Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

darüber festsetzt, wie die engeren Verbindungen liebender Personen beschaffen seyn müssen, um dem Beschauungshange der Menge Wonne zuzuführen. Ja! sie entwirft sogar Ideale von Vollkommenheit der Liebe, die sie als Gegenstände der Bewunderung und des Nachstrebens für die edelsten Mitglieder der örtlichen Gesellschaft aufstellt.

Inzwischen ist es immer nur sehr wenigen Menschen vorbehalten, das Edle und das Schöne in der Liebe vermöge eigner Kraft zu fühlen, es den Gesetzen der Vernunft und des Verstandes zu, unterwerfen, oder gar die Verbindungen, welche auf ihr beruhen, zum Bilde absoluter Vollkommenheit zu heben.

Die Ausführung dieser Sätze liefert das siebente Buch.



Da die Veredlung und Verschönerung der Liebe so oft in der Befreyung von allem Einflusse des Körpers gesucht wird, andere aber in diesem Einflusse des Körpers das Wesen der Liebe selbst setzen, und nur durch Anreihung einer üppigen Unterhaltung für den Geist für ihre Veredlung und Verschönerung sorgen zu können glauben; so haben diese Begriffe vorläufig geprüft, und überhaupt der gegenseitige Einfluß des Körpers und der Seele in der Liebe selbst, und in einigen mit ihr verwandten Affekten, näher bestimmt werden müssen.

Alle Liebe ist ein Akt der Seele; mithin ist es ein Mißbrauch, wenn man von körperlicher Liebe spricht. Der Körper kann also bey der Liebe nur als Mittler in Betracht kommen, der entweder die Seele zum Lieben

darüber festsetzt, wie die engeren Verbindungen liebender Personen beschaffen seyn müssen, um dem Beschauungshange der Menge Wonne zuzuführen. Ja! sie entwirft sogar Ideale von Vollkommenheit der Liebe, die sie als Gegenstände der Bewunderung und des Nachstrebens für die edelsten Mitglieder der örtlichen Gesellschaft aufstellt.

Inzwischen ist es immer nur sehr wenigen Menschen vorbehalten, das Edle und das Schöne in der Liebe vermöge eigner Kraft zu fühlen, es den Gesetzen der Vernunft und des Verstandes zu, unterwerfen, oder gar die Verbindungen, welche auf ihr beruhen, zum Bilde absoluter Vollkommenheit zu heben.

Die Ausführung dieser Sätze liefert das siebente Buch.



Da die Veredlung und Verschönerung der Liebe so oft in der Befreyung von allem Einflusse des Körpers gesucht wird, andere aber in diesem Einflusse des Körpers das Wesen der Liebe selbst setzen, und nur durch Anreihung einer üppigen Unterhaltung für den Geist für ihre Veredlung und Verschönerung sorgen zu können glauben; so haben diese Begriffe vorläufig geprüft, und überhaupt der gegenseitige Einfluß des Körpers und der Seele in der Liebe selbst, und in einigen mit ihr verwandten Affekten, näher bestimmt werden müssen.

Alle Liebe ist ein Akt der Seele; mithin ist es ein Mißbrauch, wenn man von körperlicher Liebe spricht. Der Körper kann also bey der Liebe nur als Mittler in Betracht kommen, der entweder die Seele zum Lieben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0403" n="403"/>
darüber festsetzt, wie die engeren Verbindungen liebender Personen beschaffen seyn müssen, um dem Beschauungshange der Menge Wonne zuzuführen. Ja! sie entwirft sogar Ideale von Vollkommenheit der Liebe, die sie als Gegenstände der Bewunderung und des Nachstrebens für die edelsten Mitglieder der örtlichen Gesellschaft aufstellt.</p>
        <p>Inzwischen ist es immer nur sehr wenigen Menschen vorbehalten, das Edle und das Schöne in der Liebe vermöge eigner Kraft zu fühlen, es den Gesetzen der Vernunft und des Verstandes zu, unterwerfen, oder gar die Verbindungen, welche auf ihr beruhen, zum Bilde absoluter Vollkommenheit zu heben.</p>
        <p>Die Ausführung dieser Sätze liefert das <hi rendition="#g">siebente</hi> Buch.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Da die Veredlung und Verschönerung der Liebe so oft in der Befreyung von allem Einflusse des Körpers gesucht wird</hi>, andere aber in diesem <hi rendition="#g">Einflusse des Körpers das Wesen der Liebe selbst setzen</hi>, <hi rendition="#g">und nur durch Anreihung einer üppigen Unterhaltung für den Geist für ihre Veredlung und Verschönerung sorgen zu können glauben</hi>; <hi rendition="#g">so haben diese Begriffe vorläufig geprüft</hi>, <hi rendition="#g">und überhaupt der gegenseitige Einfluß des Körpers und der Seele in der Liebe selbst</hi>, <hi rendition="#g">und in einigen mit ihr verwandten Affekten</hi>, <hi rendition="#g">näher bestimmt werden müssen</hi>.</p>
        <p><hi rendition="#g">Alle Liebe ist ein Akt der Seele</hi>; mithin ist es ein Mißbrauch, wenn man von körperlicher Liebe spricht. <hi rendition="#g">Der Körper kann also bey der Liebe nur als Mittler in Betracht kommen</hi>, der entweder die Seele zum Lieben
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403/0403] darüber festsetzt, wie die engeren Verbindungen liebender Personen beschaffen seyn müssen, um dem Beschauungshange der Menge Wonne zuzuführen. Ja! sie entwirft sogar Ideale von Vollkommenheit der Liebe, die sie als Gegenstände der Bewunderung und des Nachstrebens für die edelsten Mitglieder der örtlichen Gesellschaft aufstellt. Inzwischen ist es immer nur sehr wenigen Menschen vorbehalten, das Edle und das Schöne in der Liebe vermöge eigner Kraft zu fühlen, es den Gesetzen der Vernunft und des Verstandes zu, unterwerfen, oder gar die Verbindungen, welche auf ihr beruhen, zum Bilde absoluter Vollkommenheit zu heben. Die Ausführung dieser Sätze liefert das siebente Buch. Da die Veredlung und Verschönerung der Liebe so oft in der Befreyung von allem Einflusse des Körpers gesucht wird, andere aber in diesem Einflusse des Körpers das Wesen der Liebe selbst setzen, und nur durch Anreihung einer üppigen Unterhaltung für den Geist für ihre Veredlung und Verschönerung sorgen zu können glauben; so haben diese Begriffe vorläufig geprüft, und überhaupt der gegenseitige Einfluß des Körpers und der Seele in der Liebe selbst, und in einigen mit ihr verwandten Affekten, näher bestimmt werden müssen. Alle Liebe ist ein Akt der Seele; mithin ist es ein Mißbrauch, wenn man von körperlicher Liebe spricht. Der Körper kann also bey der Liebe nur als Mittler in Betracht kommen, der entweder die Seele zum Lieben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/403
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/403>, abgerufen am 23.11.2024.