Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Schluß.

So endige ich denn diesen Versuch über die bil-
denden Künste in Rom, nicht ohne eine Besorg-
niß zu empfinden, die derjenigen ähneln muß, mit
der ein Vater sich von seinem Kinde trennt, ehe des-
sen Bildung vollendet ist.

Ich habe mein dreißigstes Jahr noch nicht er-
reicht, und ein Werk wie dieses, hätte, um dem Pu-
blico vor Augen gelegt zu werden, das reifste Alter
erfordert.

Aber ich fühlte, daß mit jedem Tage die Ein-
drücke schwächer wurden, welche die Kunstwerke Roms
auf mich gemacht hatten: ich lief Gefahr zu einer
Zeit, wo ich an Stärke im Raisonniren würde ge-
wonnen haben, die Bilder, welche noch lebhaft in
meiner Seele schweben, verloschen, meine noch war-
men Empfindungen erkaltet zu sehen. Ich hatte
keine Hoffnung meine Erinnerungen durch eine zweite
Reise nach Rom wieder aufzufrischen, wohl aber die
Aussicht zu einer Lage vor mir, in der eine anhaltende
Beschäfftigung mit den schönen Künsten, mir auf im-
mer verwehrt werden dürfte.

Diese Gründe haben mich bewogen, mein Buch
schon jetzt dem Druck zu übergeben, und als mir zur
Bedingung des Verlags gemacht wurde, daß alle
drei Theile auf Ostern 1787. zu gleicher Zeit er-
scheinen sollten, auch diese einzugehen.

Dies geschah um Michaelis vorigen Jahrs. Die
Materialien waren gesammelt, mir blieb Zeit zum Ord-

nen
A a 5

Schluß.

So endige ich denn dieſen Verſuch uͤber die bil-
denden Kuͤnſte in Rom, nicht ohne eine Beſorg-
niß zu empfinden, die derjenigen aͤhneln muß, mit
der ein Vater ſich von ſeinem Kinde trennt, ehe deſ-
ſen Bildung vollendet iſt.

Ich habe mein dreißigſtes Jahr noch nicht er-
reicht, und ein Werk wie dieſes, haͤtte, um dem Pu-
blico vor Augen gelegt zu werden, das reifſte Alter
erfordert.

Aber ich fuͤhlte, daß mit jedem Tage die Ein-
druͤcke ſchwaͤcher wurden, welche die Kunſtwerke Roms
auf mich gemacht hatten: ich lief Gefahr zu einer
Zeit, wo ich an Staͤrke im Raiſonniren wuͤrde ge-
wonnen haben, die Bilder, welche noch lebhaft in
meiner Seele ſchweben, verloſchen, meine noch war-
men Empfindungen erkaltet zu ſehen. Ich hatte
keine Hoffnung meine Erinnerungen durch eine zweite
Reiſe nach Rom wieder aufzufriſchen, wohl aber die
Ausſicht zu einer Lage vor mir, in der eine anhaltende
Beſchaͤfftigung mit den ſchoͤnen Kuͤnſten, mir auf im-
mer verwehrt werden duͤrfte.

Dieſe Gruͤnde haben mich bewogen, mein Buch
ſchon jetzt dem Druck zu uͤbergeben, und als mir zur
Bedingung des Verlags gemacht wurde, daß alle
drei Theile auf Oſtern 1787. zu gleicher Zeit er-
ſcheinen ſollten, auch dieſe einzugehen.

Dies geſchah um Michaelis vorigen Jahrs. Die
Materialien waren geſammelt, mir blieb Zeit zum Ord-

