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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Aldovrandini.
mischung, Vertreibung, und gleich ebenen Grün-
dung brauchen: eine so fettige, wie das Jungfer-
Wachs ist einer reinen Behandlung nicht fähig, bleibt
immer Schmiererei, und kann zu einer unauflösli-
chen Festigkeit nicht gelangen. Wahrscheinlicher
ist also die encaustische Masse ein harziger Firniß ge-
wesen, der vor dem Auftrage zu der gehörigen Flüs-
sigkeit und Consistenz zubereitet, in der Folge der
Zeit verhärtete. Wie das Feuer dabei angewandt
wurde, ob vor dem Auftrage, ob nachher, ist bis jetzt
noch nicht ausgemacht: nur so viel ist gewiß, bei
dem Auftrage selbst, um der Masse die Behand-
lungsfähigkeit, das maniable, nur auf die Zeit des
Auseinandertreibens zu geben, dazu kann dieses Ele-
ment nicht gebraucht seyn: mithin ist der Begriff
der Encaustik als: Einbrennungskunst, eine Chi-
märe.

Die Alten mahlten auf Mörtel, Holz, Metall,
Häute, feine Leinwand, Elfenbein, Aegyptisches
Papier u. s. w.

Wenn wir diejenigen Farben abrechnen, die
uns America in neueren Zeiten geliefert hat, so be-
dienten sie sich, bis auf einige wenige nach, dersel-
ben die wir noch jetzt haben. Was Plinius unter
den vier Farben verstanden wissen wolle, deren sich
die ersten Meister in der Kunst allein sollen bedient
haben, ist noch nicht ausgemacht, und für den Lieb-
haber eine Nachricht, die er auf ihren Werth und
Unwerth bestehen läßt. Wichtiger wird ihm der
Unterschied zwischen den Gemählden, die man Mo-
nochrommen (Monochromata) und solchen, die man

Poly-

Villa Aldovrandini.
miſchung, Vertreibung, und gleich ebenen Gruͤn-
dung brauchen: eine ſo fettige, wie das Jungfer-
Wachs iſt einer reinen Behandlung nicht faͤhig, bleibt
immer Schmiererei, und kann zu einer unaufloͤsli-
chen Feſtigkeit nicht gelangen. Wahrſcheinlicher
iſt alſo die encauſtiſche Maſſe ein harziger Firniß ge-
weſen, der vor dem Auftrage zu der gehoͤrigen Fluͤſ-
ſigkeit und Conſiſtenz zubereitet, in der Folge der
Zeit verhaͤrtete. Wie das Feuer dabei angewandt
wurde, ob vor dem Auftrage, ob nachher, iſt bis jetzt
noch nicht ausgemacht: nur ſo viel iſt gewiß, bei
dem Auftrage ſelbſt, um der Maſſe die Behand-
lungsfaͤhigkeit, das maniable, nur auf die Zeit des
Auseinandertreibens zu geben, dazu kann dieſes Ele-
ment nicht gebraucht ſeyn: mithin iſt der Begriff
der Encauſtik als: Einbrennungskunſt, eine Chi-
maͤre.

Die Alten mahlten auf Moͤrtel, Holz, Metall,
Haͤute, feine Leinwand, Elfenbein, Aegyptiſches
Papier u. ſ. w.

Wenn wir diejenigen Farben abrechnen, die
uns America in neueren Zeiten geliefert hat, ſo be-
dienten ſie ſich, bis auf einige wenige nach, derſel-
ben die wir noch jetzt haben. Was Plinius unter
den vier Farben verſtanden wiſſen wolle, deren ſich
die erſten Meiſter in der Kunſt allein ſollen bedient
haben, iſt noch nicht ausgemacht, und fuͤr den Lieb-
haber eine Nachricht, die er auf ihren Werth und
Unwerth beſtehen laͤßt. Wichtiger wird ihm der
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nochrommen (Monochromata) und ſolchen, die man

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[176/0190] Villa Aldovrandini. miſchung, Vertreibung, und gleich ebenen Gruͤn- dung brauchen: eine ſo fettige, wie das Jungfer- Wachs iſt einer reinen Behandlung nicht faͤhig, bleibt immer Schmiererei, und kann zu einer unaufloͤsli- chen Feſtigkeit nicht gelangen. Wahrſcheinlicher iſt alſo die encauſtiſche Maſſe ein harziger Firniß ge- weſen, der vor dem Auftrage zu der gehoͤrigen Fluͤſ- ſigkeit und Conſiſtenz zubereitet, in der Folge der Zeit verhaͤrtete. Wie das Feuer dabei angewandt wurde, ob vor dem Auftrage, ob nachher, iſt bis jetzt noch nicht ausgemacht: nur ſo viel iſt gewiß, bei dem Auftrage ſelbſt, um der Maſſe die Behand- lungsfaͤhigkeit, das maniable, nur auf die Zeit des Auseinandertreibens zu geben, dazu kann dieſes Ele- ment nicht gebraucht ſeyn: mithin iſt der Begriff der Encauſtik als: Einbrennungskunſt, eine Chi- maͤre. Die Alten mahlten auf Moͤrtel, Holz, Metall, Haͤute, feine Leinwand, Elfenbein, Aegyptiſches Papier u. ſ. w. Wenn wir diejenigen Farben abrechnen, die uns America in neueren Zeiten geliefert hat, ſo be- dienten ſie ſich, bis auf einige wenige nach, derſel- ben die wir noch jetzt haben. Was Plinius unter den vier Farben verſtanden wiſſen wolle, deren ſich die erſten Meiſter in der Kunſt allein ſollen bedient haben, iſt noch nicht ausgemacht, und fuͤr den Lieb- haber eine Nachricht, die er auf ihren Werth und Unwerth beſtehen laͤßt. Wichtiger wird ihm der Unterſchied zwiſchen den Gemaͤhlden, die man Mo- nochrommen (Monochromata) und ſolchen, die man Poly-

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/190>, abgerufen am 24.11.2024.