Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.Villa Medicis. röcheln. Der Mund ist offen, die matte Zunge
klebt am Gaumen; die Augen sind halb geschlossen; die Brust hebt sich stark. Eine seiner Hände, die sich in ihrer ursprünglichen schönen Form erhalten hat, liegt unter der Brust. Der rechte Arm ruht über dem Haupte. Die Muskeln haben die äus- serste Bestimmtheit ohne die geringste Härte. Das untere Ohr ist tiefer ausgearbeitet, als das obere. Die Knörpel der Knie scheinen beinahe ein wenig zu stark angegeben zu seyn. Neu sind; die Beine und der Arm über dem Haupte. Ein fliebender Knabe. Er hält den rechten Arm ausgestreckt in die Höhe, um den Linken ist ein Theil des Gewandes geschlagen. (Fabr. nr. 10.) Daß beide Arme neu sind, wird eingestanden. Wahrscheinlich ist nur der Rumpf alt, und der Kopf aufgesetzt, denn er ist gegen den Körper zu klein, wenigstens ist er sehr beschädigt. Ueberhaupt glaube ich nicht, daß diese Figur einen Theil der ursprünglichen Gruppe ausgemacht habe. Die Umrisse haben etwas wollüstiges, weich- liches, ausgeschweiftes, das mit der bestimmten Einfalt in den bisher angezeigten Statuen contra- stirt. Auch das Gewand ist in Vergleichung mit den übrigen zu wolligt, und abwechselnd in dem Faltenschlage. Der Rumpf ist gut. Noch ein fliebender Sohn (Fabr. nr. 8.) ist nicht recht gestellt. Man müßte ihn von hinten zu sehen, und man sieht ihn von vorn. Dieser vor- dere Theil ist vernachläßigt. Das Gesicht ist häß- lich geflickt: Der rechte Arm ist neu. Er gehört zur Gruppe. Ein verwundeter Sohn, der sinkend sich zu halten sucht, das Knie auf den Boden, den rech- ten Arm in die Seite stemmt, und den andern Arm und Villa Medicis. roͤcheln. Der Mund iſt offen, die matte Zunge
klebt am Gaumen; die Augen ſind halb geſchloſſen; die Bruſt hebt ſich ſtark. Eine ſeiner Haͤnde, die ſich in ihrer urſpruͤnglichen ſchoͤnen Form erhalten hat, liegt unter der Bruſt. Der rechte Arm ruht uͤber dem Haupte. Die Muskeln haben die aͤuſ- ſerſte Beſtimmtheit ohne die geringſte Haͤrte. Das untere Ohr iſt tiefer ausgearbeitet, als das obere. Die Knoͤrpel der Knie ſcheinen beinahe ein wenig zu ſtark angegeben zu ſeyn. Neu ſind; die Beine und der Arm uͤber dem Haupte. Ein fliebender Knabe. Er haͤlt den rechten Arm ausgeſtreckt in die Hoͤhe, um den Linken iſt ein Theil des Gewandes geſchlagen. (Fabr. nr. 10.) Daß beide Arme neu ſind, wird eingeſtanden. Wahrſcheinlich iſt nur der Rumpf alt, und der Kopf aufgeſetzt, denn er iſt gegen den Koͤrper zu klein, wenigſtens iſt er ſehr beſchaͤdigt. Ueberhaupt glaube ich nicht, daß dieſe Figur einen Theil der urſpruͤnglichen Gruppe ausgemacht habe. Die Umriſſe haben etwas wolluͤſtiges, weich- liches, ausgeſchweiftes, das mit der beſtimmten Einfalt in den bisher angezeigten Statuen contra- ſtirt. Auch das Gewand iſt in Vergleichung mit den uͤbrigen zu wolligt, und abwechſelnd in dem Faltenſchlage. Der Rumpf iſt gut. Noch ein fliebender Sohn (Fabr. nr. 8.) iſt nicht recht geſtellt. Man muͤßte ihn von hinten zu ſehen, und man ſieht ihn von vorn. Dieſer vor- dere Theil iſt vernachlaͤßigt. Das Geſicht iſt haͤß- lich geflickt: Der rechte Arm iſt neu. Er gehoͤrt zur Gruppe. Ein verwundeter Sohn, der ſinkend ſich zu halten ſucht, das Knie auf den Boden, den rech- ten Arm in die Seite ſtemmt, und den andern Arm und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0155" n="141"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Villa Medicis.