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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Aldovrandini.
warum der Auftrag des Pinsels nicht zu spüren ist,
und endlich läßt sich auch das erklären, warum nach
abgesprungenen Figuren, der Grund unversehrt er-
scheinet. Denn wenn die ganze obere Lage abge-
sprungen ist, so hat sich nothwendig auch die dadurch
vorgestellte Figur verlieren müssen.

Es ist mir wahrscheinlich, daß vorzüglich bei
den Monochrommen auf Gefäßen aus gebrannter
Erde, zu der obern Lage eine enkaustische Masse
gebraucht sey, die nachher, wenn das Sgraffiren
geschehen war, durchs Feuer eine unauflösliche Fe-
stigkeit erhielt.

Polychrommen (Polychromata) waren Ge-
mählde in mehreren Farben. Es ist gar nicht un-
wahrscheinlich, daß einige derselben, auf eben die
sgraffirte Art, wie die Monochrommen, durch einen
Zusatz von mehreren vielfarbigen Lagen übereinander,
verfertigt worden: gar nicht unwahrscheinlich, daß
die sgraffirten Zeichnungen zum Theil nur durch den
Auftrag, entweder enkaustischer oder anderer Farben
colorirt, oder wenn man lieber will, angefärbt sind;
und bei den Gefäßen von gebrannter Erde, leidet
diese Verfahrungsart bei mir keinen Zweifel.

Aber äußerst unrecht würde man auch den
Alten thun, wenn man behaupten wollte, ihre
Mahlerei hätte nun weiter in nichts als in der
Illuminirung solcher vorher in Schatten und Licht
gebrachter Zeichnungen bestanden. Es ist wahr,
Fra Bartholomeo hat auf diese Art seine vorher
grau in grau gemahlten Zeichnungen gefärbt: aber
auch mit welchem Anspruch auf Wahrheit des Colorits?

Colorit

Villa Aldovrandini.
warum der Auftrag des Pinſels nicht zu ſpuͤren iſt,
und endlich laͤßt ſich auch das erklaͤren, warum nach
abgeſprungenen Figuren, der Grund unverſehrt er-
ſcheinet. Denn wenn die ganze obere Lage abge-
ſprungen iſt, ſo hat ſich nothwendig auch die dadurch
vorgeſtellte Figur verlieren muͤſſen.

Es iſt mir wahrſcheinlich, daß vorzuͤglich bei
den Monochrommen auf Gefaͤßen aus gebrannter
Erde, zu der obern Lage eine enkauſtiſche Maſſe
gebraucht ſey, die nachher, wenn das Sgraffiren
geſchehen war, durchs Feuer eine unaufloͤsliche Fe-
ſtigkeit erhielt.

Polychrommen (Polychromata) waren Ge-
maͤhlde in mehreren Farben. Es iſt gar nicht un-
wahrſcheinlich, daß einige derſelben, auf eben die
ſgraffirte Art, wie die Monochrommen, durch einen
Zuſatz von mehreren vielfarbigen Lagen uͤbereinander,
verfertigt worden: gar nicht unwahrſcheinlich, daß
die ſgraffirten Zeichnungen zum Theil nur durch den
Auftrag, entweder enkauſtiſcher oder anderer Farben
colorirt, oder wenn man lieber will, angefaͤrbt ſind;
und bei den Gefaͤßen von gebrannter Erde, leidet
dieſe Verfahrungsart bei mir keinen Zweifel.

Aber aͤußerſt unrecht wuͤrde man auch den
Alten thun, wenn man behaupten wollte, ihre
Mahlerei haͤtte nun weiter in nichts als in der
Illuminirung ſolcher vorher in Schatten und Licht
gebrachter Zeichnungen beſtanden. Es iſt wahr,
Fra Bartholomeo hat auf dieſe Art ſeine vorher
grau in grau gemahlten Zeichnungen gefaͤrbt: aber
auch mit welchem Anſpruch auf Wahrheit des Colorits?

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[180/0194] Villa Aldovrandini. warum der Auftrag des Pinſels nicht zu ſpuͤren iſt, und endlich laͤßt ſich auch das erklaͤren, warum nach abgeſprungenen Figuren, der Grund unverſehrt er- ſcheinet. Denn wenn die ganze obere Lage abge- ſprungen iſt, ſo hat ſich nothwendig auch die dadurch vorgeſtellte Figur verlieren muͤſſen. Es iſt mir wahrſcheinlich, daß vorzuͤglich bei den Monochrommen auf Gefaͤßen aus gebrannter Erde, zu der obern Lage eine enkauſtiſche Maſſe gebraucht ſey, die nachher, wenn das Sgraffiren geſchehen war, durchs Feuer eine unaufloͤsliche Fe- ſtigkeit erhielt. Polychrommen (Polychromata) waren Ge- maͤhlde in mehreren Farben. Es iſt gar nicht un- wahrſcheinlich, daß einige derſelben, auf eben die ſgraffirte Art, wie die Monochrommen, durch einen Zuſatz von mehreren vielfarbigen Lagen uͤbereinander, verfertigt worden: gar nicht unwahrſcheinlich, daß die ſgraffirten Zeichnungen zum Theil nur durch den Auftrag, entweder enkauſtiſcher oder anderer Farben colorirt, oder wenn man lieber will, angefaͤrbt ſind; und bei den Gefaͤßen von gebrannter Erde, leidet dieſe Verfahrungsart bei mir keinen Zweifel. Aber aͤußerſt unrecht wuͤrde man auch den Alten thun, wenn man behaupten wollte, ihre Mahlerei haͤtte nun weiter in nichts als in der Illuminirung ſolcher vorher in Schatten und Licht gebrachter Zeichnungen beſtanden. Es iſt wahr, Fra Bartholomeo hat auf dieſe Art ſeine vorher grau in grau gemahlten Zeichnungen gefaͤrbt: aber auch mit welchem Anſpruch auf Wahrheit des Colorits? Colorit

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/194>, abgerufen am 24.11.2024.