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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Anmerkungen
Statur, schweben Moses und Elias. Der Ausdruck
dieses Schwebens ist vortrefflich: aber die Formen
sind weder sehr edel, noch sehr schön.

Unter diesen Figuren auf der oberen Platte des
Berges ruhen die Jünger, die in seiner Begleitung
waren. Jacobus scheint zuerst erwacht zu seyn:
durchdrungen von der übernatürlichen Erscheinung hat
er sich mit dem Antlitz zur Erde geworfen und betet
an. Der heilige Johannes ist eben erwacht, er er-
schrickt vor der unerwarteten Klarheit, stürzt mit dem
Obertheile des Körpers zurück, und hält die Hand vor
die geblendeten Augen. Petrus hingegen hat die sei-
nigen noch nicht geöffnet, er ist im Uebergange vom
Schlaf zum Wachen gebildet, er reibt sich die ge-
schlossenen Augenlieder. Diese drei Figuren sind sehr
wahr in ihrem Ausdruck und ihre Stellungen schön
und abwechselnd.

Zur Seite des Berges stehen zwei junge Mönche,
die ihr frommes Erstaunen zu erkennen geben. Sie
sind bloße Zuschauer, der Handlung fremd, und
scheinen als Bildnisse der ehemaligen Besitzer des Ge-
mähldes hier ihren Platz aus zu weit getriebener Ge-
fälligkeit des Künstlers gefunden zu haben.

Unten geht nun die Begebenheit mit dem Besesse-
nen vor. Der Kranke, ein junger Mensch, be-
kömmt eben einen Anfall von Convulsionen. Seine
Augen verdrehen sich, er reißt den Mund auf, er
spreitet die Arme mit den gezuckten Fingern aus, sein
Körper erhält eine gezerrte Stellung. So schrecklich
wahr dieser Ausdruck ist, er hat nichts Widriges,
nichts Ekelhaftes. Der Vater faßt ihn von hinten

mit

Anmerkungen
Statur, ſchweben Moſes und Elias. Der Ausdruck
dieſes Schwebens iſt vortrefflich: aber die Formen
ſind weder ſehr edel, noch ſehr ſchoͤn.

Unter dieſen Figuren auf der oberen Platte des
Berges ruhen die Juͤnger, die in ſeiner Begleitung
waren. Jacobus ſcheint zuerſt erwacht zu ſeyn:
durchdrungen von der uͤbernatuͤrlichen Erſcheinung hat
er ſich mit dem Antlitz zur Erde geworfen und betet
an. Der heilige Johannes iſt eben erwacht, er er-
ſchrickt vor der unerwarteten Klarheit, ſtuͤrzt mit dem
Obertheile des Koͤrpers zuruͤck, und haͤlt die Hand vor
die geblendeten Augen. Petrus hingegen hat die ſei-
nigen noch nicht geoͤffnet, er iſt im Uebergange vom
Schlaf zum Wachen gebildet, er reibt ſich die ge-
ſchloſſenen Augenlieder. Dieſe drei Figuren ſind ſehr
wahr in ihrem Ausdruck und ihre Stellungen ſchoͤn
und abwechſelnd.

Zur Seite des Berges ſtehen zwei junge Moͤnche,
die ihr frommes Erſtaunen zu erkennen geben. Sie
ſind bloße Zuſchauer, der Handlung fremd, und
ſcheinen als Bildniſſe der ehemaligen Beſitzer des Ge-
maͤhldes hier ihren Platz aus zu weit getriebener Ge-
faͤlligkeit des Kuͤnſtlers gefunden zu haben.

Unten geht nun die Begebenheit mit dem Beſeſſe-
nen vor. Der Kranke, ein junger Menſch, be-
koͤmmt eben einen Anfall von Convulſionen. Seine
Augen verdrehen ſich, er reißt den Mund auf, er
ſpreitet die Arme mit den gezuckten Fingern aus, ſein
Koͤrper erhaͤlt eine gezerrte Stellung. So ſchrecklich
wahr dieſer Ausdruck iſt, er hat nichts Widriges,
nichts Ekelhaftes. Der Vater faßt ihn von hinten

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[326/0350] Anmerkungen Statur, ſchweben Moſes und Elias. Der Ausdruck dieſes Schwebens iſt vortrefflich: aber die Formen ſind weder ſehr edel, noch ſehr ſchoͤn. Unter dieſen Figuren auf der oberen Platte des Berges ruhen die Juͤnger, die in ſeiner Begleitung waren. Jacobus ſcheint zuerſt erwacht zu ſeyn: durchdrungen von der uͤbernatuͤrlichen Erſcheinung hat er ſich mit dem Antlitz zur Erde geworfen und betet an. Der heilige Johannes iſt eben erwacht, er er- ſchrickt vor der unerwarteten Klarheit, ſtuͤrzt mit dem Obertheile des Koͤrpers zuruͤck, und haͤlt die Hand vor die geblendeten Augen. Petrus hingegen hat die ſei- nigen noch nicht geoͤffnet, er iſt im Uebergange vom Schlaf zum Wachen gebildet, er reibt ſich die ge- ſchloſſenen Augenlieder. Dieſe drei Figuren ſind ſehr wahr in ihrem Ausdruck und ihre Stellungen ſchoͤn und abwechſelnd. Zur Seite des Berges ſtehen zwei junge Moͤnche, die ihr frommes Erſtaunen zu erkennen geben. Sie ſind bloße Zuſchauer, der Handlung fremd, und ſcheinen als Bildniſſe der ehemaligen Beſitzer des Ge- maͤhldes hier ihren Platz aus zu weit getriebener Ge- faͤlligkeit des Kuͤnſtlers gefunden zu haben. Unten geht nun die Begebenheit mit dem Beſeſſe- nen vor. Der Kranke, ein junger Menſch, be- koͤmmt eben einen Anfall von Convulſionen. Seine Augen verdrehen ſich, er reißt den Mund auf, er ſpreitet die Arme mit den gezuckten Fingern aus, ſein Koͤrper erhaͤlt eine gezerrte Stellung. So ſchrecklich wahr dieſer Ausdruck iſt, er hat nichts Widriges, nichts Ekelhaftes. Der Vater faßt ihn von hinten mit

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/350>, abgerufen am 22.11.2024.