selbst und ohne fernere Leitung, die wenigen, noch nicht beschriebenen Kunstwerke ausfinden, die ihrer Auf- merksamkeit werth seyn mögen.
Inzwischen, vielleicht bedürfen meine Sätze, meine Vermuthungen, meine Zweifel noch mehrerer bestätigenden Erfahrungen, und vielleicht muß ich noch selbst diese Erfahrungen zu machen helfen, den Gesichtspunkt anzeigen, aus dem ich die Werke der Kunst angesehen habe, um, wenn mich der Vorwurf treffen sollte, nicht den richtigen gewählt zu haben, wenigstens denjenigen abzulehnen, aus dem einmal falsch gefaßten nicht alles gesehen zu haben, was sich daraus sehen ließ.
Ein anderer Grund tritt hinzu, warum zur Vollständigkeit meines Werks auch Bemerkungen über die Kirchen Roms erfordert werden.
Der Stil der Kunstwerke, die sie zieren, weicht, vorzüglich in der Sculptur, merklich von demjenigen ab, den wir an den Kunstwerken in den Pallästen kennen gelernt haben. Ist jener nach meinen Ideen nicht ge- macht, seiner Vorzüge wegen zum Muster der Befol- gung aufgestellt zu werden, so werden wenigstens seine Fehler zum warnenden Beispiel dienen: und der gute Geschmack, der durch den Anblick der alten Kunst- werke jetzt befestiget seyn muß, kann nur dabei gewin- nen, neben der praktischen Lehre von dem, wie es
seyn
Vorerinnerung.
ſelbſt und ohne fernere Leitung, die wenigen, noch nicht beſchriebenen Kunſtwerke ausfinden, die ihrer Auf- merkſamkeit werth ſeyn moͤgen.
Inzwiſchen, vielleicht beduͤrfen meine Saͤtze, meine Vermuthungen, meine Zweifel noch mehrerer beſtaͤtigenden Erfahrungen, und vielleicht muß ich noch ſelbſt dieſe Erfahrungen zu machen helfen, den Geſichtspunkt anzeigen, aus dem ich die Werke der Kunſt angeſehen habe, um, wenn mich der Vorwurf treffen ſollte, nicht den richtigen gewaͤhlt zu haben, wenigſtens denjenigen abzulehnen, aus dem einmal falſch gefaßten nicht alles geſehen zu haben, was ſich daraus ſehen ließ.
Ein anderer Grund tritt hinzu, warum zur Vollſtaͤndigkeit meines Werks auch Bemerkungen uͤber die Kirchen Roms erfordert werden.
Der Stil der Kunſtwerke, die ſie zieren, weicht, vorzuͤglich in der Sculptur, merklich von demjenigen ab, den wir an den Kunſtwerken in den Pallaͤſten kennen gelernt haben. Iſt jener nach meinen Ideen nicht ge- macht, ſeiner Vorzuͤge wegen zum Muſter der Befol- gung aufgeſtellt zu werden, ſo werden wenigſtens ſeine Fehler zum warnenden Beiſpiel dienen: und der gute Geſchmack, der durch den Anblick der alten Kunſt- werke jetzt befeſtiget ſeyn muß, kann nur dabei gewin- nen, neben der praktiſchen Lehre von dem, wie es
ſeyn
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Vorerinnerung.
ſelbſt und ohne fernere Leitung, die wenigen, noch nicht
beſchriebenen Kunſtwerke ausfinden, die ihrer Auf-
merkſamkeit werth ſeyn moͤgen.
Inzwiſchen, vielleicht beduͤrfen meine Saͤtze,
meine Vermuthungen, meine Zweifel noch mehrerer
beſtaͤtigenden Erfahrungen, und vielleicht muß ich
noch ſelbſt dieſe Erfahrungen zu machen helfen, den
Geſichtspunkt anzeigen, aus dem ich die Werke der
Kunſt angeſehen habe, um, wenn mich der Vorwurf
treffen ſollte, nicht den richtigen gewaͤhlt zu haben,
wenigſtens denjenigen abzulehnen, aus dem einmal
falſch gefaßten nicht alles geſehen zu haben, was ſich
daraus ſehen ließ.
Ein anderer Grund tritt hinzu, warum zur
Vollſtaͤndigkeit meines Werks auch Bemerkungen
uͤber die Kirchen Roms erfordert werden.
Der Stil der Kunſtwerke, die ſie zieren, weicht,
vorzuͤglich in der Sculptur, merklich von demjenigen ab,
den wir an den Kunſtwerken in den Pallaͤſten kennen
gelernt haben. Iſt jener nach meinen Ideen nicht ge-
macht, ſeiner Vorzuͤge wegen zum Muſter der Befol-
gung aufgeſtellt zu werden, ſo werden wenigſtens ſeine
Fehler zum warnenden Beiſpiel dienen: und der gute
Geſchmack, der durch den Anblick der alten Kunſt-
werke jetzt befeſtiget ſeyn muß, kann nur dabei gewin-
nen, neben der praktiſchen Lehre von dem, wie es
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/196>, abgerufen am 25.11.2024.
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