Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

uns unter körperlichen Formen erscheinen, welche schon an sich zur Ueppigkeit und Lüsternheit einladen könnten. Aber er hält es unerweislich, daß diese mittelbare Regung des Körpers als unbedingter Grund, oder als nothwendige Folge der Schwärmerey angesehen werden könne.

Hier scheint zugleich der Ort zu seyn, den Werth des heißen Bluts für Liebe, Sinn des Edeln und Schönen, zu bestimmen. Der Autor zeigt, daß die höhere Reitzbarkeit der Organe, welche mit der stärkeren Anlage zur körperlichen Geschlechtssympathie verbunden zu seyn pflegt, dem Herzen und dem Beschauungshange förderlich, aber auch eben so leicht gefährlich werden könne.

Zuletzt wird noch gezeigt, daß die stärkere Anlage zur Geschlechtssympathie der Seele, (dasjenige, was die Franzosen Seelentemperament nennen,) jener Hang zur üppigen Geselligkeit, Eitelkeit, Schwärmerey, u. s. w. für Herz, Geschmack, Genie und Talent nichts beweisen, so sehr sie das alles unterstützen, wenn es außerdem vorhanden ist.

Diese Sätze werden im achten Buche weiter ausgeführt.



Der Verfasser geht nunmehro zu einer praktischen Analyse des obersten Grundsatzes der edeln und schönen Fertigkeit oder Kunst zu lieben, über. Dieser besteht darin, die Liebe als das Bild einer absoluten Vollkommenheit erscheinen zu lassen, und dieß wird erreicht, wenn ausgezeichnet

uns unter körperlichen Formen erscheinen, welche schon an sich zur Ueppigkeit und Lüsternheit einladen könnten. Aber er hält es unerweislich, daß diese mittelbare Regung des Körpers als unbedingter Grund, oder als nothwendige Folge der Schwärmerey angesehen werden könne.

Hier scheint zugleich der Ort zu seyn, den Werth des heißen Bluts für Liebe, Sinn des Edeln und Schönen, zu bestimmen. Der Autor zeigt, daß die höhere Reitzbarkeit der Organe, welche mit der stärkeren Anlage zur körperlichen Geschlechtssympathie verbunden zu seyn pflegt, dem Herzen und dem Beschauungshange förderlich, aber auch eben so leicht gefährlich werden könne.

Zuletzt wird noch gezeigt, daß die stärkere Anlage zur Geschlechtssympathie der Seele, (dasjenige, was die Franzosen Seelentemperament nennen,) jener Hang zur üppigen Geselligkeit, Eitelkeit, Schwärmerey, u. s. w. für Herz, Geschmack, Genie und Talent nichts beweisen, so sehr sie das alles unterstützen, wenn es außerdem vorhanden ist.

Diese Sätze werden im achten Buche weiter ausgeführt.



Der Verfasser geht nunmehro zu einer praktischen Analyse des obersten Grundsatzes der edeln und schönen Fertigkeit oder Kunst zu lieben, über. Dieser besteht darin, die Liebe als das Bild einer absoluten Vollkommenheit erscheinen zu lassen, und dieß wird erreicht, wenn ausgezeichnet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0408" n="408"/>
uns unter körperlichen Formen erscheinen, welche schon an sich zur Ueppigkeit und Lüsternheit einladen könnten. Aber <hi rendition="#g">er hält es unerweislich</hi>, <hi rendition="#g">daß diese mittelbare Regung des Körpers als unbedingter Grund</hi>, <hi rendition="#g">oder als nothwendige Folge der Schwärmerey angesehen werden könne</hi>.</p>
        <p>Hier scheint zugleich der Ort zu seyn, den Werth des heißen Bluts für Liebe, Sinn des Edeln und Schönen, zu bestimmen. Der Autor zeigt, <hi rendition="#g">daß die höhere Reitzbarkeit der Organe</hi>, <hi rendition="#g">welche mit der stärkeren Anlage zur körperlichen Geschlechtssympathie <choice><sic>vrbunden</sic><corr>verbunden</corr></choice> zu seyn pflegt</hi>, <hi rendition="#g">dem Herzen und dem Beschauungshange förderlich</hi>, <hi rendition="#g">aber auch eben so leicht gefährlich werden könne</hi>.</p>
        <p>Zuletzt wird noch gezeigt, <hi rendition="#g">daß die stärkere Anlage zur Geschlechtssympathie der Seele</hi>, (dasjenige, was die Franzosen Seelentemperament nennen,) jener Hang zur üppigen Geselligkeit, Eitelkeit, Schwärmerey, u. s. w. <hi rendition="#g">für Herz, Geschmack</hi>, <hi rendition="#g">Genie und Talent nichts beweisen</hi>, <hi rendition="#g">so sehr sie das alles unterstützen</hi>, <hi rendition="#g">wenn es außerdem vorhanden ist</hi>.</p>
        <p>Diese Sätze werden im <hi rendition="#g">achten</hi> Buche weiter ausgeführt.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Der Verfasser geht nunmehro <hi rendition="#g">zu einer praktischen Analyse des obersten Grundsatzes der edeln und schönen Fertigkeit oder Kunst zu lieben</hi>, über. <hi rendition="#g">Dieser besteht darin</hi>, <hi rendition="#g">die Liebe als das Bild einer absoluten Vollkommenheit erscheinen zu lassen</hi>, <hi rendition="#g">und dieß wird erreicht</hi>, <hi rendition="#g">wenn ausgezeichnet
</hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0408] uns unter körperlichen Formen erscheinen, welche schon an sich zur Ueppigkeit und Lüsternheit einladen könnten. Aber er hält es unerweislich, daß diese mittelbare Regung des Körpers als unbedingter Grund, oder als nothwendige Folge der Schwärmerey angesehen werden könne. Hier scheint zugleich der Ort zu seyn, den Werth des heißen Bluts für Liebe, Sinn des Edeln und Schönen, zu bestimmen. Der Autor zeigt, daß die höhere Reitzbarkeit der Organe, welche mit der stärkeren Anlage zur körperlichen Geschlechtssympathie verbunden zu seyn pflegt, dem Herzen und dem Beschauungshange förderlich, aber auch eben so leicht gefährlich werden könne. Zuletzt wird noch gezeigt, daß die stärkere Anlage zur Geschlechtssympathie der Seele, (dasjenige, was die Franzosen Seelentemperament nennen,) jener Hang zur üppigen Geselligkeit, Eitelkeit, Schwärmerey, u. s. w. für Herz, Geschmack, Genie und Talent nichts beweisen, so sehr sie das alles unterstützen, wenn es außerdem vorhanden ist. Diese Sätze werden im achten Buche weiter ausgeführt. Der Verfasser geht nunmehro zu einer praktischen Analyse des obersten Grundsatzes der edeln und schönen Fertigkeit oder Kunst zu lieben, über. Dieser besteht darin, die Liebe als das Bild einer absoluten Vollkommenheit erscheinen zu lassen, und dieß wird erreicht, wenn ausgezeichnet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/408
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/408>, abgerufen am 04.05.2024.