nen
A a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0401" n="377"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Schluß.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">S</hi>o endige ich denn die&#x017F;en Ver&#x017F;uch u&#x0364;ber die bil-<lb/>
denden Ku&#x0364;n&#x017F;te in Rom, nicht ohne eine Be&#x017F;org-<lb/>
niß zu empfinden, die derjenigen a&#x0364;hneln muß, mit<lb/>
der ein Vater &#x017F;ich von &#x017F;einem Kinde trennt, ehe de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Bildung vollendet i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Ich habe mein dreißig&#x017F;tes Jahr noch nicht er-<lb/>
reicht, und ein Werk wie die&#x017F;es, ha&#x0364;tte, um dem Pu-<lb/>
blico vor Augen gelegt zu werden, das reif&#x017F;te Alter<lb/>
erfordert.</p><lb/>
        <p>Aber ich fu&#x0364;hlte, daß mit jedem Tage die Ein-<lb/>
dru&#x0364;cke &#x017F;chwa&#x0364;cher wurden, welche die Kun&#x017F;twerke Roms<lb/>
auf mich gemacht hatten: ich lief Gefahr zu einer<lb/>
Zeit, wo ich an Sta&#x0364;rke im Rai&#x017F;onniren wu&#x0364;rde ge-<lb/>
wonnen haben, die Bilder, welche noch lebhaft in<lb/>
meiner Seele &#x017F;chweben, verlo&#x017F;chen, meine noch war-<lb/>
men Empfindungen erkaltet zu &#x017F;ehen. Ich hatte<lb/>
keine Hoffnung meine Erinnerungen durch eine zweite<lb/>
Rei&#x017F;e nach Rom wieder aufzufri&#x017F;chen, wohl aber die<lb/>
Aus&#x017F;icht zu einer Lage vor mir, in der eine anhaltende<lb/>
Be&#x017F;cha&#x0364;fftigung mit den &#x017F;cho&#x0364;nen Ku&#x0364;n&#x017F;ten, mir auf im-<lb/>
mer verwehrt werden du&#x0364;rfte.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Gru&#x0364;nde haben mich bewogen, mein Buch<lb/>
&#x017F;chon jetzt dem Druck zu u&#x0364;bergeben, und als mir zur<lb/>
Bedingung des Verlags gemacht wurde, daß alle<lb/>
drei Theile auf O&#x017F;tern 1787. zu gleicher Zeit er-<lb/>
&#x017F;cheinen &#x017F;ollten, auch die&#x017F;e einzugehen.</p><lb/>
        <p>Dies ge&#x017F;chah um Michaelis vorigen Jahrs. Die<lb/>
Materialien waren ge&#x017F;ammelt, mir blieb Zeit zum Ord-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0401] Schluß. So endige ich denn dieſen Verſuch uͤber die bil- denden Kuͤnſte in Rom, nicht ohne eine Beſorg- niß zu empfinden, die derjenigen aͤhneln muß, mit der ein Vater ſich von ſeinem Kinde trennt, ehe deſ- ſen Bildung vollendet iſt. Ich habe mein dreißigſtes Jahr noch nicht er- reicht, und ein Werk wie dieſes, haͤtte, um dem Pu- blico vor Augen gelegt zu werden, das reifſte Alter erfordert. Aber ich fuͤhlte, daß mit jedem Tage die Ein- druͤcke ſchwaͤcher wurden, welche die Kunſtwerke Roms auf mich gemacht hatten: ich lief Gefahr zu einer Zeit, wo ich an Staͤrke im Raiſonniren wuͤrde ge- wonnen haben, die Bilder, welche noch lebhaft in meiner Seele ſchweben, verloſchen, meine noch war- men Empfindungen erkaltet zu ſehen. Ich hatte keine Hoffnung meine Erinnerungen durch eine zweite Reiſe nach Rom wieder aufzufriſchen, wohl aber die Ausſicht zu einer Lage vor mir, in der eine anhaltende Beſchaͤfftigung mit den ſchoͤnen Kuͤnſten, mir auf im- mer verwehrt werden duͤrfte. Dieſe Gruͤnde haben mich bewogen, mein Buch ſchon jetzt dem Druck zu uͤbergeben, und als mir zur Bedingung des Verlags gemacht wurde, daß alle drei Theile auf Oſtern 1787. zu gleicher Zeit er- ſcheinen ſollten, auch dieſe einzugehen. Dies geſchah um Michaelis vorigen Jahrs. Die Materialien waren geſammelt, mir blieb Zeit zum Ord- nen A a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/401
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/401>, abgerufen am 25.11.2024.