</hi> </fw><lb/> <note next="#seg2pn_5_6" xml:id="seg2pn_5_5" prev="#seg2pn_5_4" place="foot" n="1)">roͤcheln. Der Mund iſt offen, die matte Zunge<lb/> klebt am Gaumen; die Augen ſind halb geſchloſſen;<lb/> die Bruſt hebt ſich ſtark. Eine ſeiner Haͤnde, die<lb/> ſich in ihrer urſpruͤnglichen ſchoͤnen Form erhalten<lb/> hat, liegt unter der Bruſt. Der rechte Arm ruht<lb/> uͤber dem Haupte. Die Muskeln haben die aͤuſ-<lb/> ſerſte Beſtimmtheit ohne die geringſte Haͤrte. Das<lb/> untere Ohr iſt tiefer ausgearbeitet, als das obere.<lb/> Die Knoͤrpel der Knie ſcheinen beinahe ein wenig<lb/> zu ſtark angegeben zu ſeyn. Neu ſind; die Beine<lb/> und der Arm uͤber dem Haupte.<lb/><hi rendition="#fr">Ein fliebender Knabe</hi>. Er haͤlt den rechten<lb/> Arm ausgeſtreckt in die Hoͤhe, um den Linken iſt<lb/> ein Theil des Gewandes geſchlagen. (<hi rendition="#aq">Fabr. nr.</hi> 10.)<lb/> Daß beide Arme neu ſind, wird eingeſtanden.<lb/> Wahrſcheinlich iſt nur der Rumpf alt, und der<lb/> Kopf aufgeſetzt, denn er iſt gegen den Koͤrper zu<lb/> klein, wenigſtens iſt er ſehr beſchaͤdigt.<lb/> Ueberhaupt glaube ich nicht, daß dieſe Figur<lb/> einen Theil der urſpruͤnglichen Gruppe ausgemacht<lb/> habe. Die Umriſſe haben etwas wolluͤſtiges, weich-<lb/> liches, ausgeſchweiftes, das mit der beſtimmten<lb/> Einfalt in den bisher angezeigten Statuen contra-<lb/> ſtirt. Auch das Gewand iſt in Vergleichung mit<lb/> den uͤbrigen zu wolligt, und abwechſelnd in dem<lb/> Faltenſchlage. Der Rumpf iſt gut.<lb/><hi rendition="#fr">Noch ein fliebender Sohn</hi> (<hi rendition="#aq">Fabr. nr.</hi> 8.) iſt<lb/> nicht recht geſtellt. Man muͤßte ihn von hinten zu<lb/> ſehen, und man ſieht ihn von vorn. Dieſer vor-<lb/> dere Theil iſt vernachlaͤßigt. Das Geſicht iſt haͤß-<lb/> lich geflickt: Der rechte Arm iſt neu. Er gehoͤrt<lb/> zur Gruppe.<lb/><hi rendition="#fr">Ein verwundeter Sohn</hi>, der ſinkend ſich zu<lb/> halten ſucht, das Knie auf den Boden, den rech-<lb/> ten Arm in die Seite ſtemmt, und den andern Arm<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw></note><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [141/0155]
Villa Medicis.
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1) roͤcheln. Der Mund iſt offen, die matte Zunge
klebt am Gaumen; die Augen ſind halb geſchloſſen;
die Bruſt hebt ſich ſtark. Eine ſeiner Haͤnde, die
ſich in ihrer urſpruͤnglichen ſchoͤnen Form erhalten
hat, liegt unter der Bruſt. Der rechte Arm ruht
uͤber dem Haupte. Die Muskeln haben die aͤuſ-
ſerſte Beſtimmtheit ohne die geringſte Haͤrte. Das
untere Ohr iſt tiefer ausgearbeitet, als das obere.
Die Knoͤrpel der Knie ſcheinen beinahe ein wenig
zu ſtark angegeben zu ſeyn. Neu ſind; die Beine
und der Arm uͤber dem Haupte.
Ein fliebender Knabe. Er haͤlt den rechten
Arm ausgeſtreckt in die Hoͤhe, um den Linken iſt
ein Theil des Gewandes geſchlagen. (Fabr. nr. 10.)
Daß beide Arme neu ſind, wird eingeſtanden.
Wahrſcheinlich iſt nur der Rumpf alt, und der
Kopf aufgeſetzt, denn er iſt gegen den Koͤrper zu
klein, wenigſtens iſt er ſehr beſchaͤdigt.
Ueberhaupt glaube ich nicht, daß dieſe Figur
einen Theil der urſpruͤnglichen Gruppe ausgemacht
habe. Die Umriſſe haben etwas wolluͤſtiges, weich-
liches, ausgeſchweiftes, das mit der beſtimmten
Einfalt in den bisher angezeigten Statuen contra-
ſtirt. Auch das Gewand iſt in Vergleichung mit
den uͤbrigen zu wolligt, und abwechſelnd in dem
Faltenſchlage. Der Rumpf iſt gut.
Noch ein fliebender Sohn (Fabr. nr. 8.) iſt
nicht recht geſtellt. Man muͤßte ihn von hinten zu
ſehen, und man ſieht ihn von vorn. Dieſer vor-
dere Theil iſt vernachlaͤßigt. Das Geſicht iſt haͤß-
lich geflickt: Der rechte Arm iſt neu. Er gehoͤrt
zur Gruppe.
Ein verwundeter Sohn, der ſinkend ſich zu
halten ſucht, das Knie auf den Boden, den rech-
ten Arm in die Seite ſtemmt, und den andern Arm
und
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