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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Medicis.

nicht, wenn sie sich im Ringen übten, daß sie sich
wie hier die Arme aus der Kugel hätten beugen
sollen.
Ich begreife nicht, wie ein so eifriger Verehrer
der Alten wie Winkelmann war, dadurch, daß er
diese Idee wieder aufwärmte, dem Urheber der
Gruppe allen Anspruch auf einen vernünftigen Zu-
sammensetzer nahm. Diese beiden jungen Herren
ringen geruhig fort, während daß ihre Brüder
und Schwestern rund um sie herum vor den Pfei-
len der Gottheiten fallen. Unwahrscheinliche, lä-
cherliche Idee! die dem Künstler darum nicht bei-
gelegt werden kann, weil diese Figuren mit den
übrigen zusammengefunden sind. Wahrscheinli-
cher ist es, daß der spätere Besitzer, ein Midas,
diese Figuren zusammensammelte, um successive
Auftritte in einem coexistirenden zu vereinigen. a)
Ueberhaupt wird man jetzt einsehen, wie wenig
aus der Nachricht, daß 13 Figuren (nämlich die
Mutter mit der jüngsten Tochter, und die beiden
Ringer, jede für eins gerechnet) zusammenge-
funden worden, für den ursprünglichen Zusam-
menhang derselben zu einem Werke, zu einem Gan-
zen nach der Idee des Künstlers bei der Verferti-
gung, gefolgert werden könne. Dieser wußte bes-
ser, daß solche weitläuftige Compositionen in run-
der Bildnerei mit Schwierigkeiten in der Ausfüh-
rung verknüpfet sind, welche die Würkung dersel-
ben auf den Zuschauer nicht sattsam belohnet. Es
findet sich auch auf den bekannten Basreliefs mit
dieser
a) Winkelmann in den Anmerkungen über die Alterthümer
in Rom: Coburg, 1784. bemerkt, daß diesen Figuren
schon von Alters her die meisten Köpfe eingesetzt worden.
Zweiter Theil. K

Villa Medicis.

nicht, wenn ſie ſich im Ringen uͤbten, daß ſie ſich
wie hier die Arme aus der Kugel haͤtten beugen
ſollen.
Ich begreife nicht, wie ein ſo eifriger Verehrer
der Alten wie Winkelmann war, dadurch, daß er
dieſe Idee wieder aufwaͤrmte, dem Urheber der
Gruppe allen Anſpruch auf einen vernuͤnftigen Zu-
ſammenſetzer nahm. Dieſe beiden jungen Herren
ringen geruhig fort, waͤhrend daß ihre Bruͤder
und Schweſtern rund um ſie herum vor den Pfei-
len der Gottheiten fallen. Unwahrſcheinliche, laͤ-
cherliche Idee! die dem Kuͤnſtler darum nicht bei-
gelegt werden kann, weil dieſe Figuren mit den
uͤbrigen zuſammengefunden ſind. Wahrſcheinli-
cher iſt es, daß der ſpaͤtere Beſitzer, ein Midas,
dieſe Figuren zuſammenſammelte, um ſucceſſive
Auftritte in einem coexiſtirenden zu vereinigen. a)
Ueberhaupt wird man jetzt einſehen, wie wenig
aus der Nachricht, daß 13 Figuren (naͤmlich die
Mutter mit der juͤngſten Tochter, und die beiden
Ringer, jede fuͤr eins gerechnet) zuſammenge-
funden worden, fuͤr den urſpruͤnglichen Zuſam-
menhang derſelben zu einem Werke, zu einem Gan-
zen nach der Idee des Kuͤnſtlers bei der Verferti-
gung, gefolgert werden koͤnne. Dieſer wußte beſ-
ſer, daß ſolche weitlaͤuftige Compoſitionen in run-
der Bildnerei mit Schwierigkeiten in der Ausfuͤh-
rung verknuͤpfet ſind, welche die Wuͤrkung derſel-
ben auf den Zuſchauer nicht ſattſam belohnet. Es
findet ſich auch auf den bekannten Basreliefs mit
dieſer
a) Winkelmann in den Anmerkungen uͤber die Alterthuͤmer
in Rom: Coburg, 1784. bemerkt, daß dieſen Figuren
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Zweiter Theil. K
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[145/0159] Villa Medicis. 1) 1) nicht, wenn ſie ſich im Ringen uͤbten, daß ſie ſich wie hier die Arme aus der Kugel haͤtten beugen ſollen. Ich begreife nicht, wie ein ſo eifriger Verehrer der Alten wie Winkelmann war, dadurch, daß er dieſe Idee wieder aufwaͤrmte, dem Urheber der Gruppe allen Anſpruch auf einen vernuͤnftigen Zu- ſammenſetzer nahm. Dieſe beiden jungen Herren ringen geruhig fort, waͤhrend daß ihre Bruͤder und Schweſtern rund um ſie herum vor den Pfei- len der Gottheiten fallen. Unwahrſcheinliche, laͤ- cherliche Idee! die dem Kuͤnſtler darum nicht bei- gelegt werden kann, weil dieſe Figuren mit den uͤbrigen zuſammengefunden ſind. Wahrſcheinli- cher iſt es, daß der ſpaͤtere Beſitzer, ein Midas, dieſe Figuren zuſammenſammelte, um ſucceſſive Auftritte in einem coexiſtirenden zu vereinigen. a) Ueberhaupt wird man jetzt einſehen, wie wenig aus der Nachricht, daß 13 Figuren (naͤmlich die Mutter mit der juͤngſten Tochter, und die beiden Ringer, jede fuͤr eins gerechnet) zuſammenge- funden worden, fuͤr den urſpruͤnglichen Zuſam- menhang derſelben zu einem Werke, zu einem Gan- zen nach der Idee des Kuͤnſtlers bei der Verferti- gung, gefolgert werden koͤnne. Dieſer wußte beſ- ſer, daß ſolche weitlaͤuftige Compoſitionen in run- der Bildnerei mit Schwierigkeiten in der Ausfuͤh- rung verknuͤpfet ſind, welche die Wuͤrkung derſel- ben auf den Zuſchauer nicht ſattſam belohnet. Es findet ſich auch auf den bekannten Basreliefs mit dieſer a) Winkelmann in den Anmerkungen uͤber die Alterthuͤmer in Rom: Coburg, 1784. bemerkt, daß dieſen Figuren ſchon von Alters her die meiſten Koͤpfe eingeſetzt worden. Zweiter Theil. K

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/159>, abgerufen am 21.11.2024.