten immer durch Wahrheit und Geschmack aus. Die Lettres d’une Religieuse Portugaise, die theatralischen Werke des Racine und Quinault verdienen hier besonders genannt zu werden. Die Galanterie nahm jetzt eine Gestalt an, die dem Geist der Zeiten angemessen war. Sie verließ ihren Anspruch an die Imagination und die Ruhmsucht, mit deren Hülfe sie sonst das Herz der Schönen zu rühren gesucht hatte, und wandte sich an den Witz und die Eitelkeit, um dadurch einen vorübergehenden Eindruck auf den Geist der Damen zu machen. Schon die Scudery, die Voiture, Balzac, Cyrano de Bergerac, und andere, hatten diesen Ton angestimmt, aber er 1) Ihr früheres Werk, Zaide, hat lange diesen Werth nicht.
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getrübt zu sehen. Die edle Frau konnte weder über sich selbst den Sieg erkämpfen, noch ihrem Herzen unterliegen, ohne ihren Triumpf und ihren Fall auf gleiche Weise zu bereuen!
So erscheint die Liebe bey der Princesse de Cleves, einem Romane der la Fayette, worin die Sitten ihres Zeitalters einem früheren beygelegt werden, und worin zuerst Wahrheit in die Charaktere, in die Verknüpfung der Begebenheiten, in die Empfindungen, und in ihren Ausdruck gebracht wird. 1) Nach solchen Grundsätzen kommentiert die Marquise de Lambert über die Freundschaft zwischen Personen von verschiedenem Geschlechte.
Neben den Darstellungen solcher Herzensverbindungen giebt es andere, worin die Leidenschaft sinnlicher und vielleicht darum stärker ausgedruckt wird. Sie zeichnen sich aber von den früheren Produkten immer durch Wahrheit und Geschmack aus. Die Lettres d’une Religieuse Portugaise, die theatralischen Werke des Racine und Quinault verdienen hier besonders genannt zu werden.
Die Galanterie nahm jetzt eine Gestalt an, die dem Geist der Zeiten angemessen war. Sie verließ ihren Anspruch an die Imagination und die Ruhmsucht, mit deren Hülfe sie sonst das Herz der Schönen zu rühren gesucht hatte, und wandte sich an den Witz und die Eitelkeit, um dadurch einen vorübergehenden Eindruck auf den Geist der Damen zu machen. Schon die Scudery, die Voiture, Balzac, Cyrano de Bergerac, und andere, hatten diesen Ton angestimmt, aber er
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